Corona-Zahlen explodieren, doch Thüringen pennt beim Impfen – hier hapert es besonders

Das Coronavirus wütet in Thüringen besonders stark. Derzeit hat das Bundesland die höchste 7-Tage-Inzidenz. Trotzdem kommt Thüringen beim Impfen kaum voran. Die genauen Zahlen offenbaren die Schwachstelle.

842.455 Menschen haben in Deutschland eine erste Impfung gegen Covid-19 erhalten (Stand: 14. Januar). Bei mehr als 80 Millionen Einwohnern ist das nicht viel – vor allem im Vergleich mit dem Rekordhalter Israel. Dort sollen bereits 23,56 Prozent der Bevölkerung geimpft sein.

Die Impfquoten sind nicht nur im internationalen Vergleich extrem unterschiedlich. Auch ein Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigt: In manchen schreiten die Impfungen wesentlich schneller voran als in anderen. Am meisten geimpft wurde bislang in Bayern (167.915 Menschen) und Nordrhein-Westfalen (142.066 Menschen), am wenigsten in Thüringen (14.045), im Saarland (12.243) und in Bremen (8890).

Höchste Infektionszahlen, niedrigste Impfquote

Es ist nicht verwunderlich, dass die einwohnerstärksten Bundesländer in dieser Statistik ganz vorne liegen und Länder mit geringer Einwohnerzahl die Schusslichter bilden. Doch auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl bildet Thüringen das Schlusslicht. Pro 1000 Einwohnern wurden dort bislang nicht einmal 7 Menschen geimpft – und das, obwohl die Impfungen gerade dort dringend nötig wären.

Denn Thüringen hat aktuell die höchste 7-Tage-Inzidenz in ganz Deutschland und damit Sachsen als Corona-Hotspot Nummer eins abgelöst. Innerhalb der letzten sieben Tage haben sich pro 100.000 Einwohner im Schnitt 310 Menschen neu mit Sars-CoV-2 infiziert. In keinem anderen Bundesland sind es mehr. Sachsen folgt derzeit mit dem zweithöchsten Wert von 292.

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Thüringen: 14 Impfzentren nun geöffnet

Zur Bekämpfung der Pandemie sind in Thüringen nicht mehr nur mobile Teams unterwegs, die Bewohner und Mitarbeiter in Pflegeheimen impfen. Auch 14 zentrale Impfstellen haben am 13. Januar ihren Betrieb aufgenommen, unter anderem in Weimar, Jena, Eisenach, Erfurt, Gera, Sonneberg und Bad Langensalz. Geplant sind insgesamt 29 Impfzentren.

Andere Bundesländer hatten ihre Impfzentren teilweise schon Ende Dezember in Betrieb genommen. Trotzdem steht Thüringen im Ländervergleich in diesem Punkt nicht unbedingt schlecht da: Nachbarland Hessen, das sowohl von seiner Fläche als auch Einwohnerzahl größer ist, hat mit 28 Impfzentren sogar eine Anlaufstelle weniger aufgebaut als Thüringen. Noch ist dort keines offen. Die ersten sechs werden voraussichtlich erst am 19. Januar starten. In Nordrhein-Westfalen werden die Impfzentren erst im Februar öffnen.

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    3200 Impfungen sollen noch im Laufe dieser Woche in den 14 Thüringer Impfzentren stattfinden. So viele Menschen haben einen entsprechenden Termin vereinbart. Weitere 40.000 haben einen Erst- und Folgetermin für die kommenden Wochen erhalten. Das teilte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) mit, die die Impfkampagne mit Ausnahme der Krankenhäuser koordiniert.

    Pro Impfstelle sind laut KV vorerst 72 Impfungen pro Tag geplant. Wenn mehr Impfstoff vorrätig sei, könnten diese Kapazitäten massiv hochgefahren werden, versichert die Vorsitzende. Damit könnte Thüringen seinen Rückstand in den nächsten Wochen aufholen.

    Kaum Senioren in Pflegeheimen geimpft

    Die Impfzentren scheinen also nicht das Problem zu sein. Woran hapert es dann in Thüringen? Auffallend sind die wenigen Impfungen von Pflegeheim-Bewohnern. Geimpft wird dort seit zwei Wochen. In der Zeit haben laut Daten des Robert-Koch-Instituts nur 1491 Bewohner eine Impfung erhalten. Insgesamt leben in Thüringen rund 27.000 Senioren im Pflegeheim. RKI, Stand: 14.01.21 Die Verimpfung der zugelassenen Impfstoffe läuft bisher schleppend

    Damit belegt Thüringen auch in dieser Kategorie den letzten Platz im Deutschland-Vergleich: In allen anderen Bundesländern sind weitaus mehr Heimbewohner geimpft. An zweitletzter Stelle steht Brandenburg mit 2545, dann Bremen mit 3420 und das Saarland mit 4124 geimpften Bewohnern. Am besten steht in dieser Kategorie Nordrhein-Westfalen da, wo bislang mehr als 75.000 Heimbewohner geimpft wurden.

    In Thüringen wird vonseiten der CDU Kritik an der Organisation in den Pflegeheimen laut. Fraktionsvorsitzender Mario Voigt sagt im Gespräch mit "MDR Thüringen": "Viele Pflegeheime sind alleine gelassen worden. Wohlfahrtsverbände beschweren sich, dass es einfach kein koordiniertes Vorgehen gibt." Seine Partei fordert "regionale Koordinatoren", die Pflegeheime bei der Bürokratie unterstützen.

    Die meisten der bislang in Thüringen durchgeführten Impfungen fallen in die Kategorie "Berufliche Indikation". Dazu zählen etwa Ärzte und Pflegekräfte. Von ihnen haben sich fast 11.000 impfen lassen. Damit liegt Thüringen noch vor Hamburg, Bremen und dem Saarland.

    So geht es weiter: Impfstoff von Moderna ab Februar

    Zunächst wird in Thüringen der Impfstoff des Herstellers Biontech genutzt. Das am Dienstag erstmals angelieferte Präparat der US-Firma Moderna soll ab 3. Februar zum Einsatz kommen, wenn die restlichen 15 Zentren ihre Arbeit aufnehmen. Bei beiden Impfstoffen sind zwei Einzelimpfungen zur Immunisierung erforderlich. Wegen des knapp bemessenen Impfstoffs werden wie in den anderen Bundesländern zunächst nur bestimmte Bevölkerungsgruppen geimpft, darunter Menschen über 80 Jahre.

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