Schlechter Schlaf macht dick: Schlafforscher erklärt, worauf Sie achten müssen

"Schlank im Schlaf", also fast automatisch und mühelos abnehmen, das klingt verlockend. Kein Wunder also, dass ein 2006 erschienenes Buch mit diesem Titel ein Bestseller wurde. Aber Abnehmen im Schlaf – können wir das wirklich? "Zunächst einmal ist der Schlaf ein hochaktiver Zustand, wir verbrauchen dabei je nach Alter und Geschlecht zwischen 50 und 60 Kalorien pro Stunde. Bei durchschnittlich acht Stunden Schlaf sind das also 400 bis 480 Kilokalorien", sagt Schlafexperte Dr. Weeß.

Aktiv im Schlaf

Woran das liegt? Ganz einfach: Während wir schlafen, arbeiten Körper und Gehirn auf Hochtouren. Es werden Reparaturprogramme gestartet, Regenerationsprozesse eingeleitet, erlerntes Wissen oder Fähigkeiten wie Bewegungsabläufe werden abgespeichert und so gefestigt. Und natürlich kostet es auch Energie unsere lebenswichtigen Körperfunktionen wie Herzschlag und Atmung am Laufen zu halten.

Aber warum bekommen wir nachts nicht wie tagsüber alle vier bis fünf Stunden Hunger? "Verantwortlich für den Verlust des Hungergefühls während des Schlafes ist das Wechselspiel zwischen Ghrelin und Leptin." Ghrelin ist ein Stoffwechselhormon, das erst 1999 entdeckt wurde. Es wird von der Magenschleimhaut freigesetzt und entfaltet seine Wirkung unter anderem im Gehirn, wo es auch über die Produktion von Wachstumshormonen mitentscheidet. Dieses Hormon ist für viele Abläufe im Körper mitverantwortlich: "Gherlin beeinflusst viele Prozesse: Das Ernährungsverhalten, die Stimmung und den Schlaf. Ghrelin verführt zum Essen, da es diejenigen Gehirnregionen beeinflusst, die den Appetit auslösen. Darüber hinaus verzögert es die Fettverbrennung. Es ist also ein guter Kandidat, um das Gewicht zu steigern."

Abnehmen im Schlaf durch Hormone?

Der Gegenspieler von Ghrelin ist Leptin. Wir schütten es während des Schlafens aus und unterdrücken so das Hungergefühl. Zudem verbrennen wir im Schlaf Fett – die benötigte Energie muss ja irgendwie gewonnen werden. Dank dieses Sättigungshormons ist es dem Menschen möglich, zusammenhängend sechs bis acht Stunden lang zu schlafen. "Die Natur hat das Leptin entwickelt, um uns den benötigten Schlaf ohne Essensunterbrechung zu ermöglichen", sagt der Schlafforscher.

Also hat ein gesunder Schlaf schon allein dadurch positive Auswirkungen auf unser Gewicht, weil er uns für mehrere Stunden gar nicht die Möglichkeit zu essen gibt. Aktuelle Studien beweisen auch den Umkehrschluss: Wenn wir nicht ausreichend schlafen, wie zum Beispiel häufig Schichtarbeiter, essen wir mehr als wir eigentlich brauchen. Menschen, die zu wenig schlafen, nehmen im Schnitt 300 bis 500 Kilokalorien pro Tag mehr zu sich und nehmen daher auch zu. Der Experte fasst zusammen: "Genau gesagt nimmt man also nicht im Schlaf ab, sondern man nimmt zu wenn man zu wenig schläft."

Schlechter Schlaf macht dick

Zudem führt zu wenig Schlaf nicht nur direkt zu einer höheren Kalorienzufuhr, weil wir, da wir wach sind, die Gelegenheit haben etwas zu essen, sondern auch indirekt. Sind wir unausgeschlafen, sind wir oft unkontrolliert und neigen viel mehr zum zwischendurch naschen – und das bedeutet leider meistens kein frisches Gemüse, sondern eher ungesunde Lebensmittel wie Schokoriegel, Chips und Co.

Der Trick ist also, ausreichend zu schlafen und diese Zeit für sich und seinen Körper arbeiten zu lassen. Hier kann zum Beispiel ein gut geplantes Abendessen helfen, um das Prinzip "Schlank im Schlaf" zu fördern. Die Fragen, die Sie sich hierzu stellen sollten, sind: "Wie viele Stunden vor dem Schafen sollte man nichts mehr essen?" und "Wie viel muss man schlafen, um abzunehmen?"

Den Schlaf zum Abnehmen nutzen

Dr. Hans Günter Weeß hat die Antworten: "Abends sollte man leicht verdauliche Lebensmittel wählen, dann ist es okay, bis zu zwei Stunden vor dem Zubettgehen zu essen. Essen wir aber kohlenhydrat- und fettreich oder blähende Lebensmittel wie z.B. Kohl, sollten wir lieber vier Stunden vor dem Schlafen die letzte Mahlzeit einplanen." Solche Erfahrungen haben viele von uns auch selbst schon gemacht: Ein mehrgängiges Abendessen im Restaurant, in Kombination mit alkoholischen Getränken, liegt oft schwer im Magen und lässt uns lange wachliegen.

Es gibt zudem keine speziellen Lebensmittel, die die Fettverbrennung nachts aktivieren – vielmehr erreichen wir das durch eine leichte, fett- und kohlenhydratarme Mahlzeit. Denn so muss der Körper während des Schlafens auf die körpereigenen Reserven zurückgreifen, um Energie zu gewinnen – und die beste Quelle dafür sind eben unsere Fettspeicher. Die jeweilige benötigte Schlafmenge ist individuell verschieden, fühlen wir uns ausgeruht und fit, haben wir in der Regel genug geschlafen.

Gesunder Schlaf und Gewicht hängen definitiv zusammen

"Dass die Schlafdauer auch über den Bauchumfang entscheidet, konnte inzwischen in vielen Untersuchungen wissenschaftlich belegt werden", erklärt der Experte. In einer amerikanischen Studie wurden mehr als 6000 Teilnehmer zu ihren Schlafgewohnheiten befragt. Das Ergebnis: Wer in der Nacht weniger als vier Stunden schlief, hatte ein um 73 Prozent größeres Risiko, dick zu werden. Fünf Stunden durchschnittlicher Schlaf steigerten das Risiko für Übergewicht um 50 Prozent. Bei einem Schlafpensum von sechs Stunden betrug das Übergewichtsrisiko immerhin noch 23 Prozent. Personen mit sieben bis neun Stunden Schlaf zeigten dagegen kein erhöhtes Risiko für Übergewicht. Wer schlank sein will, der sollte also nicht nur tagsüber, angefangen bei einem ausgewogenen und gesunden Frühstück, auf seine Ernährung achten, er sollte abends auch zeitig ins Bett gehen – und so seinen Körper ganz entspannt beim Abnehmen unterstützen.

Dieser Artikel wurde verfasst von Eva Stammberger

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