70.000 Mal wurde der Post, den Nina Magdalena Böhmer auf Facebook verfasst hat, schon geteilt. Und er verbreitet sich weiter unaufhaltsam in den sozialen Medien. Wenn ein solcher Beitrag viral geht – seltsamer Ausdruck in diesen Tagen –, ist das immer ein untrügliches Zeichen dafür, dass er einen Nerv getroffen hat. Der Text von Böhmer trifft vor allem jene, die im Gesundheitssystem arbeiten, die sich auf die große Welle von Covid-19-Patienten vorbereiten oder jetzt schon damit konfrontiert sind.
Böhmer ist Krankenschwester in Berlin und hat auf Facebook ihrem Ärger Luft gemacht. Ärger über die fehlende Ausrüstung, schlechte Bezahlung, miese Arbeitsbedingungen und den manchmal heuchlerisch wirkenden Dank aus der Bevölkerung, der dem Krankenhauspersonal jetzt zuteil wird. In einigen Städten stellen sich Menschen auf ihre Balkone und klatschen Beifall für die Mitarbeiter im Gesundheitswesen.
Fassen wir mal zusammen.
Erst sollen wir einen Mundschutz und Schutzkittel für mehrere Patienten benutzen.
Wir sollen…
Kritik an Robert Koch-Institut und Jens Spahn
Eine schöne Geste – aber nicht genug, meint Nina Magdalena Böhmer. „Euer Klatschen könnt ihr euch sonst wo hinstecken ehrlich gesagt …Tut mir leid es so zu sagen, aber wenn ihr helfen wollt oder zeigen wollt wie viel wir Wert sind dann helft uns für bessere Bedingungen zu kämpfen!“, schreibt sie.
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Das Gesundheitssystem kommt wegen der Ausbreitung des Coronavirus an die Grenzen seiner Belastbarkeit, das bekommen Menschen wie Böhmer jetzt schon zu spüren. In ihrem Facebook-Eintrag berichtet sie, dass sie und ihre Kolleginnen die gleiche Schutzausrüstung bei mehreren Patienten nutzen müssen, dass sie auch nach Kontakt zu Covid-19-Patienten weiterarbeiten sollen. „Und jetzt müssen wir nicht mehr in Quarantäne nach Kontakt, wir können schon früher zur Arbeit gerufen werden, sagt das RKI! Diejenigen die hier empfehlen das am besten Alle zu Hause bleiben sollen wegen dem gefährlichen Virus!“, fügt sie an.
Klatschen für Krankenschwestern? „Unterschreibt lieber eine Petition“
Harte Kritik übt sie auch an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. „Wir sollen jetzt die Helden sein und werden so behandelt? Eigentlich sollten genau jetzt alle Pflegekräfte ihren Job kündigen!“, schreibt Böhmer. „Das macht mich so wütend! Wir sind doch keine andere Gattung von Mensch, wir haben doch keine Superkräfte. Und wir können so viele andere anstecken“, führt Böhmer in einem Beitrag für den „Tagesspiegel“ weiter aus.
Applaus von den Balkonen reicht ihr nicht, der Job müsse besser bezahlt werden, meint sie. „Ich weiß, er ist als nette Geste gemeint. Aber glaubt mir: Es verändert absolut nichts“, schreibt sie im „Tagesspiegel“. „Wenn ihr uns helfen wollt, dann klatscht nicht, singt nicht, unterschreibt lieber eine Online-Petitionen und wählt Parteien, die sich für uns einsetzen. Ich verrate nur so viel: Jens Spahn ist es nicht.“
Quellen: Nina Magdalena Böhmer auf Facebook / „Tagesspiegel“
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