Eine Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori kann das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, deutlich erhöhen. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten neuen Studie. Das Brisante: Jeder dritte Deutsche ist mit dem Bakterium infiziert.
- Im Video oben: Bekannteste Diagnose-Hilfe – mit dem Uhrentest können Sie Demenz schnell erkennen
Wo war nochmal der Schlüssel? Wie hieß noch gleich die Nachbarin? Vergesslichkeit und Gedächtnislücken gehören zu den ersten Anzeichen einer Demenz. Knapp 1,8 Millionen Menschen sind in Deutschland daran erkrankt, die meisten an der häufigsten Demenzform Alzheimer. Tendenz klar steigend. Schätzungen nach wird die Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2050 auf 2,8 Millionen steigen.
Noch immer gibt es keine Heilung der neurodegenerativen Erkrankung. Umso wichtiger ist es, mögliche Risikofaktoren aufzuspüren und gegebenenfalls auszuschalten.
Die klassischen zwölf Alzheimer-Risikofaktoren sind laut Alzheimer Forschung Initiative:
- Bewegungsmangel
- Kopfverletzungen
- Alkohol
- Feinstaubbelastung
- geringe Bildung
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- eingeschränkte Hörfähigkeit
- Rauchen
- Diabetes
- Depressionen
- Mangel an sozialen Kontakten
Magenkeim Hp als weiterer Alzheimer-Risikofaktor
Als weiterer potentieller Risikofaktor wird seit einiger Zeit zudem der Magenkeim Helicobacter pylori (Hp) diskutiert. Mit diesem Bakterium ist knapp ein Drittel aller Menschen in Deutschland infiziert.
Eine Infektion verläuft in 80 Prozent der Fälle symptomlos, kann aber auch Magenschleimhautentzündungen und sogar Magenkarzinome also Magenkrebs verursachen.
Auch ein Zusammenhang zwischen einer Hp-Infektion und dem zentralen Nervensystem lasse sich in zahlreichen Laborstudien finden, heißt es in einer Mitteilung der Berliner Charité Universitätsmedizin Berlin. „Wir wissen, dass das Bakterium über verschiedene Wege das Gehirn erreichen kann und dort unter Umständen zu Entzündungen, Schädigungen und dem Verfall von Nervenzellen führt“, erklärt Antonios Douros, Pharmakoepidemiologe an der Charité. Außerdem kann ein durch den Keim geschädigter Magen Vitamin B12 und Eisen nicht mehr gut aufnehmen, was ebenfalls das Demenz-Risiko erhöhe, heißt es in der Mitteilung weiter.
Alzheimer-Risiko kann sich um bis zu 24 Prozent erhöhen
Für ihre Untersuchung haben Charité-Forschende um Douros gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der McGill University in Kanada nun die Patientendaten von vier Millionen Menschen aus drei Jahrzehnten analysiert.
Das Ergebnis: Bei Menschen über 50 Jahren kann das Risiko nach einer Infektion mit Symptomen
- um durchschnittlich 11 Prozent erhöht sein,
- rund zehn Jahre nach der Infektion sogar um 24 Prozent.
Die Forschenden betonen, dass deshalb nicht jeder Mensch nach einer symptomatischen Hp-Infektion zwangsläufig an Alzheimer erkranken wird. „Bei den Berechnungen handelt es sich um eine Erhöhung des relativen Risikos im Vergleich zu Personen, die keine symptomatische Hp-Infektion nach dem 50. Lebensjahr hatten.“
Sind Hp-Infektionen ein beeinflussbarer Risikofaktor?
„Für uns bekräftigt dieses Ergebnis die Annahme, dass eine Helicobacter-pylori-Infektion ein beeinflussbarer Risikofaktor für Alzheimer-Demenz sein könnte“, schlussfolgert Douros. Ob und in welchem Maß eine Bekämpfung und möglicherweise Auslöschung des Magenkeims die Entwicklung von Alzheimer tatsächlich beeinflusst, müsse allerdings erst in groß angelegten randomisierten Studien getestet werden.
Bis dahin gilt, die bereits bekannten, vermeidbaren Risikofaktoren zu minimieren. Dazu zählt ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung, gesunder Ernährung, möglichst keinen Zigaretten und wenig Alkohol. Stärken Sie soziale Kontakte und lassen Sie gegebenenfalls Bluthochdruck oder Diabetes behandeln. Jüngst wurde auch eine eingeschränkte Hörfähigkeit als wichtiger Risikofaktor betont. Lassen Sie sich im Zweifel untersuchen und setzen Sie falls nötig auf ein Hörgerät.
Lesen Sie auch: Mit dem Brain Care Score senken Sie Ihr Schlaganfall- und Demenzrisiko
Quelle: Den ganzen Artikel lesen