Deutsche kaufen weniger homöopathische Mittel

Die Homöopathie erfreue sich steigender Beliebtheit in der Bevölkerung, heißt es regelmäßig in Mitteilungen von Pharmaverbänden: Es gebe eine „steigende Akzeptanz und Anwendung beim Endverbraucher und bei den Heilberufen“, erklärte beispielsweise der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) noch im November.

Der Bund Deutscher Heilpraktiker verwies in einer Meldung auf seinem Portal „Heilpraktiker-Fakten“ noch am Montag unter Bezug auf „aktuelle Zahlen“ aus 2016 auf einen wachsenden Homöopathie-Markt. Tatsächlich stieg die Menge der jährlich verkauften Homöopathika über viele Jahre stetig, doch jetzt zeichnet sich eine Trendwende ab.

Im Jahr 2017 verkauften die Apotheken hierzulande gut 53 Millionen Packungen homöopathischer Präparate, schätzt die Pharma-Marktforschungsfirma IQVIA. Im Vorjahr waren es allerdings noch gut 55 Millionen Packungen. Der Umsatz ist laut IQVIA im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr trotzdem leicht gestiegen.

Rund 86 Prozent der verkauften Homöopathika wurden laut den Daten von IQVIA von den Kunden als Selbstmedikation gekauft. Zwölf Prozent wurden mit einem Rezept einer privaten Krankenversicherung in der Apotheke geholt, in lediglich zwei Prozent der Fälle hatten die Kunden ein Rezept einer gesetzlichen Krankenversicherung.

Dass die gesetzlichen Kassen unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten einer homöopathischen Behandlung übernehmen, ist umstritten.

Eigentlich dürfen sie nur anerkannt wirksame Therapien erstatten, doch für Homöopathie, Anthroposophie und Pflanzenheilkunde hat der Gesetzgeber Sonderregeln geschaffen. Diese Verfahren müssen nicht in aufwendigen Studien ihre Wirksamkeit unter Beweis stellen – und die gesetzliche Krankenversicherung darf zahlen.

Trotz zahlreicher Studien fehlt bis heute ein klarer Beleg dafür, dass homöopathische Globuli eine Wirkung über den Placeboeffekt hinaus haben. Ein EU-weiter Wissenschaftsrat warnte kürzlich davor, dass Homöopathie sogar schaden kann, wenn eine notwendige medizinische Behandlung dadurch verzögert wird.

Homöopathie-Kritiker, wie etwa die Ärztin Natalie Grams, die früher homöopathisch arbeitete, erklären: „Wer behauptet zu heilen, muss das auch stichhaltig belegen können. Die evidenzbasierte Medizin – die auch nicht frei von Fehlern ist – kann das. Homöopathie oder Bachblüten können es nicht.“

Doku: Homöopathie – Heilung oder Humbug?


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