Wegen kostenpflichtigen Schnelltests: Behörden befürchten steigende Zahl an Fälschungen

Menschen, die sich nicht impfen lassen können, Schwangere sowie Kinder von 12 bis 17 Jahren können nach wie vor kostenlos einen Corona-Schnelltest machen. Alle anderen, die sich auf das Virus testen lassen möchten, müssen nun aber für einen Schnelltest bezahlen.

Testergebnisse werden in vielen Fällen als PDF-Dateien ausgestellt. Allerdings sind diese nicht sehr sicher vor Fälschungen. Das Ausstelldatum, der Name und sogar das Testergebnis können ohne große Mühe verändert werden. 

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Mehrere Behörden sind deshalb besorgt. Das Münchner Gesundheitsreferat sagt etwa, die zahlungspflichtigen Tests könnten in Zukunft "zu vermehrten Betrugsfällen führen". Das Bayerische Gesundheitsministerium erklärt, dass man die Situation genau beobachte und die Problematik gegebenenfalls auch im Bund ansprechen werde. 

Fälschungen bei Testergebnissen: Bundesgesundheitsministerium verweist auf Corona-Apps

Das Bundesgesundheitsministerium, das für Regelung der Schnelltests zuständig ist, sagt bloß, dass inzwischen zunehmend Schnelltestergebnisse über die Cov-Pass-App und die Corona-Warn-App ausgegeben würden. Manipulationen seien hier sehr viel schwerer möglich. Mit den Apps existiere "ein wirksames Instrument, die Gültigkeit von digitalen Testzertifikaten zu überprüfen".

Tatsächlich können Getestete jedoch selbst entscheiden, auf welchem Weg sie ihr Testergebnis erhalten. PDF-Dateien sind meistens möglich und von der Bundesregierung auch so gewollt. Denn: Wer kein Smartphone besitzt oder keine der Corona-App herunterladen möchte, der soll genauso an der Gesellschaft teilhaben können.

Kritik an Schnelltest-Konzept

Das Risiko, dass Testergebnisse gefälscht werden, ist also durchaus eine aufblühende Thematik. Die Grünen fordern, dass die Ergebnisse nur noch über die entsprechenden Apps oder einen fälschungssicheren QR-Code ausgegeben werden. "Mit einer bloßen Bescheinigung wird dem Betrug Tür und Tor geöffnet", so die gesundheitspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Grünen, Kordula Schulz-Asche. Durch die nunmehr kostenpflichtigen Schnelltests drohe hier eine "große Gefahr". Spätestens seit dem Beschluss, die Tests kostenpflichtig zu machen, bestehe Handlungsbedarf. 

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen warnt, die Umstellung komme zu früh. "Ohne Gratistests werden wir weniger Testergebnisse bekommen, mehr Infektionen werden unerkannt bleiben", sagt Dahmen. "Wir laufen in eine Schattenpandemie." Statt kostenlose Tests zu streichen, sollten sie mit der Impfkampagne verknüpft werden. "Wer eine Impfberatung annimmt, sollte im Gegenzug einen Gratistest bekommen." 

Kritik kommt auch vom Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses, Erwin Rüddel (CDU). Er ist der Ansicht, man müsse dem Betrug "zügig einen Riegel vorschieben". Wer fälscht, würde schließlich Menschen gefährden, die sich durch das Zertifikat in Sicherheit wiegen. Ähnlich sieht es Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner. Sie sagt: "Ich habe null Verständnis dafür, wenn jemand ein Testzertifikat fälscht. Es geht ja nicht nur darum, dass Urkundenfälschung eine Straftat ist, wo es empfindliche Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen geben kann. Viel schlimmer ist für mich, dass man Menschen gefährdet und billigend in Kauf nimmt, dass Menschen sich anstecken, schwer erkranken und vielleicht sogar sterben können."

Kosten für Schnelltests unbekannt

Wie viel Getestete künftig für einen Schnelltest zahlen müssen, ist noch nicht klar. Bisher erhalten Anbieter pro Schnelltest eine Vergütung von 11,50 Euro, für genauere PCR-Tests sind es etwa 43 Euro. Für Selbstzahler sind diese aber oft teurer. Für Schnelltests, die nicht als "Bürgertest" abgerechnet wurden, variierten die bisherigen Kosten nach Angaben der Verbraucherzentrale zwischen 18 und 40 Euro.

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