COVID-19: Zuverlässigkeit von Antikörpertests abhängig vom Test-Zeitpunkt – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Zeitpunkt des Antikörpertests bestimmt Zuverlässigkeit

Antikörpertests spielen eine wichtige Rolle bei der Diagnose von COVID-19, wie eine aktuelle Übersicht von Studien zeigt. Wichtig ist dabei allerdings der Zeitpunkt, an dem solche Tests durchgeführt werden. Der Bericht fasst die bis Ende April 2020 weltweit verfügbaren Forschungsergebnisse zusammen.

Bei einer von der unabhängigen Cochrane-Organisation durchgeführten Analyse von verschiedenen Studien wurde festgestellt, dass Antikörpertest durchaus sinnvoll zur Diagnose von COVID-19 sein können, es dabei aber auf den richtigen Zeitpunkt der Durchführung des Tests ankommt. Die Ergebnisse wurden jetzt in der „Cochrane Database of Systematic Reviews” veröffentlicht.

Wie funktionieren Antikörpertests?

Das Immunsystem von an COVID-19 erkrankten Menschen reagiert auf die Erkrankung mit der Entwicklung von Proteinen im Blut, sogenannte Antikörper, welche das Virus angreifen. Der Nachweis von Antikörpern im Blut von Menschen kann ein Hinweis darauf sein, ob sie gegenwärtig COVID-19 haben oder schon einmal an COVID-19 erkrankt waren.

Warum Antikörpertests so wichtig sind

Antikörpertests sind ein wichtiges Instrument des öffentlichen Gesundheitswesens, um an Covid-19 erkrankte Personen oder Menschen mit früherer COVID-19-Erkrankung zu identifizieren. Dies ermöglicht eine Beurteilung der Ausbreitung der Infektion und der Notwendigkeit von Interventionen des öffentlichen Gesundheitswesens.

Was war das Ziel der Analyse?

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Die Forschenden fassten Informationen von vielen verschiedenen Studien zusammen, um herauszufinden, ob Antikörpertests genau genug sind, um Infektionen mit SARS-CoV-2 bei Menschen mit oder ohne Symptome von COVID-19 zu diagnostizieren. Außerdem sollte festgestellt werden, ob der Test verwendet werden kann, um herauszufinden, ob Menschen bereits an COVID-19 erkrankt waren.

Ergebnisse von 11.000 Publikationen wurden ausgewertet

Unter der Leitung der Universität Birmingham analysierten Cochrane-Forschende von Universitäten auf der ganzen Welt 11.000 verfügbare Publikationen zu COVID-19. Sie versuchten dabei Studien zu finden, die von Ergebnissen von Antikörpertests in Gruppen von Menschen berichteten, von denen bekannt war, dass sie COVID-19 haben oder hatten. Es wurden auch Untersuchungen zu Antikörpertests ausgewertet, von denen bekannt war, dass sie nicht auf COVID-19 basierten.

Ergebnisse von 54 Studien waren relevant

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Die Forschungsgruppe fand insgesamt 54 relevante Studien mit Testergebnissen von fast 16.000 Proben. Die meisten Studien stammten dabei aus China und wurden an Menschen durchgeführt, die in ein Krankenhaus eingeliefert wurden.

Drei Arten von Antikörpern wurden untersucht

Diese Studien untersuchten drei Arten von Antikörpern, IgA, IgG und IgM. Die meisten Tests maßen sowohl IgG als auch IgM, aber einige maßen einen einzelnen Antikörper oder Kombinationen der drei Antikörper. Daten gab es allerdings nur für 27 Tests – ein kleiner Bruchteil der über 200 auf dem Markt erhältlichen Antikörper-Tests. Die Daten reichten nicht aus, um die Genauigkeit der verschiedenen Tests zu vergleichen, berichten die Forschenden.

