Noch mindestens 13 Millionen Ungeimpfte: Umfrage zeigt, was sie überzeugen würde

Die Impfquote hat zuletzt keine großen Sprünge mehr gemacht. Viele Erwachsene in Deutschland sind nicht vollständig gegen Corona geimpft. Eine Umfrage hat nach ihren Gründen gefragt – und danach, was passieren müsste, dass sie sich doch noch impfen lassen.

Jens Spahn bejubelt die erreichte Impfquote von 80 Prozent unter Erwachsenen. Karl Lauterbach mahnt weiter zur Vorsicht. Hintergrund sind neue Informationen aus dem Covimo-Bericht. Für diesen befragt das Robert-Koch-Institut (RKI) seit Januar 2021 regelmäßig eine repräsentative Gruppe zu Covid-19-Impfquoten sowie zur Covid-19-Impfbereitschaft und -akzeptanz.

Nach diesen Auswertungen könnten die Impfquoten etwa fünf Prozentpunkte höher liegen als im Digitalen Impfquoten-Monitoring (DIM) bisher offiziell angegeben. „Das gibt uns zusätzliche Sicherheit für Herbst und Winter. Wir wollen mit Umsicht und Vorsicht Schritt für Schritt zurück in Freiheit und Normalität“, sagte Spahn darum. „Aus heutiger Sicht wird es keine weiteren Beschränkungen mehr brauchen.“ Auch wenn SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach die Zahlen für plausibel hält, reiche das noch nicht für einen „Freedom Day“ – also ein Ende aller Beschränkungen.

Zu viele Menschen sind noch ungeschützt

Einig sind sich die Politiker darin: Die Impfquote sollte weiter steigen. „Jede weitere Impfung erhöht aber die Sicherheit und ermöglicht noch mehr Normalität“, sagte Spahn. „Ein paar Wochen 2G und gute Impfangebote würden helfen“, schrieb Lauterbach bei Twitter.

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Wie hoch die Impfquote tatsächlich ist, bleibt unklar. Das RKI hat sich in der Pandemie keinen Namen mit verlässlichen Daten gemacht. Die wahre Impfquote wird irgendwo zwischen den Werten der Covimo-Befragung und des Digitalen Impfquoten Monitorings (DIM) liegen.

Differenzen der Impfquoten

Zahlen aus RKI Impfdashboard, Digitales Impfquoten-Monitoring (DIM):

  • Mindestens 60 Jahre sind 24,1 Millionen Menschen, davon sind 86,4 Prozent vollständig geimpft: 20,8 Millionen, bleiben 3,3 Millionen Ungeimpfte.
  • 18–59 Jahre sind 45,3 Mio. Menschen, davon sind 71 Prozent vollständig geimpft: 32,2 Millionen, bleiben 13,1 Millionen Ungeimpfte (Stand 8. Oktober).

Insgesamt ergeben sich daraus 16,4 Millionen ungeimpfte Erwachsene.

Zahlen Covimo-Report:

Mindestens 18 Jahre sind 69,4 Millionen Menschen: 80,9 Prozent vollständig geimpft: 56,1 Millionen, bleiben 13,3 Millionen ungeimpfte Erwachsene.

Klar ist in jedem Fall: Es gibt noch zu viele Menschen in Deutschland, die ungeschützt gegen Corona sind. Auf den Intensivstationen in den Bundesländern wird es voller. Mediziner mahnen regelmäßig, dass es fast ausschließlich Ungeimpfte schwer trifft.

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Warum sich die Deutschen nicht impfen lassen

Das Robert-Koch-Institut hat in der aktuellen Umfrage auch nach den Gründen gefragt, warum sich die Menschen nicht impfen lassen. Die Übersicht zeigt, was passieren müsste, damit sie sich doch dafür entscheiden. RKI Covimo-Bericht, 6.10.21 Antwortkategorien der ungeimpften Teilnehmenden auf die Frage, was sie noch von einer Impfung überzeugen würde

Was die Ungeimpften zum jetzigen Zeitpunkt noch von einer Impfung überzeugen würde, sortierten die Experten in unterschiedliche Kategorien ein. Sie geben dabei keine prozentuale Verteilung an, sondern die Themengebiete, die die Menschen (noch) abhalten und in denen etwas passieren müsste:

