Kaum fällt der Stress ab – am Wochenende oder im Urlaub – und plötzlich ist man krank. Einige werden dieses Phänomen kennen. Es nennt sich „Leisure Sickness“, also Freizeit-Krankheit. Was dahintersteckt und was hilft.
Die Koffer sind gepackt und es kann losgehen. Doch kaum fällt der Druck von Arbeit oder Haushalt ab, werden Betroffene krank. Von allgemeiner Schlappheit, Muskelschmerzen, Husten, Schnupfen oder Migräne reicht das Spektrum der Beschwerden. „Leisure Sickness“ nennt sich dieses Phänomen.
Jeder Fünfte von „Leisure Sickness“ betroffen
Eine Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Internationalen Hochschule Bad Honnef/ Bonn (IUBH) ergab 2017, dass 22 Prozent der mehr als 2000 Befragten in ihrem Leben bereits an „Leisure Sickness“ erkrankt waren. Damit ist jeder Fünfte betroffen.
„Dies ist die erste deutsche Studie, die tatsächlich feststellt, wie viele Personen von dem Phänomen betroffen sind. Dass es jeder fünfte Deutsche ist, hätten wir nicht erwartet,“ sagte Claudia Möller, Professorin an der IUBH, zu dem Ergebnis. Eine ältere Studie um den niederländischen Psychologen Ad Vingerhoets kam vor etwa 20 Jahren auf das deutlich geringere Ergebnis von drei Prozent.
Psyche, Immunsystem, anderer Fokus: Drei Erklärungsansätze
Die genaue Ursache ist noch nicht geklärt. Aber drei mögliche Erklärungsansätze werden diskutiert. Die niederländischen Forscher führten „Leisure Sickness“ auf psychosomatische Symptome zurück. Demnach könnten Betroffene, meist Führungskräfte und „Workaholics“, nicht vom Arbeits- in den Freizeitmodus wechseln bzw. fühlten sich schuldig, nicht erreichbar zu sein. Die Psyche strahle dann ins Körperliche aus.
Wieder andere erklären „Leisure Sickness“ mit einer Reaktion des Immunsystems. Unter Daueranspannung ist auch der Adrenalinspiegel durchgehend erhöht und das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren. „Sobald der Adrenalinspiegel sinkt, will sich auch das Immunsystem endlich erholen“, erklärte Julia Scharnhorst vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen gegenüber FOCUS online . Viren und Bakterien könnten den Körper in der Folge einfacher angreifen.
Als dritte Erklärung nennt „ Netdoktor “ noch, dass sich die Körperwahrnehmung im Urlaub verändere. Durch mehr Zeit schenke man auch kleinen Zimperlein mehr Aufmerksamkeit.
Das hilft gegen „Leisure Sickness“
Damit Sie Ihren Urlaub genießen können und nicht mit „Leisure Sickness“ im Bett liegen müssen, können laut IUBH folgende Tipps helfen:
- Urlaub entspannt planen und verbringen: Lieber weniger Aktivitäten buchen und spontan entscheiden, wie Sie Ihre Freizeit gestalten wollen.
- Smartphone ausschalten: Die ständige Erreichbarkeit kann (auch unterbewusst) belastend sein. Lieber Smartphone, Laptop und andere Medien ausschalten und vor allem keine Arbeitsmails etc. checken.
- Zu Beginn des Urlaubs eine Pause einlegen: Der Anreisetag ist oftmals erschöpfend. Nehmen Sie sich die Zeit und kommen Sie am Urlaubsort an. Gehen Sie ruhig früh schlafen, dann starten Sie viel erholter in den nächsten Tag bzw. den Urlaub.
- Schon dem Urlaub ein wenig runterfahren: Berufstätige neigen dazu, vor dem Urlaubsbeginn so viel wie möglich abzuarbeiten, auch Überstunden werden billigend in Kauf genommen. Haben Sie keine Angst vor dem Unerledigten! Nur so können Sie zufrieden in den Urlaub starten.
Um der Leisure-Krankheit generell vorzubeugen, empfiehlt Psychologin Scharnhorst, Erholungsphasen in den Alltag einzubauen. „Auch Ausdauersport baut Stresshormone ab.“ In ihre Praxis kommen regelmäßig Betroffene. „Viele bekommen bereits Migräne, wenn sie am Wochenende nur mal ausschlafen.“ Aus diesem Kreislauf kommen Betroffene nur mit viel Geduld wieder heraus. Denn je weniger sie entspannen, desto schwerer fällt es ihnen. Sie müssen die Fähigkeit abzuschalten wieder neu lernen.
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