Wirkung kann verpuffen: Warum Mineralwasser bei Tabletten nicht die beste Lösung ist

Die meisten Menschen wissen, dass sich Medikamente und Alkohol nicht gut vertragen. Aber warum eigentlich? Gleichzeitig ist Mineralwasser auch nicht immer empfehlenswert, um Tabletten zu schlucken. Experten klären auf, worauf Sie achten sollten, wenn Sie Arznei- und Nahrungsmittel kombinieren.

Egal ob Schmerzmittel, Antibiotika oder Cholesterinsenker: Es ist nicht immer eine gute Idee, die Tablette mit dem Getränk herunterzuspülen, das gerade auf dem Tisch steht. Denn das kann unerwünschte Folgen nach sich ziehen.

Über die acht häufigsten Wechselwirkungen zwischen Arznei- und Nahrungsmitteln klärt die Apothekerkammer Niedersachsen auf.

Wechselwirkung Nummer 1: Alkohol

Alkohol ist Störfaktor Nummer Eins, wenn es um Wechselwirkungen mit Arzneimitteln geht. Vor allem bei Medikamenten wie Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Antidepressiva oder anderen Psychopharmaka ist mit Problemen zu rechnen.

Daran liegt es: Wie Alkohol haben auch diese Arzneimittel eine dämpfende Wirkung auf das zentrale Nervensystem, das kann zu einer gegenseitigen Verstärkung führen – im Extremfall kann es zu einem Atem- oder Herzstillstand kommen. 

Das passiert, wenn Sie Medikamente mit Alkohol einnehmen: Alkohol verändert den Stoffwechsel, sodass die in den Medikamenten enthaltenen Wirkstoffe langsamer abgebaut werden. Wirkungen und Nebenwirkungen können somit länger anhalten.

Im schlimmsten Fall kann es dadurch zu Vergiftungen kommen. Nimmt der Patient Antibiotika wie Metronidazol ein, können schon geringe Alkoholmengen zu Flush-Reaktionen wie Übelkeit, rotes Gesicht und Herzrasen führen, denn diese Medikamente verlangsamen den Abbau des Alkohols.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Sie Paracetamol mit Alkohol einnehmen. Der Alkohol verstärkt die leberschädigenden Wirkungen des Medikaments mit möglicherweise lebensbedrohlichen Folgen.

Daher gilt: Wer Arzneimittel einnimmt, sollte auf Alkohol verzichten.

Wechselwirkung Nummer 2: Kaffee

Koffein erhöht den Blutdruck. Das ist Vielen bekannt. Doch die Reaktion verstärkt sich, wenn bestimmte Antibiotika, insbesondere Gyrasehemmer, gleichzeitig eingenommen werden.

Das passiert, wenn Sie diese Medikamente mit Kaffee einnehmen: Der Körper kann das Koffein dann schlechter abbauen. Als Folge können verstärkt Herzrasen und Schlafstörungen auftreten.

Wechselwirkung Nummer 3: Tee

Aus diesem Grund sollten Sie auch auf andere Koffeinquellen wie Schwarz-, Grün- oder Matetee und Cola verzichten.

Daran liegt es: Die Gerbsäure in schwarzem Tee behindert die Aufnahme vieler Arzneistoffe ganz erheblich. Beispielsweise wird Eisen fest gebunden.

Das passiert, wenn Sie Medikamente mit diesen Getränken einnehmen: Das hat zur Folge, dass es verstärkt ausgeschieden wird, statt über die Darmwand in den Blutkreislauf zu gelangen.

Die um zwei Stunden versetzte Einnahme löst das Problem.

Nehmen Sie Arzneimittel, bei denen ein gleichmäßiger Blutspiegel elementar ist, wie bei Psychopharmaka und Antiasthmatika, sollten Sie gerbstoffhaltige Getränke komplett meiden.

Wechselwirkung Nummer 4: Milchprodukte

Viele Arzneimittel wirken in Verbindung mit Kalzium deutlich schlechter. Es ist zum Beispiel in Quark, Joghurt und Milch enthalten. Vor allem Antibiotika sind davon betroffen.

Daran liegt es: Die Wirksubstanz des Antibiotikums bindet sich im Darm an Kalzium. Diese Verbindung kann nicht mehr vollständig aufgenommen werden, sodass zu viel Wirkstoff im Darm verbleibt und ausgeschieden wird.

Besonders aufmerksam müssen Osteoporosepatienten sein, für sie ist eine reichliche Kalziumzufuhr notwendig. An den Tagen, an denen gegen die Osteoporose Bisphosphonate eingenommen werden, muss jedoch konsequent mindestens eine Stunde vor und mindestens zwei Stunden nach der Mahlzeit auf die Einnahme von Kalzium-haltigen Produkten verzichtet werden.

