Eisen könnte vor Arterienverkalkung schützen – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Wegweisende Erkenntnisse: Schützt Eisen vor Arteriosklerose?

Fachleuten zufolge leiden rund vier Millionen Menschen in Deutschland an Arteriosklerose (Atherosklerose oder auch Arterienverkalkung), doch nur bei jedem Dritten ist die Erkrankung diagnostiziert. Die Engpässe der Arterien können schwerwiegende Folgekrankheiten nach sich ziehen. Forschende aus Österreich haben nun neue Erkenntnisse über die Krankheit gewonnen.

Laut einer aktuellen Mitteilung der Medizinischen Universität Innsbruck könnte der erstmalige Nachweis von direkten Interaktionen zwischen Eisenstoffwechsel und Lipidhaushalt einen neuen therapeutischen Weg zur Senkung des LDL-Cholesterinspiegels ebnen und damit die Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen optimieren.

Erhöhtes Arteriosklerose-Risiko

Die im renommierten Fachmagazin „European Heart Journal“ veröffentlichten Erkenntnisse basieren auf der langjährigen Zusammenarbeit von Innsbrucker Forschungsteams rund um den Internisten und Eisenexperten Günter Weiss von der Medizinischen Universität Innsbruck.

Ausgangspunkt dieser Forschungsarbeit war demnach die überraschende Entdeckung, dass Trägerinnen und Träger eines mutierten HFE-Gens – Veränderungen dieses Proteins lösen die hereditäre Hämochromatose (genetische Eisenüberladung) aus – einen niedrigen LDL-Cholesterinspiegel haben.

„Überraschend deshalb, weil Personen mit der genetischen Eisenspeicherkrankheit, übrigens die häufigste rezessive Erbkrankheit bei Europäern, aufgrund von Eisenablagerungen in den Gefäßen ein erhöhtes Atherosklerose-Risiko zugeschrieben wurde“, erklärt der Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Innere Medizin II, Günter Weiss.

„In der Fachwelt herrschte bislang Uneinigkeit darüber, ob eine Eisenüberladung positive oder negative Effekte auf das kardiovaskuläre Risikoprofil hat“, so der Wissenschaftler, der bereits seit vielen Jahren zum Eisenstoffwechsel und damit assoziierten Erkrankungen forscht.

Verabreichung einer Eisendiät

Bei einem im Labor von Günter Weiss etablierten Knockout Mausmodell mit Eisenüberladung und einem dem menschlichen Organismus angeglichenen Cholesterin-Spiegel konnte das Forschungsteam nach der Verabreichung einer Eisendiät feststellen, dass die Mäuse weniger Atherosklerose entwickelten.

Die Innsbrucker Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten zudem in über 200.000 humanen Proben von HFE-Gentragenden aus verschiedenen Biodatenbanken und Genomweiten Assoziationsstudien niedrige LDL-Werte nachweisen.

„In unseren Untersuchungen identifizierten wir schließlich drei Mechanismen, die diesen Zusammenhang aufklären“, so Ivan Tancevski aus dem Team.

„Wir konnten nachweisen, dass das Hämochromatoseprotein HFE die Expression des LDL Rezeptors auf Leberzellen reguliert, indem es sie an der Zellmembran verfügbar macht und dass auch Kupffer Zellen, das sind die Fresszellen der Leber, LDL-Rezeptoren exprimieren und so an der Verstoffwechslung des LDL-Cholesterins beteiligt sind“, erläutert der Forscher.

„Für den Transfer von den Blutfetten aus diesen Kupffer Zellen ist schließlich das Eisen zuständig, indem es das Transportprotein ABCA1 hochreguliert, sodass LDL aus dem Serum abtransportiert wird“, ergänzt Egon Demetz, Erstautor der Arbeit, die physiologischen Details.

Neuer Behandlungsansatz

Die Aufklärung dieses Zusammenhangs wollen die Innsbrucker Forschenden jetzt für neue Strategien zur therapeutischen Vorbeugung von Atherosklerose nützen.

„Vor allem im Rahmen der familiären Hypercholesterinämie, bei der ein genetischer Defekt die Funktion des LDL-Rezeptors beschränkt, ist es denkbar, diese Interaktion zwischen dem HFE-Protein, den Kupffer Zellen und Eisen zu forcieren, um mehr LDL aus dem Serum zu transportieren und den Cholesterinspiegel zu senken“, erklärt Weiss. (ad)

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