Lebenserwartung bei Multipler Sklerose steigt

Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, die noch nicht heilbar ist. Medikamente können das Fortschreiten der Erkrankung aber deutlich verlangsamen. Zur Behandlung der schleichenden Verlaufsformen sind in Deutschland neue Medikamente zugelassen worden, die sehr gute Ergebnisse erzielen, erklärt Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen, zum Welt-MS-Tag am 30. Mai im Interview mit aponet.de.

Welche Verlaufsformen gibt es bei einer Multiplen Sklerose?

Kleinschnitz: Bei der Multiplen Sklerose wird klassischerweise zwischen drei Verlaufsformen unterschieden. Die häufigste Form ist die schubförmig remittierende Multiple Sklerose (RRMS). Diese verläuft in Schüben. Das heißt, es treten plötzlich Symptome auf, zum Beispiel Sehstörungen oder Spastiken, die nach einiger Zeit wieder abklingen. Nach zehn bis 20 Jahren geht die schubförmige Multiple Sklerose nicht selten in die sogenannte sekundär chronisch-progrediente Verlaufsform (SPMS) über. Die Erkrankung schreitet dann langsam und kontinuierlich fort. Bestehende Behinderungen bilden sich nicht mehr vollständig zurück. Von diesen beiden abzugrenzen ist die primär chronisch-progrediente Verlaufsform (PPMS). Für diese Form von MS ist von Erkrankungsbeginn an ein schleichender Krankheitsverlauf ohne Schübe charakteristisch.

Wie lässt sich MS behandeln?

Kleinschnitz: Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung. Die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten sollen im Prinzip das fehlgeleitete Immunsystem wieder in geordnete Bahnen lenken und greifen an verschiedenen Stellen in die Entzündungsprozesse ein. Es steht eine breite Palette an Immuntherapien zur Verfügung. Von Tabletten über Injektionen und Infusionstherapien sind verschiedene Darreichungsformen verfügbar. All diese Medikamente verfolgen im weitesten Sinne das Ziel, bestimmte Teile des Immunsystems zu beeinflussen.

Die Krankheit ist noch immer nicht heilbar. Welche Fortschritte hat die Medizin in den letzten Jahren gemacht?

Kleinschnitz: Heilbar im klassischen Sinne ist MS noch nicht. Durch die inzwischen verfügbaren Therapiemöglichkeiten konnte die Lebenserwartung von Multiple Sklerose-Patienten jedoch gesteigert werden. Sie entspricht heute der allgemeinen Lebenserwartung gesunder Menschen. Betroffene zeigen oftmals weniger Behinderungen, was sich positiv auf die subjektiv empfundene Lebensqualität auswirken kann.

Große Fortschritte hat die Medizin bei der Behandlung der primär chronisch-progredienten und der sekundär chronisch-progredienten Verlaufsformen gemacht. Wie eingehend erklärt, sind das die Formen von MS, bei denen die Erkrankung kontinuierlich fortschreitet, ohne dass Schübe auftreten. Zur Behandlung sind seit 2018 bzw. 2019 neue Tabletten und eine Antikörpertherapie verfügbar. Durch beides soll das Voranschreiten der Erkrankung gebremst werden. Die Therapien regulieren die mit der MS einhergehenden Entzündungsprozesse und können bewirken, dass bei den Betroffenen weniger Behinderungen auftreten. Der Erkrankungsfortschritt kann zudem verzögert werden.

NK

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