Fastende Schwangere – reduziertes Geburtsgewicht beim Baby?

Vom 23. März bis zum 21. April geht der diesjährige Ramadan. Der muslimische Fastenmonat gilt vielen als Ausdruck ihres Glaubens. Ein Studienteam hat sich die Auswirkungen dieses intermittierenden Fastens speziell während der Schwangerschaft angeschaut und festgestellt, dass das Fasten negative Auswirkungen auf das Geburtsgewicht des Kindes haben kann. Wie sollten schwangere Musliminnen beraten werden, wenn sie fasten wollen?

Fasten während der ersten drei Monate einer Schwangerschaft ist mit einem niedrigeren Geburtsgewicht assoziiert. Eine retrospektive Befragung der Universität in Mainz mit 326 muslimischen Frauen, deren Schwangerschaften sich 2017 mit dem Ramadan überschnitten hatten, kommt zu diesem Resultat. Die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder konnten aber durch fettreiche Ernährung während der fastenfreien Stunden verhindert werden. Vermutlich, weil eine fettreiche Kost es einfacher macht, genügend Kalorien aufzunehmen. In der Veröffentlichung der Forschungsarbeit im Fachjournal „Plos One“ schreibt das Autorenteam, dass verminderte Kalorienzufuhr zu dem erniedrigten Geburtsgewicht geführt habe und nicht das intermittierende Fasten an sich.

Der Fragebogen, den die Mütter ausgefüllt haben, deckte unterem folgende Themengebiete ab: das Essverhalten während und außerhalb des Ramadans sowie das Schlafmuster während der Fastenzeit, der sozioökonomische Status und die allgemeine Lebensweise. Das Geburtsgewicht und die Dauer der Schwangerschaft wurden aus den Krankenakten entnommen.

Während des ersten Trimesters besser nicht am Ramadan teilnehmen

30 Prozent der Frauen gaben an, während der Schwangerschaft im Ramadan gefastet zu haben. Die Dauer hierbei variierte zwischen 3 und 29 Tagen. 47 Prozent der Schwangeren, die gefastet haben, tat dies mindestens 20 Tage lang. 42 Prozent der fastenden Frauen befanden sich im ersten Trimenon. 21 Prozent der Mütter, die gefastet hatten, gaben an, während des Ramadans nicht gewusst zu haben, dass sie schwanger sind.

Säuglinge von Müttern, die im ersten Trimenon fasteten, wiesen ein signifikant geringeres Geburtsgewicht auf gegenüber den Kindern in der Studie, deren Mütter nicht fasteten. Insgesamt hatten die Kinder der Fastenden ein durchschnittliches Geburtsgewicht von 3.307 g und die der Nicht-Fastenden von 3.373 g. Bei Schwangeren, die beim Fastenbrechen besonders fettreich aßen, konnte die Assoziation zum Geburtsgewicht nicht festgestellt werden. Wenig Schlaf oder die Aufnahme süßer Nahrungsmittel zeigten keine signifikante Assoziation mit dem Geburtsgewicht.

Fasten als Ausdruck des Glaubens respektieren

Der Ramadan richtet sich nach dem Mondkalender, wodurch er während verschiedener Jahreszeiten stattfinden kann. Zum Zeitpunkt der Studie 2017 wurde während Mai und Juni gefastet. Tagsüber darf während dem Ramadan nichts gegessen (und getrunken) werden. Erst wenn die Sonne untergegangen ist, wird das Fastenbrechen gefeiert und wieder gegessen und getrunken. Je nach Lebensstil und Kultur variieren die Praktiken.

Im Jahr 2017 war die Fastenzeit mit ungefähr 18 Stunden recht lang. Bei den meisten islamischen Interpretationen des Ramadans sind schwangere Frauen vom Fasten befreit. Einige möchten aber nicht darauf verzichten. Die Umfrage der Mainzer Forschungsgruppe ergab, dass 73 Prozent der fastenden Schwangeren dies als Ausdruck ihres Glaubens betrachten. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass medizinische Fachkräfte diese religiösen Überzeugungen anerkennen und respektieren“, wie es in der Veröffentlichung heißt.

Es gilt zu beachten, dass Schwangerschaftsübelkeit, die während des ersten Trimenons auftreten kann, nicht in der Analyse berücksichtigt wurde und möglicherweise einen Effekt auf das Geburtsgewicht haben kann.

Beratung von Schwangeren, die fasten wollen

Die britisch-islamische medizinische Gesellschaft hat eine Leitlinie zum Ramadan herausgegeben und im Februar 2023 aktualisiert, die auch das sensible Thema Schwangerschaft aufgreift. Die Entscheidung, ob eine Schwangere fasten kann, muss demnach individuell unter Berücksichtigung der bisherigen Schwangerschaftsrisiken getroffen und laufend evaluiert werden, da sich der Gesundheitszustand ändern kann. Soziopsychologische Faktoren und der allgemeine Gesundheitszustand sollten dabei beachtet werden. Frühere Erfahrungen mit dem Fasten können ebenfalls hilfreich sein. Hat die Schwangere schon früher das Fasten schlecht vertragen, und zum Beispiel unter einem niedrigen Blutdruck gelitten, sollte von einem Fasten während der Schwangerschaft abgeraten werden. Allgemein sollten auch gesunde Schwangere laut Leitlinie während des ersten Trimesters nicht am Ramadan teilnehmen. Bei unkomplizierten Schwangerschaften oder leichten Gesundheitseinschränkungen kann nach den ersten drei Monaten gefastet werden.

Eine Form von Diabetes, die über die Ernährung oder Metformin behandelt wird, stellt nach dem ersten Trimester kein Fasten-Verbot dar. Schwangere mit Nierenproblemen, Insulin-pflichtigem Diabetes (auch bei Insulin-pflichtigem Schwangerschaftsdiabetes) oder transplantierten Organen dürfen nicht fasten, wie die Leitlinie klarstellt.


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