Allergie-Experte: Was Heuschnupfen noch schlimmer macht – und wie du ihn behandelst

Schon seit Mitte Februar plagen Pollen Allergiker wieder. Daran sind auch die hohen Temperaturen und der geringe Niederschlag schuld. Doch es gibt noch weitere Faktoren, die beeinflussen, wie stark ein Heuschnupfen ausgeprägt ist: zum Beispiel der Wohnort.

Etwa zwölf Millionen Menschen in Deutschland leiden an Heuschnupfen. Das hat der Polleninformationsdienst ermittelt. Mehr als eine Million davon sind laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts Kinder und Jugendliche. Und in diesem Jahr ging es für die Pollengeplagten gleich zu Beginn richtig los.

Die Pollensaison startete früh und stark, wie Torsten Zuberbier von der Charité Berlin bestätigt. Dafür haben hohe Temperaturen, viel Sonne und wenig Regen im Februar gesorgt.

„Für Bäume und Pflanzen ist das ideales Wachstumswetter“, sagt Zuberbier, der die Allergiefolgenforschung der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité leitet. Besonders Erlenpollen erreichten hohe Konzentrationen. Die Deutsche Stiftung Polleninformationsdienst spricht von „selten beobachteten Niveaus“, vor allem in Nord- und Westdeutschland.

„Jetzt steht die Birke in den Startlöchern“, sagt Zuberbier. Wenn schon Kätzchen an den Bäumen zu sehen sind, ist das ein Zeichen dafür, dass auch hier bald die Pollen fliegen.

Folgen des Klimawandels plagen Allergiker

Seit Jahren wird die Schonzeit für Allergiker tendenziell immer kürzer, der Pollenflug immer intensiver. Schuld daran ist unter anderem der Klimawandel. Denn durch einen frühlingshaften Februar wie in diesem Jahr blühen die Pflanzen früher und der pollenfreie Winter ist schneller vorbei. Zudem hält die Saison meist auch länger an.

Manche Pflanzen produzieren darüber hinaus mehr Pollen, wenn mehr CO2 in der Luft ist, wie Claudia Traidl-Hoffmann vom Institut für Umweltmedizin des Helmholtz-Zentrums München berichtet. Auch Umweltgifte, wie Ozon, Feinstaub oder Stickoxide, sollen allergische Reaktionen verschlimmern, weil sie Traidl-Hoffman zufolge Pollen verändern und aggressiver machen.

Belastung ist in Städten oft höher

In Städten sind Allergiegeplagte daher oft schlechter dran als auf dem Land. Wissenschaftler der Technischen Universität und des Helmholtz-Zentrums München bestätigten das in einer Studie beispielhaft. Sie zeigten, dass die Luft in München mehr und aggressivere Pollen enthielt als die Luft in Davos und zeigten zudem, dass auch Keime Blütenpollen offenbar aggressiver werden lassen.

Neben Luftschadstoffen stehen andere Stressfaktoren wie Bodenschadstoffe, Asphaltversiegelung und Nährstoffmangel ebenfalls unter Verdacht, Pflanzen in der Stadt dazu zu bringen, mehr und aggressivere Pollen zu produzieren, heißt es es auf den Seiten von Lungenärzten im Netz. 

Zudem können Umweltgifte oder Schadstoffe wie Zigarettenrauch die Atemwege selbst negativ beeinflussen, dort Entzündungen hervorrufen, Allergien begünstigen oder verstärken. Eine Untersuchung des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit bei München zeigt etwa am Mausmodell: Atmeten die Tiere Feinstaub ein, bevor sie einem Allergen ausgesetzt waren, verschlimmerte sich ihre allergische Reaktion.

Weniger Pollen im Gebirge und an Küsten

Während Allergiker in der Stadt oft mit mehr und aggressiveren Pollen zu kämpfen haben, geht es ihnen im Gebirge, oberhalb von 2000 Metern, und in Küstenbereichen bzw. Inseln, zum Beispiel an Nord- und Ostsee, oft besser.

Wie kommt eine Allergie zustande?

Wodurch eine Allergie letztlich verursacht wird, ist bis heute nicht ganz klar. Als Faktoren, die eine Rolle spielen, gelten neben der genannten Luftverschmutzung unter anderem Hygiene, die Gene oder das Nicht-Stillen von Babys.   

Blütenstaub ist eigentlich harmlos, das sensibilisierte Immunsystem von Allergikern schaltet dennoch beim Kontakt mit den kleinen, fliegenden Allergieauslösern auf Abwehr.

Woran erkennen Sie eine Allergie?

Eine juckende, laufende Nase und gerötete Augen sind die Folgen. Von einer Erkältung unterscheiden, lässt sie sich Zuberbier zufolge etwa durch die Dauer: Eine Erkältung kommt oft schlagartig, bleibt aber nicht so lange wie eine Allergie. Wenn die Nase läuft und kribbelt und die Symptome mehr als sieben Tage anhalten, deutet das auf eine Allergie hin. Auch ist der Schleim bei einer Erkältung oft gelblich, bei einer Allergie farblos und wässrig.

Wie sollten Sie die Allergie behandeln?

Allergiker sollten auf jeden Fall etwas tun, rät Allergologe Zuberbier, denn durch die Allergie könne die Leistungsfähigkeit sinken, die Gefahr steige, Unfälle zu verursachen.

Ein Besuch beim Arzt ist daher ratsam. „Es gibt mittlerweile gute Medikamente, die auch über lange Zeit gut verträglich“, erklärt Zuberbier. Diese sogenannten Anti-Histaminika sorgen dafür, dass der Botenstoff Histamin, der typische Allergiereaktionen hervorruft, nicht mehr ausgeschüttet wird.

Anti-Histaminika haben den Ruf, müde zu machen. Das sei heute jedoch nicht mehr bei allen Produkten der Fall, sagt der Allergologe.

Wenn die Nase verstopft ist, rät Zuberbier zudem zu einer Cortisontherapie. Cortison ist ein entzündungshemmendes Hormon, das die Nebennierenrinde im Körper bildet. Allerdings sollten Allergiegeplagte dem Mediziner zufolge ihre Beschwerden nicht mit Cortisontabletten oder -spritzen behandeln, sondern mit einem Cortisonnasenspray.

Durch einfache Maßnahmen können sich Allergiker Zuberbier zufolge zudem selber helfen, indem sie zum Beispiel ein Pollengitter am Fenster anbringen, salzhaltige Nasensprays oder eine Nasendusche am Abend nutzen. Auch sollten Betroffene Schalfzimmerfenster über Nacht geschlossen halten und Wäsche während der Zeit des Pollenflugs nicht draußen aufhängen.

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