  • Impfstoffsicherheit: Befragte wollen weitere Studienlage abwarten und Impfung davon abhängig machen
  • Falschinformation/geringe Risikowahrnehmung: Befragte lehnen Impfung aus diversen Gründen ab, beispielsweise starkes Immunsystem
  • Freiheiten/Rechte: Befragte geben an, sich bei weiteren Freiheitseinschränkungen und mehr Druck impfen zu lassen.
  • Impfstoffbefürwortung/Unentschlossenheit: Befragte sind für eine Impfung (teils schon mit Termin) beziehungsweise noch unentschlossen.
  • Impfablehnung: Befragte sind grundsätzlich impfablehnend.
  • Ärztliche Aufklärung: Befragte machen Impfentscheidung von ärztlichem Rat abhängig beziehungsweise nennen (falsche) Kontraindikationen (Allergien, Infektion, andere Erkrankungen).

Wobei diejenigen, die grundsätzlich impfablehnend sind, wohl kaum zu erreichen sind. Für die anderen Gruppen braucht es vor allem gut verständliche und transparente Informationen.

Grundsätzlich kommt der Covimo-Bericht zu dem Ergebnis: „Die Covid-19-Impfbereitschaft der Bevölkerung liegt auf einem hohen Niveau: Berücksichtigt man die bereits mindestens einmal geimpften Personen mit, ergibt sich ein Anteil von etwa 93 Prozent impfbereiter beziehungsweise bereits geimpfter Personen.“ Das gebe einen Hinweis darauf, welche Impfquote in Deutschland erreicht werden könnte.

Noch ist die Bundesrepublik an diesem Punkt allerdings nicht angekommen.

Impfquote an vollständig Geimpften:

  • Die Impfquote der 18-39-Jährigen beträgt 69,1 Prozent.
  • Die Impfquote der 40-59-Jährigen beträgt 82 Prozent.
  • Die Impfquote der 60+-Jährigen beträgt 89,7 Prozent.

In der Gruppe der ungeimpften Befragten teilen sich die Antworten zu etwa gleich großen Anteilen auf:

  • auf keinen Fall impfen
  • eher nicht impfen
  • unentschlossen
  • eher impfen
  • auf jeden Fall impfen RKI Covimo-Bericht, 6.10.21 So steht es um die Impfbereitschaft der ungeimpften Befragten.

Allerdings überwiegen die Impfkritiker, die sich auf keinen Fall oder eher nicht impfen lassen wollen, mit 42,3 Prozent knapp die Impfbereiten mit 40,1 Prozent, die sich eher oder auf jeden Fall impfen lassen würden.

Wie sich Impf-Skepsis überwinden lässt

Die Experten im Covimo-Bericht machen Hoffnung auf eine sehr hohe Impfquote: „In der Altersgruppe der 18-59-Jährigen, die nun im Fokus der Impfkampagne steht, kann theoretisch eine Impfquote von 90,4 Prozent erreicht werden, wenn sich alle impfbereiten Personen für eine Impfung entscheiden. Der Anteil der Unentschlossenen ist mit 2,8 Prozent deutlich größer als in der Altersgruppe der 60+-Jährigen.“

Über diese Unentschlossenen oder impfskeptischen Menschen hat FOCUS Online bereits vor einiger Zeit mit dem Risikoforscher Felix Rebitschek gesprochen. Die Skepsis der Menschen habe ganz unterschiedliche Dimensionen – wenn es nicht um Impf-Gegner geht, die Impfungen grundsätzlich ablehnen oder Verschwörungserzählungen anhängen.

„Erst einmal ist Skepsis positiv. Denn es bedeutet, ich habe mir Gedanken gemacht“, erläuterte Rebitschek. Der ablehnenden Skepsis lasse sich vorbeugen, wenn Menschen verstanden hätten, worum es geht. Ganz wichtig sei dabei, dass die Menschen nicht gedrängt werden, sondern frei eine informierte Entscheidung treffen können. Dafür braucht es drei Stufen:

3 Stufen, um die Skepsis auflösen

Gerade für die in der Covimo-Umfrage angesprochenen Punkte Falschinformation, geringe Risikowahrnehmung und ärztliche Aufklärung spielt der Austausch eine entscheidende Rolle. „Ein sollte Arzt erklären, was ich für Nutzen und Schäden erwarten könnte, wenn ich impfe oder nicht impfe“, erläuterte Rebitschek. „Plus mir eine Einordnung geben, wie belastbar all das ist.“ Dann hätten die Menschen ein Verständnis davon, wie sicher und wirksam die Impfung ist – im Verhältnis dazu, wenn sie es nicht machen.

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