Das passiert, wenn Sie diese Medikamente mit Milchprodukten einnehmen: Der Körper kann die Wirkstoffe nicht verwerten.

Auch einige Medikamente gegen Parkinson dürfen nicht mit eiweißhaltigen Nahrungsmitteln kombiniert werden.

Berichte, Videos, Hintergründe: Von Montag bis Freitag versorgt Sie FOCUS Online mit den wichtigsten Nachrichten aus dem Gesundheitsressort. Hier können Sie den Newsletter ganz einfach und kostenlos abonnieren.

Wechselwirkung Nummer 5: Grapefruit und Grapefruitsaft

Die Grapefruit hat es in sich.

Das passiert, wenn Sie Medikamente mit Grapefruit-Saft einnehmen: Bereits vier Stunden nach der Einnahme von Grapefruit oder Grapefruitsaft verhält sich der Stoffwechsel in Hinblick auf die Wirkung vieler Arzneimittel fast unkalkulierbar. Dieser Effekt bleibt auch über viele Stunden bestehen, sodass eine zeitversetzte Einnahme alleine nicht ausreicht.

Daher gilt: Grapefruit sollte bei der Einnahme von Arzneimitteln besser komplett gemieden werden. Insbesondere bei Arzneimitteln gegen Erektionsstörungen mit dem Wirkstoff Sildenafil, einigen Cholesterinsenkern, die den Wirkstoff Simvastatin enthalten, Zolpidem-haltige Schlafmitteln oder Blutdruckmitteln mit Amlodipin und Verapamil ist große Vorsicht geboten.

Wechselwirkung Nummer 6: Lakritz

Bluthochdruckpatienten aufgepasst, denn der Verzehr von größeren Mengen Lakritz kann für sie problematisch sein.

Daran liegt es: Es kommt zu einer Veränderung des Mineralstoffwechsels mit Natriumanreicherungen und Kaliumverlusten.

Das passiert, wenn Sie diese Medikamente mit Lakritz einnehmen: Ödeme, also Wassereinlagerungen im Gewebe und Muskelschwäche. Neben Patienten mit Bluthochdruck sollten auch Herz-Kreislauf-Patienten, Diabetiker und Schwangere möglichst auf Lakritz verzichten.

Wechselwirkung Nummer 7: Mineralwasser

Einige Patienten kaufen extra mit Kalzium und Eisen angereichertes Mineralwasser, um sich etwas Gutes zu tun.

Das passiert, wenn Sie Medikamente mit Mineralwasser einnehmen: Viele Arzneimittel reagieren auf diese Mineralstoffe mit Wirkungsminderung. So kann es zum Beispiel die Wirksamkeit von Osteoporosemitteln und Schilddrüsenpräparaten beeinträchtigen. Arzneimittel nimmt man daher am besten mit Leitungswasser ein.

Liegen zwischen der Einnahme von Arzneimitteln und Mineralstoffen mindestens zwei Stunden, sind Patienten mit Blick auf die Wirksamkeit ihres Medikamentes auf der sicheren Seite.

Wechselwirkung Nummer 8: Salat

Vitamin K benötigt der Körper für die Blutgerinnung. Diese Eigenschaft macht man sich zunutze, um die Wirkweise von Vitamin K gezielt zu blockieren und das Blut zu verdünnen. Die sogenannten Vitamin-K-Antagonisten reduzieren die Blutgerinnung. Sie werden eingesetzt, um das Risiko eines Blutgerinnsels zu mindern und einem Schlaganfall vorzubeugen.

Patienten, die blutgerinnende Medikamente einnehmen, sollten deshalb auf ihre Ernährung achten:

Das passiert, wenn Sie diese Medikamente mit Salat kombinieren: Vitamin-K-reiche Lebensmittel wie Salat, Spinat, Grünkohl oder Rosenkohl, setzen die Wirkung dieser Arzneimittel herab. Blattsalat und Ähnliches sollten Patienten daher nur in Maßen verzehren.

Generell gilt: Wer unsicher ist, wie er sein Medikament einnehmen soll, sollte sich ohnehin von Ärzten oder Apothekern beraten lassen.

Kardiologie-Professor: Immer mehr Menschen erleiden Infarkt, dabei ist der Schutz simpel

FOCUS Online Kardiologie-Professor: Immer mehr Menschen erleiden Infarkt, dabei ist der Schutz simpel  

Quelle: Den ganzen Artikel lesen