Melanie Müller hat der Schlaganfall mit nur 34 Jahren getroffen: Was du über das Risiko wissen musst

Melanie Müller hat einen Schlaganfall erlitten. Die Reality-TV-Darstellerin ist gerade einmal 34 Jahre alt. Es zeigt: Auch junge Menschen sind betroffen. FOCUS online gibt einen Überblick über Symptome, Ursachen und Risikofaktoren und erklärt, wie Sie vorbeugen können.

Reality-TV-Darstellerin Melanie Müller hat öffentlich über ihren Schlaganfall gesprochen. Ihre Gesichtshälfte sei leicht gelähmt gewesen, seit dem Vorfall im Juli habe sie einen Tinnitus auf dem rechten Ohr, berichtete die 34-Jährige. Ihr Fall zeigt, ein Schlaganfall trifft längst nicht mehr nur Senioren.

In den letzten Jahren sind immer öfter junge Menschen von dem Infarkt im Gehirn betroffen. Viele kennen inzwischen im Bekanntenkreis oder unter Kollegen jemanden, den dieses Schicksal ereilt hat. Das Erschreckende: Teilweise sind die Betroffenen schlank, sportlich, Nichtraucher – also gesund und fit bis zu dem Moment, in dem sie der Schlag trifft. Warum? Im umfassenden Erklärstück erläutert FOCUS online die Hintergründe.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall ist Folge einer plötzlichen Durchblutungsstörung des Gehirns. Durch diese Vorgänge erhalten die Nervenzellen im Gehirn zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe und gehen zugrunde. Der Schlaganfall hat noch viele andere Namen, zum Beispiel Hirninfarkt, Apoplex, Insult oder umgangssprachlich Gehirnschlag und Hirnschlag. Im Englischen heißt die Erkrankung „stroke“.

Ist der Betroffene unter 55 Jahre alt spricht man im Fachjargon von einem juvenilen Schlaganfall. Jährlich sind davon bis zu 30.000 Frauen und Männer in Deutschland betroffen.

Warnzeichen: Das sind die Symptome

Für die Symptome eines Schlaganfalls ist ausschlaggebend, welcher Teil des Gehirns betroffen ist und wie schwerwiegend die Ausfälle sind. Das bedeutet, dass die Symptome sehr unterschiedlich sein können. Das Schlaganfallzentrum der Charité Berlin nennt folgende:

  • plötzlich einsetzende Schwäche oder Lähmung auf einer Körperseite also eines Armes, Beines oder im Gesicht
  • Sprachschwierigkeiten in Verbindung mit einer Lähmung zumeist auf der rechten Körperseite oder Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen
  • Sehstörungen (Doppelbilder, verschwommenes Sehen, vorübergehender Sehverlust auf einem Auge, halbseitiger Ausfall eines Gesichtsfelds)
  • Schwindel mit Gangunsicherheit, Verlust von Gleichgewicht oder Koordination
  • plötzliche Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit
  • Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit
  • plötzlich auftretende sehr starke Kopfschmerzen

Bei Frauen können zusätzlich noch folgende Symptome auftreten:

  • Kurzatmigkeit
  • Übelkeit
  • Brustschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • Gliederschmerzen
  • Verwirrtheit

Schlaganfall erkennen dank FAST-Test

Damit ein Laie die Symptome im Verdachtsfall richtig einzuordnen kann, hilft ein Schnelltest auf einen Schlaganfall, der sogenannte FAST-Test (engl. Face = Gesicht, Arms = Arme, Speech = Sprache, Time = Zeit). Dieser Schlaganfall-Test funktioniert so:

  • Face: Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab? Dies ist ein Anzeichen für eine Halbseitenlähmung.
  • Arms: Der Betroffene soll versuchen, die Arme nach vorne auszustrecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung kann er nicht beide Arme heben – ein Arm sinkt ab oder dreht sich.
  • Speech: Lassen Sie den Betroffenen einen einfachen Satz nachsprechen. Gelingt ihm dies nicht oder klingt die Sprache verwaschen, ist dies ein Hinweis auf eine Sprachstörung.
  • Time: Rufen Sie sofort den Notarzt unter 112! Sagen Sie der Rettungsleitstelle, dass Sie den Verdacht auf einen Schlaganfall haben.

Schlaganfall-Ursachen bei jüngeren Menschen

Die Ursachen eines Schlaganfalls bei Jüngeren unterscheiden sich teils deutlich von denen älterer Patienten. Deutsche Wissenschaftler unter der Leitung von Lars Kellert, Oberarzt an der Stroke Unit (Spezialabteilung für Schlaganfall) der Universitätsklinik München, haben sich in einer Übersichtsarbeit mit den Schlaganfallpatienten zwischen 18 und 55 Jahren beschäftigt.

