Rückruf wegen Bakterien: Das müsst ihr über die verseuchte Milch wissen

Der Hersteller „Deutsche Milchkontor GmbH“ hat fettreduzierte Milch aus zahlreichen deutschen Discountern zurückgerufen. In den Produkten steckt ein gefährlicher Keim. Was es mit dem Bakterium auf sich hat und welche Gesundheitsgefahren er mit sich bringt, erfahren Sie hier.

Weil mehrere Chargen fettreduzierter Milch mit einem gefährlichen Keim verseucht sind, hat der Hersteller „Deutsche Milchkontor GmbH“ gemeinsam mit mit "Fude + Serrahn Milchprodukte" in vielen deutschen Discountern verkaufte Milchmarken zurückgerufen. FOCUS Online erklärt, welches Bakterium hinter dem Rückruf steckt und welche Gesundheitsgefahren der Keim birgt.

Die Liste mit den betroffenen Produkten finden Sie hier. 

Worum handelt es sich bei dem Bakterium?

Die Milch ist nach Herstellerangaben mit dem Wasserkeim "Aeromonas" der Gattungen "hydrophila" und "caviae" infiziert. Die Gattung Aeromonas gehört zur Familie der Aeromonadaceae. Dabei handelt es sich um einen heterotrophen, grammnegativen und stäbchenförmigen Keim.

Das Bakterium überlebt sowohl in aeroben als auch anaeroben Umgebungen und nutzt verschiedene Zuckerarten wie Gelatine und Hämoglobin für seinen Stoffwechsel. Dabei bildet der Keim Säure.

Die Bakterien sind sehr widerstandsfähig, sie überleben große Temperaturtoleranzen von ein bis 45 Grad Celsius. Demnach trotzen sie sowohl Temperaturen im Kühlschrank als auch leichter Hitze. Erst bei starkem Erhitzen sterben sie ab.

Der Keim kommt vor allem in Süß- und Brackwasser vor. Gerät er über kontaminierte Badegewässer in den Blutkreislauf, kann er gefährliche Hautkrankheiten hervorrufen.

Wird das Bakterium hingegen über die Nahrung aufgenommen, ist es für gesunde Menschen eher ungefährlich. Es kann es zwar zu Magen-Darm-Beschwerden wie Erbrechen oder Durchfall kommen, bei vielen Personen zeigten sich bei einer Infektion aber gar keine Symptome.

Für wen ist das Bakterium besonders gefährlich?

Gefährlich werden kann das Bakterium hingegen für Menschen, deren Immunsystem bereits geschwächt ist. Auch Kinder zählen zur Risikogruppe.

Nach Angaben des Kantonales Labor Zürich können zwei Formen von Magen-Darm-Entzündungen mit Aeromonas hydrophila in Verbindung gebracht werden. Einerseits eine Cholera ähnliche Form mit wässrigem Durchfall, andererseits eine Form, die blutigschleimigen Durchfall verursacht.

Bei Immungeschwächten kann das Bakterium über den Magen-Darm-Trakt auch in die Blutlaufbahn gelangen und so Blutvergiftungen hervorrufen.

Wie häufig sind Infektionen in Deutschland?

Das Bakterium findet sich in Deutschland hauptsächlich in kontaminierten Gewässern, Lebensmittel sind eher selten mit dem Keim belastet. "Im Vergleich zu anderen pathogenen Organismen wie zum Beispiel Salmonellen oder Campylobacter, spielt Aeromonas hydrophila, was eine Infektion beim Menschen angeht, eine untergeordnete Rolle", erklären Schweizer Wissenschaftler des Züricher Kantonales Labors.

Wie eine US-Amerikanische Studie der Centers for Disease Control and Prevention zeigt, infizieren sich Urlauber auch in anderen Ländern nur sehr selten mit dem Erreger.

Bei Krankheitsausbrüchen durch Aeromonas hydrophila waren bisher vor allem Austern und andere Meeresfrüchte, Fischfilets, Schnecken und Eiersalat als Infektionsquelle verantwortlich.

Hinweis: Für Verbraucher besteht das größte Risiko, wenn gekochte Lebensmittel mit rohem, kontaminierten Material (Lebensmittel, Schneidebretter, etc.) in Berührung kommen. Daher ist zu raten: Lebensmittel müssen immer wie vorgeschrieben gelagert und ausreichend erhitzt und gekocht werden. Generell gilt: Waschen Sie sich mehrmals die Hände und reinigen Sie Schnitte, Kratzer und Wunden.

Wie wird der Keim behandelt?

Bei Magendarmbeschwerden sollten Betroffene dafür sorgen, ihren Flüssigkeitshaushalt wieder auszugleichen. In Absprache mit einem Arzt sollte außerdem eine Behandlung mit Antibiotika erfolgen.

Ab welcher Verzehrmenge das Bakterium gefährlich ist, ist laut DKM wissenschaftlich nicht bestätigt und hängt von körperlichen Faktoren wie Alter, Konstitution und Vorerkrankungen ab.

Ein weiterer Verzehr sollte nicht stattfindet. Stattdessen sollte die Ware – geöffnet oder ungeöffnet – zu dem Lebensmittelhändler zurückgebracht werden, bei dem sie gekauft wurde. Die Kosten werden dann erstattet, auch wenn Kunden keinen Kassenzettel mehr vorweisen können.

Wie kam das Bakterium in die Milch?

Der Aeromonas-Keim ist ein Umgebungswasserkeim, er kann dort überleben. Auf Anfrage von FOCUS Online erklärte das Deutsche Milchkontor, dass eine defekte Dichtung einer Produktionsanlage die Vermehrung des Keims verursacht hatte.

Die Produktion sei unmittelbar nach Bekanntwerden gestoppt und das defekte Maschinenteil ausgetauscht worden. Anschließend seien zusätzliche Reinigungen durchgeführt worden, die Produktion wurde dem Hersteller zufolge am 30.09.2019 wieder frei gegeben. 

Entdeckt wurde der Keim jedoch erst am 10.10.2019. Der Hersteller habe daraufhin umgehend das zuständige Veterinärsamt sowie seine Handelspartner informiert, die Verzehrswarnung ausgesprochen und den Rückruf eingeleitet.

Eine Kontamination mit dem Keim ist überall dort möglich, wo Lebensmittel mit Wasser in Kontakt kommen. In Milch selbst kommt das Bakterium jedoch nicht vor.

"Egal ob H- oder Frischmilch – bei der Produktion wird die Milch erhitzt und pasteurisiert. Dabei werden in der Regel alle Keime abgetötet", erklärt Hans-Jürgen Seufferlein vom Milcherzeugerverband Bayern. "Ich selbst bin seit Jahrzehnten im Milchgeschäft – so etwas habe ich noch nie erlebt."

Fragen beantwortet der Kundenservice der Molkerei DMK Group unter: Tel. 0251-2656 7371 oder per E-Mail: [email protected].

Sehen Sie im Video: Milch mit Bakterien verseucht! Aldi, Lidl, Edeka, Kaufland, Netto starten Rückruf

FOCUS Online/Wochit Sehen Sie im Video: Milch mit Bakterien verseucht! Aldi, Lidl, Edeka, Kaufland, Netto starten Rückruf  

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