Forscher bestätigen Schutzwirkung der Corona-Masken – am Beispiel der Stadt Jena

In Deutschland gilt nach wie vor eine Maskenpflicht beim Einkaufen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Als Schutz kann eine Mund-Nasen-Bedeckung aus Stoff oder ein Tuch dienen. Er soll verhindern, dass virenbehaftete Tröpfchen in die Umgebungsluft gelangen. Doch wie effektiv sind die Masken? Tragen sie wirklich zu der Eindämmung des Coronavirus bei?

Zu dieser Frage gab es bislang nur wenige gesicherte Daten. Nun liefert ein Wissenschaftlerteam von vier Universitäten interessante Erkenntnisse: Am Beispiel der thüringischen Stadt Jena rechnen sie vor, wie groß der Anteil der Maskenpflicht bei der Eindämmung des Coronavirus ist. Die Daten legen nahe, dass sogenannte „Community-Masks“ oder Alltagsmasken deutlich dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus zu hemmen. Die Analyse veröffentlichten die Wissenschaftler als Diskussionspapier, sie ist bislang also in keinem Fachjournal erschienen.

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Modellstadt Jena

Die Forscher wählten Jena als Modell, da die Maskenpflicht dort bereits am 6. April in Kraft trat – früher als in allen anderen Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland. Der Sonderweg sorgte für Schlagzeilen, denn die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen stieg in der Großstadt daraufhin nur noch schwach an. Was aber, wenn dafür das Infektionsgeschehen vor Ort gesorgt haben könnte? Hätte sich die Ausbreitung nicht auch ohne Maskenpflicht entschleunigen können? Bei Inkrafttreten der Verordnung zählte Jena nur einige Dutzend nachgewiesene Fälle.

Um diesem Verdacht nachzugehen, legten die Forscher ein städtisches Vergleichsmodell ohne Maskenpflicht an – eine Art „synthetisches Jena“, wie sie schreiben. Dafür nutzten sie Daten aus anderen Städten und Landkreisen, deren Infektionsgeschehen denen von Jena vor Einführung der Maskenpflicht ähnelte und ermittelten einen Durchschnitt. Auch weitere Parameter wie Bevölkerungsdichte und das Durchschnittsalter der Bevölkerung wurden berücksichtigt. Für Jena war dies insbesondere in Darmstadt, Cloppenburg, Trier und Rostock der Fall.

Corona-Fallzahlen unterscheiden sich deutlich

Die Forscher verglichen die Datensätze und entdeckten „eine signifikante Kluft“ zwischen der Entwicklung der Fallzahlen in Jena und der Vergleichsgruppe. 20 Tage nach der Einführung der Maskenpflicht in Jena stieg die Anzahl der bestätigten Fälle von 142 auf 158. Im synthetischen Jena habe sie sich dagegen von 143 auf 205 erhöht. „Dies entspricht einer Reduktion der Fallzahlen um rund 23 Prozent“, schreiben die Wissenschaftler, die unter anderem der Universität in Kassel, der TU Darmstadt und der Johannes Gutenberg Universität in Mainz angehören.

In einem nächsten Schritt untersuchten die Forscher, ob diese Unterschiede auch in anderen Städten und Landkreisen aufgetreten waren. Sie verglichen dafür die Entwicklung der Fallzahlen von Kreisen und kreisfreien Städten, welche die Maskenpflicht am 22. April beziehungsweise am 27. April eingeführt hatten. Auch hier konnten die Forscher Effekte der Maskenpflicht nachweisen, wenn auch geringere als in der Fallstudie für Jena. „Gleichzeitig bleibt die durchschnittlich gemessene Reduktion in den Fallzahlen gegenüber ihren jeweiligen synthetischen Pendants weiterhin signifikant und groß“, so die Forscher.

Die Wissenschaftler ziehen daher ein positives Fazit: Die Einführung der Maskenpflicht habe „zu einer Verlangsamung der Covid-19 Entwicklung beigetragen“. Zwar können die Wissenschaftler nicht ausräumen, dass auch weitere Faktoren eine Rolle spielen – so könnte etwas das Tragen der Masken auch eine Signalfunktion an die Bevölkerung gehabt haben, sich an die Regeln der Kontaktbeschränkungen zu halten. Dennoch würden die Daten nahelegen, dass ein Aufrechterhalten der Maskenpflicht ein „kosteneffektiver, wenig ökonomieschädlicher und demokratieverträglicher Baustein für die weitere Eindämmung von Covid-19“ sei.

Die Daten der Forscher decken sich mit neueren Erkenntnissen von Epidemiologen und Virologen, wonach Masken virenbehaftete Tröpfchen zurückhalten können. In der vergangenen Woche hatte auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihren Standpunkt zum Tragen von Gesichtsmasken in der Corona-Krise geändert. Die Masken werden von der WHO fortan in überfüllten öffentlichen Einrichtungen empfohlen. Zugleich warnte die Organisation davor, dass Masken das Erkrankungsrisiko bei unsachgemäßem Gebrauch auch erhöhen könnten, etwa wenn Menschen diese mit schmutzigen Händen berührten und so kontaminierten. „Masken können auch ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Die WHO hatte einen Mundschutz in der Corona-Krise bislang nicht flächendeckend, sondern nur für Kranke und Menschen, die Kranke pflegen, empfohlen. 

Ausführliche Informationen zu der Schutzwirkung der einzelnen Maskenarten und zum hygienischen Umgang mit diesen gibt es auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). 

Quellen: Maskenpflicht und ihre Wirkung auf die Corona-Pandemie

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