Das Ergebnis: Mit zehn bis 25 Prozent stellt die spontane Dissektion eine der häufigsten Ursachen für juvenile Schlaganfälle dar. Dabei handelt es sich um eine Aufspaltung der Innenwand der Halsarterie, die das Gehirn versorgt. Zwischen der inneren und mittleren Gefäßwandschicht bildet sich eine Art Sackgasse, hier staut sich das Blut. Ein Hämatom entsteht und verstopft das Gefäß. So kommt es zum Infarkt. Die spontane Dissektion kann sowohl Menschen treffen, die sich wenig bewegen und schlecht ernähren, als auch fitte, scheinbar gesunde Menschen. Eine schnelle, heftige Bewegung – wie etwa bei Sport – kann den Riss der Schlagader auslösen.

Eine Betroffene berichtet: Schlank, sportlich, Nichtraucherin – 24-Jährige erleidet Schlaganfall: „Das sollte der letzte Tag meines Lebens sein“

An circa 25 Prozent der Ereignisse war ein Blutgerinnsel schuld, das über das Herz Richtung Gehirn geschwemmt wird, man spricht von kardialer Embolie. Weitere zehn Prozent der juvenilen Schlaganfälle werden von einer Reihe „seltener Ursachen“ verursacht, dazu zählen die Mediziner Schwangerschaft (insbesondere Phase vor der Geburt und erste Wochen danach), Migräne (insbesondere Migräne mit Aura) und Drogen.

Bei 30 bis 50 Prozent können Mediziner keine konkrete Ursache für die folgenreiche Unterversorgung des Gehirns finden. Das klingt erstmal beängstigend. Experte Kellert beruhigt: „Genau das ist es im Grunde nicht“, schilderte er dem Gesundheitsmagazin der Deutschen Schlaganfall-Hilfe Thala. Denn: „Wenn man keine eindeutige Ursache findet, ist das Wiederholungsrisiko wesentlich geringer.“ Auch müsste so seltener operiert werden.

Risikofaktoren

Als Risikofaktoren unter jungen Erwachsenen gilt der aktuelle Lebensstil mit ungesundem Essen, zu wenig Bewegung, exzessivem Feiern und Rauchen. Noch niemals zuvor gab es unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen so viele Übergewichtige und Raucher – letzteres gilt vor allem für junge Frauen. Ein Drittel der jungen Frauen raucht. Viele ignorieren außerdem die Warnung, dass Pille plus Rauchen das Risiko für einen Schlaganfall potenziert.

Bei den jüngeren Schlaganfallpatienten spielten Gefäßverkalkung oder auch Herzrhythmusstörungen als Auslöser des Schlaganfalls kaum eine Rolle. Erst ab circa 40 Jahren stiegen die Herz-Kreislauf-Risikofaktoren deutlich an.

  • hoher Blutdruck
  • Rauchen
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Übergewicht und Bewegungsmangel
  • Zuckerkrankheit/ Diabetes mellitus
  • Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern)
  • mit zunehmendem Alter steigt das Risiko
  • Geschlecht: Männer haben ein höheres Schlaganfallrisiko als Frauen

Für Frauen gelten zusätzlich noch folgende Risikofaktoren:

  • hormonelle Verhütungsmittel: bei langjähriger Einnahme der „Pille“ ist das Schlaganfallrisiko erhöht
  • Rauchen – in Kombination mit Antibabypille wird Risiko potenziert

Vorbeugung

Zur Vorbeugung gilt es entsprechend die Risikofaktoren abzuschwächen oder ganz zu verhindern. Etwa durch:

  • bewusste Ernährung mit einem hohen Anteil an Obst, Gemüse, fett- und zuckerarmer Kost
  • regelmäßige Bewegung und Sport
  • ausreichende Flüssigkeitsaufnahme – besonders ältere Menschen müssen darauf achten, da das „Durstgefühl“ im Alter abnimmt
  • kein Konsum von Tabakwaren
  • Vermeidung von Stress
  • Gewichtsabnahme

Zukunftsaussicht: Junge Schlaganfallpatienten erholen sich schneller

Die gute Nachricht: Bei schnellstmöglicher Behandlung lassen sich die bleibenden Folgen sehr oft verhindern. Und dabei ist das junge Alter ein großer Vorteil. Jüngere Patienten erholen sich meist schneller und umfassender vom Schlaganfall als alte. Bei 30 Prozent der jungen Schlaganfallpatienten gehen die Symptome komplett zurück.

Laut Kellert endet ein juveniler Schlaganfall nur bei fünf Prozent der Betroffenen tödlich. Bei älteren Patienten überleben 30 Prozent den Schlaganfall nicht. Allerdings haben die Wissenschaftler auch festgestellt, dass nur 40 Prozent der jungen Schlaganfallpatienten an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren können und ein Drittel arbeitsunfähig bleibt.

 

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