Statt Chirurgen operierten Praktikanten: Kliniken in Südkorea müssen alle OPs mit Vollnarkose filmen lassen

Wenn Kameras bei Operationen zum Einsatz kommen, dann normalerweise nur, damit die Chirurg:innen besseren Einblick in den Körper der Patient:innen erhalten. Doch in Südkorea erfüllen die Geräte mittlerweile noch einen ganz anderen Zweck erfüllen: Dort sind die Krankenhäuser gesetzlich dazu verpflichtet, Operationen per Kamera aufzuzeichnen – ein weltweites Novum. Damit soll Pfusch im OP-Saal verhindert werden.

Verabschiedet wurde das Gesetz im vergangenen Jahr, nachdem es in dem asiatischen Land eine Diskussion über sogenannte "Geister-Operationen" gegeben hatte. Dabei ließen Chirurg:innen Krankenschwestern, Praktikanten oder weniger qualifizierte Mediziner:innen die OPs durchführen. In den vergangenen acht Jahren sollen bei solchen "Geister-Operationen" fünf Menschen in Südkorea gestorben sein, berichtet die "New York Times".

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„Geister-Operationen“ in Südkorea: Protest einer Mutter

Öffentliche Aufmerksamkeit hatte das Thema durch den Protest von Lee Na-geum, einer 62-jährigen Südkoreanerin, erlangt. Ihr Sohn Kwon Dae-hee starb 2016 nach einem kosmetischen Eingriff. Lee konnte anhand von Videoaufnahmen nachweisen, dass die Operation nicht von einem Schönheitschirurgen, sondern von seinem Assistenten durchgeführt wurde. Seit 2018 protestierte die Mutter alleine vor dem Parlament in Seoul und forderte Gerechtigkeit für den Tod ihres Sohnes sowie neue gesetzliche Regelungen.

"Sobald die Kameras installiert sind, werden eure Lügen ans Licht kommen. Die Kameras enthüllen die Wahrheit", drohte sie. Ihr erster Erfolg: Im vergangenen Jahr wurde der Mann, der Kwon Dae-hee operiert hatte, von einem Gericht wegen fahrlässigen Totschlags zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt. Außerdem widmete sich auch die Politik dem Thema. Lee konnte nämlich zeigen, dass der Fall ihres Sohnes kein Einzelfall war. Den Politiker:innen ist viel daran gelegen, dass Vertrauen in das Gesundheitssystem des Landes zu stärken und zu erhalten.

Ärzte wehren sich gegen das Gesetz

Spätestens nach einer zweijährigen Übergangszeit, die im September 2023 endet, müssen alle Klinken Überwachungssysteme angeschafft haben. Sämtliche Operationen unter Vollnarkose müssen aufgezeichnet werden. Die Aufnahmen müssen 30 Tage lang gesichert werden und können von Ermittlungsbehörden oder Gerichten eingesehen werden.

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Videoüberwachung ist in der südkoreanischen Gesellschaft an der Tagesordnung, dennoch gab es Proteste der Medizinervereinigung. Sie befürchtete einen Vertrauensverlust bei Patienten und wies darauf hin, dass Ärzt:innen, die gefilmt werden, bei Operationen seltener Risiken eingehen würden, um das Leben von Patient:innen zu retten. 

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