Zeitpunkt des Tests ist äußerst wichtig für Zuverlässigkeit

Die Forschenden fanden heraus, dass die Sensitivität (der Anteil der Personen, die COVID-19 hatten, den der Test nachweisen kann) eines Antikörpertests sehr eng mit dem Zeitpunkt der Durchführung des Tests zusammenhängt. Tests der IgG- und IgM-Antikörper nach 8 bis 14 Tagen nach Auftreten von Symptomen identifizierten korrekterweise nur 70 Prozent der Personen, die COVID-19 hatten. Betrachteten die Forschenden jedoch Daten, die von Tests stammen, die zwischen 15 und 35 Tagen nach dem ersten Auftreten der Symptome durchgeführt wurden, konnten über 90 Prozent der Personen mit COVID-19 korrekt identifiziert werden. Es gibt nicht genügend Studien, um die Empfindlichkeit von Antikörpertests über 35 Tage nach Beginn der Symptome hinaus abzuschätzen, fügt das Team hinzu.

Wie viele Personen fallen durchs Raster?

Mit anderen Worten ausgedrückt: In einer Stichprobe von 1000 Personen, in der 200 Personen (20 Prozent) tatsächlich an COVID-19 erkrankt sind, würden 193 Personen ein positives Testergebnis erhalten, aber 10 (5 Prozent) dieser Menschen hätten überhaupt kein COVID-19 (falsches positives Ergebnis). Außerdem würden 807 Personen ein negatives Testergebnis erhalten, aber 17 (2 Prozent) dieser betroffenen Menschen wären an COVID-19 erkrankt (falsches negatives Ergebnis).

Zuverlässigkeit von Antikörpertest bei leichter Erkrankung?

Die Tests waren zuverlässiger beim Nachweis von COVID-19 bei Personen, die zwei oder mehr Wochen nach Beginn der Symptome getestet wurden. Es ist nicht bekannt wie gut die Tests funktionieren, wenn sie mehr als fünf Wochen nach Beginn der Symptome durchgeführt werden, berichten die Forschenden. Es ist auch nicht klar, ob die festgestellte Zuverlässigkeit auf Menschen mit milderer Erkrankung oder ohne Symptome zutrifft, da die Studien in der Übersicht hauptsächlich an Menschen durchgeführt wurden, die sich im Krankenhaus befanden und somit stärkere Beschwerden hatten.

Wichtige Rolle von Antikörpertests

Die Studien zeigten, dass Antikörpertests eine Rolle bei der Diagnose von COVID-19 bei Menschen spielen könnten, die vor zwei oder mehr Wochen COVID-19-Symptome aufwiesen, aber keinen PCR-Test gemacht haben.

Test funktioniert zum falschen Zeitpunkt nicht

Durch die Auswertung aller verfügbaren Daten aus der ganzen Welt konnten klare Muster entdeckt werden, welche zeigen, dass das Timing bei der Anwendung von Antikörpertests entscheidend ist. Wenn man solche Tests zum falschen Zeitpunkt einsetzt, funktionieren sie nicht. Diese ersten COVID-19-Antikörpertests zeigen zwar Potenzial, es bleibt aber unklar, wie genau sie COVID-19 bei Menschen mit leichten oder keinen Symptomen identifizieren. Zudem ist ungewiss, wie gut sie nach mehr als fünf Wochen nach dem Auftreten von Symptomen funktionieren, fasst die Forschungsgruppe zusammen.

Bedenken zur Qualität von ausgewerteten Studien

Die Forschenden hatten auch verschiedene Bedenken hinsichtlich der Qualität der von ihnen ausgewerteten Studien. Die Studien waren klein und gaben ihre Ergebnisse nicht vollständig wieder. Viele Arbeiten enthielten mehrere Proben von denselben Patientinnen und Patienten. Mehr als die Hälfte der Studien wurde zur Verfügung gestellt, bevor sie von internationalen Expertinnen und Experten begutachtet wurden, berichten die Forschenden.

Weitere Analysen sind bereits in Planung

Das Design, die Durchführung und die Berichterstattung von Studien über die Genauigkeit von COVID-19-Tests müssen erheblich verbessert werden. Die Studien müssen nach der Zeit des Auftretens von Symptomen aufgeschlüsselte Daten melden, fordern die Forschenden. Es sind Maßnahmen erforderlich, um sicherzustellen, dass alle Ergebnisse der Testauswertungen öffentlich zugänglich sind, damit eine selektive Berichterstattung verhindert werden kann. Die Forschungsgruppe plant die Überprüfung der Genauigkeit von Antikörpertests regelmäßig zu aktualisieren, sobald weitere Studien veröffentlicht werden. (as)

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