E-Commerce-Giganten kämpfen um Vorherrschaft – auch in Europa

Für Apotheker stelltder Onlinehändler Amazon potenziell eine Bedrohung dar. Sollte der Konzern hierzulandeim großen Stil in das Geschäft mit dem Arzneimittelhandel einsteigen, würde dasdie Gewichte und Spielregeln auf dem Markt massiv verändern. Doch auch AmazonsPlatz auf dem Thron der Handelsgiganten ist nicht in Stein gemeißelt: Zunehmendmacht sich der chinesische Wettbewerber Alibaba in Europa breit und geht damitauf Konfrontation zu Amazon. Den Riesen aus China sollten auch die Apotheker imBlick behalten.

Die Ansage von Alibaba-Gründer- und Chef Jack Ma kam imvergangenen Jahr: „Wir stellen neue Regeln für die Zukunft auf“, teilte er denMedien mit und lieferte auch gleich Fakten: Etwa 15 Milliarden Dollar wolleseine Online-Handelsplattform Alibaba in den nächsten Jahren investieren. Mit einer groß angelegten Initiative werdeder Konzern eine „electronic World Trade Platform“ (kurz eWTP), errichten. 

Mit diesen Ambitionen dürfte das Unternehmen, das sichbislang vor allem auf den chinesischen Markt fokussiert hatte, seine Marktstellungauch in Europa deutlich ausbauen. Um dieser Absicht Nachdruck zu verleihen,rammte das „chinesische Amazon“ Ende 2018 zudem einen dicken Pflock in dieErde, als es bekanntgab, in Belgien ein Logistikdrehkreuz errichten zu wollen.Lüttich sei als neuer Knotenpunkt eines globalen Netzwerks ausgewählt worden,sagte Europa-Chef Terry von Bibra. Von dem neuen Zentrum, das seinen Betrieb2021 aufnehmen werde, sollen europäische Firmen in den kommenden fünf JahrenProdukte im Wert von 200 Milliarden Euro nach China liefern können. DerStandort soll außerdem dazu beitragen, dass Waren künftig kontinentübergreifendinnerhalb von fünf Tagen beim Kunden sind. Man wolle diesen Service innerhalbder nächsten drei Jahre für 100 Städte weltweit anbieten, so dieAlibaba-Logistiktochter Cainiao Smart Logistik Network. 

Die Gewichteverschieben sich

Amazon versus Alibaba, das ist ein Kräftemessen in der Schwergewichtsklasse. Derehemalige Englischlehrer Jack Ma hat seine Firma Alibaba am 4. April 1999 inHangzhou gegründet, fünf Jahre nachdem Jeff Bezos Amazon zum Leben erweckthatte. Bislang sind sich die Unternehmen kaum in die Quere gekommen, doch daskönnte sich mit den angekündigten Milliardeninvestitionen nun ändern. 

Amazon, nach Börsenwert das drittwertvollste Unternehmen derWelt, hat sich in der Vergangenheit die Nummer-1-Position in Europa und den USAgesichert. Allein in Deutschland macht der Konzern laut einer Analyse vonPayback und der Universität St. Gallen fast 50 Prozent des gesamtenE-Commerce-Umsatzes. Alibaba hingegen ist der Platzhirsch auf dem riesigenchinesischen Markt – dort bekommt Amazon keinen Fuß auf den Boden. Imvergangenen Jahr brachte es Amazon dort auf einen Marktanteil von gerade einmal 0,7Prozent. Alibaba mit 58,2 Prozent und die Handelsplattform JD mit 16,3 Prozentliegen dagegen meilenweit vorne. Insgesamt haben die chinesischen Firmen nachAngaben der Analysten von iResearch Global das eigene Land mit knapp 82 Prozentfest im Griff.

Amazon zieht sich aus China zurück

Daher hat sich Amazon zu einem ungewöhnlichen Schrittentschlossen – der Konzern expandiert nicht, wie man es sonst von demOnlinehändler gewohnt ist, sondern zieht sich angesichts der Marktmacht derKonkurrenten zunehmend vom chinesischen Markt zurück. Nach mehrerenMedienberichten schließt Amazon dort zurzeit seine Dienstleistungszentren undverringert die Zusammenarbeit mit chinesischen Verkäufern. Zwar sollen AmazonChina online und weitere Geschäftsbereiche erhalten bleiben, Kunden könnenjedoch nicht mehr Waren von Drittanbietern kaufen. 

Alibaba hingegen schaltet mit seiner Europaexpansion aufAngriff. Über das neue Logistikzentrum in Lüttich sollen nicht nur europäischeFirmen ihre Waren einfacher nach China liefern können, sondern chinesischeHersteller auch einen stark vereinfachten Zugang zum europäischen Markterhalten. Das langfristige Ziel: Bestellungen aus China sollen innerhalb von 24Stunden und in der restlichen Welt innerhalb von drei Tagen vollständigabgewickelt sein. Zur Strategie gehören auch Übernahmen. Ein Gerücht betrifftden Kauf von Europas größtem Online-Modehändler Zalando. Das wäre eine neueQualität in dem Duell der Giganten.

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