"Viele Hände, schnelles Ende": BASF impft als erstes Unternehmen Deutschlands eigene Mitarbeiter

Am BASF-Standort Ludwigshafen startete am Mittwoch das erste Unternehmen Deutschlands damit, betriebsintern seine Mitarbeiter zu impfen. Wie hat der Chemiekonzern das hinbekommen? Prof. Dr. Stefan Lang, Chief Medical Officer bei BASF, hat dem stern ein paar Fragen beantwortet.

BASF hat ein eigenes Impfzentrum auf seinem Betriebsgelände in Ludwigshafen eingerichtet. Wie ist die Idee dazu entstanden?
Wir haben sehr viel Erfahrung mit betrieblichen Impfungen: Seit 1990 bieten wir beispielsweise regelmäßig Grippeschutzimpfungen im großen Stil an. Wir machen pro Jahr etwa 10.000 Impfungen, da sind auch viele Reiseimpfungen dabei. Letztes Jahr haben wir alleine 10.000 Grippeschutzimpfungen verabreicht. Als uns Ende des Jahres 2020 klar wurde, dass eine Immunisierung der Bevölkerung nur mit öffentlichen Impfzentren kaum möglich sein wird, haben wir im Januar 2021 der Landes- und Bundesregierung angeboten, die Impfkampagne zu unterstützen. Wir erhielten im März die Beauftragung als Impfzentrum und können jetzt nach Fertigstellung unseres Impfzentrums die Impfgruppe 2, also Mitarbeiter z. B. mit schweren Vorerkrankungen, Impfungen anbieten. Wir halten uns ganz strikt an die Impfreihenfolge, die uns das Land Rheinland-Pfalz vorgibt.

Das Ziel lautet aber, alle Mitarbeitenden zu impfen, oder?
Ja, das stimmt, jeden Mitarbeitenden, der das möchte. Das ist alles absolut freiwillig, aber der Zuspruch ist bisher sehr gut. Mit der sukzessiven Öffnung der Impfgruppen und insbesondere, wenn die Priorisierung entfällt, würden wir jedem Mitarbeiter, der möchte, eine Impfung anbieten. Das wird dann der Fall sein, wenn es ausreichend Impfstoff gibt.

Wie sind Sie an den Impfstoff gekommen?
Der Impfstoff wird uns von der Landesregierung Rheinland-Pfalz zugeteilt und geliefert, wie jedem anderen Impfzentrum auch.

Lagern Sie den bei sich in der Firma?
Der Impfstoff wird verimpft, wie er reinkommt. Die Zuteilung der Art und Menge des Impfstoffes erfolgt zentral über die Landesregierung an uns. Da wir im Vorhinein nicht genau wissen, wann wie viel kommt, haben wir natürlich auch Lagermöglichkeiten für alle infrage kommenden Impfstoffarten geschaffen, falls es mal kurze Zwischenlagerzeiten geben sollte.

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Sie verimpfen derzeit Biontech?
Diese Woche haben wir als erste Lieferung von der Landesregierung Rheinland-Pfalz Biontech bekommen. BASF kann aber jeden Impfstoff lagern und verimpfen.

Biontech muss ja deutlich kühler gelagert werden, das ist kein Problem?
Wir haben einen Deep Freezer, in dem wir dem Impfstoff bei -80 Grad fachgerecht lagern können und wir haben vor allem das nötige Personal und Know-how. Das Impfzentrum wird über unser eigenes Personal betrieben. Wir haben mehr als 100 Mitarbeiter, die für den Betrieb des Impfzentrums sorgen. 30 Mitarbeiter brauchen wir, um den täglichen Betrieb am Laufen zu halten. Mit dabei sind die Kollegen vom werksärztlichen Dienst: Betriebsärzte, die impfen, medizinisches Personal, Sanitäter. Wir haben aber auch eigene Pharmazeuten und pharmazeutisches Assistenzpersonal aus unseren pharmanahen Unternehmensbereichen. Die kümmern sich dann zum Beispiel um die Lagerung und Aufbewahrung und vor allem um die Zubereitung des Impfstoffes. Daneben haben wir noch Kollegen vom Werkschutz und der Gastronomie, die sich um die Administration kümmern – insgesamt also ein großes Team, das im Hintergrund den Betrieb stemmt.

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Wie viele Mitarbeitende hat BASF in Ludwigshafen und wie viele Impfungen haben Sie pro Tag eingeplant?
In Ludwigshafen sind es rund 39.000 Mitarbeitende. Am Mittwoch, dem ersten Tag, haben wir mit rund 400 Impfungen gestartet. Für morgen und übermorgen sind je 600 Impfungen eingeplant, das ist aktuell unsere maximale Tageskapazität, vorausgesetzt wir haben dafür ausreichend Impfstoff. Wir wollen auf 1200 pro Tag erhöhen, wenn die nötigen Zweitimpfungen anstehen.

Erwägen Sie, wenn die eigenen Mitarbeitenden versorgt sind, das Impfzentrum für andere Menschen in der Region zu öffnen?
Wir wollen uns zunächst um unsere Mitarbeitenden kümmern und prüfen im weiteren Verlauf ebenso ein Impfangebot für deren Angehörige. Wann und wie die Impfkampagne auf Angehörige von Mitarbeitenden oder auch Partnerfirmen am Standort ausgeweitet werden kann, hängt unter anderem von der Zuteilung des Impfstoffs ab. Wahrscheinlich wird mit Einbeziehung der Hausärzte, immer vorausgesetzt es gibt genügend Impfstoff, die Kampagne auch außerhalb Fahrt aufnehmen, sodass wir später sehen müssen, ob überhaupt noch Bedarf besteht.

Wie ist es denn zu dieser "Bevorzugung" von BASF gekommen? Das wird ja nicht jedem Unternehmen ermöglicht.
Das ist keine Bevorzugung, sondern eine Entlastung für das öffentliche Gesundheitswesen. Die priorisierten Menschen, die wir im Moment impfen, hätten ja auch außerhalb der BASF jetzt schon einen Impfanspruch. Viele Hände, schnelles Ende, lautet ein Sprichwort.
Wir sind Teil des Modellprojekts "Betriebsarztimpfungen" des Landes Rheinland-Pfalz, weil wir eine eigene, große betriebsärztliche Abteilung und jahrelange Expertise bei umfangreichen Impfungen haben. BASF stellt kostenlos die Infrastruktur für die schnelle Erreichung der notwendigen Herdenimmunität zur Verfügung, insbesondere wenn Impfstoff ausreichend zur Verfügung steht und die Impfzentren das alleine nicht mehr bewältigen könnten.

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