Wie Sparer Entscheidungen treffen

Hätten Sie lieber jetzt fünf Euro – oder zehn Euro in einem Monat? Beide Entscheidungen haben Vor- und Nachteile. Wer wartet, wird mit der doppelten Summe belohnt. Aber wer weiß, was in einem Monat ist? Ist es nicht schlauer, jetzt in ein Eis zu investieren, solange noch die Sonne scheint? US-Forscher haben Studienteilnehmer genau vor dieses Dilemma gestellt. Sie wollten so herausfinden, wie Sparer Entscheidungen treffen.

Aktien zu kaufen oder einen Bausparvertrag abzuschließen ist natürlich deutlich komplexer als das Experiment. Aber hinter beidem steckt eine ähnliche Idee: Der Sparer verzichtet heute auf etwas, um in Zukunft mehr zu haben. Vorherige Studien waren davon ausgegangen, dass Sparer besonders lange über ihre Entscheidung nachdenken und die Vor- und Nachteile gründlich gegeneinander abwägen.

Die aktuelle Untersuchung widerspricht dieser Annahme, wie das Forschungsteam von der Duke University im Fachblatt „Nature Human Behaviour“ berichtet. Demnach hätten die Sparer ihre Entscheidungen deutlich schneller getroffen als diejenigen, die sofort die geringere Summe nahmen. Meist innerhalb weniger Sekunden.

Sparer: Fokussiert und entscheidungsfreudig

„Geduldige Menschen machen nicht mehr analytische Arbeit“, sagt Scott Huettel, Co-Autor der Studie. „Sie treffen diese Entscheidungen tatsächlich am schnellsten.“ Sparer seien auch nicht unbedingt widerstandsfähiger gegenüber Verführungen, sondern nur fokussierter.

Für die Studie hatten die Forscher insgesamt 217 Menschen bei ihrer Entscheidung beobachtet und dabei mit Kameras genau analysiert, wie sich ihre Augen bewegten. Die versprochene Summe variierte dabei ebenso wie die Wartezeit. Mithilfe der Kameras konnten die Forscher in jedem Moment feststellen, welche Informationen für die Testperson gerade am wichtigsten erschienen. Es zeigte sich, dass der Blick der Sparer fast ausschließlich zwischen den einzelnen Summen hin- und her schweifte. Andere Informationen blendeten sie eher aus, etwa darüber, wann sie das Geld tatsächlich bekommen würden.

Die Studie hat allerdings auch Schwächen. So ist beispielsweise unklar, ob die Sparer in dem Experiment auch im wahren Leben ihr Geld zusammenhalten. Außerdem ist die Zusammensetzung der Studienteilnehmer nicht repräsentativ, weil ausschließlich junge Menschen teilnahmen. Das Durchschnittalter lag bei 21 Jahren.


Wer hat’s bezahlt? Die Studie wurde unterstützt durch die US-Stiftung The National Endowment for Financial Education (NEFE), die finanzielle Beratung fördert, sowie durch das Förderprojekt für Nachwuchsforscher National Science Foundation Graduate Research Fellowship.


Laut den Forschern könnten die Studienergebnisse dennoch helfen, mehr Menschen zum Sparen zu motivieren. „Sich auf die lange Wartezeit zu fokussieren, kann überfordern“, sagt Autorin Dianna Amasino, die ebenfalls an der Studie mitgearbeitet hat. „Sich auf die Einnahmen und Investitionen zu konzentrieren, kann dagegen motivierend wirken.“

Welches Vermögen sich anhäufen lässt, wenn auf Alltagsgewohnheiten wie Coffee to go verzichtet wird, lesen Sie hier. Ein weiteres Argument fürs Sparen: Laut einer Studie aus dem Jahr 2013 macht Selbstkontrolle glücklich. Wer sich ab und an eine Verlockung verkneift, ist demnach im Schnitt zufriedener.

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