Es fällt nicht immer leicht, herzgesund zu leben. Lange Arbeitstage und ungewöhnliche Arbeitszeiten machen es nicht einfach, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten und viel Sport zu treiben. Und doch können Sie in vielen kleinen Schritten das Herz schützen, ohne Ihr Leben radikal umzustellen.
Als Kardiologe spreche ich tagtäglich mit Menschen darüber, wie sie ihr Herz schützen können, entweder schon bevor sie herzkrank werden oder aber nachdem sie schon einen Herzinfarkt erlitten oder eine Rhythmusstörung entwickelt haben. Vieles, das wir Ärztinnen und Ärzte dann raten, erscheint den meisten Menschen erst einmal sehr schwer umzusetzen und in ihren Alltag zu integrieren. „Wie schafft man das wirklich?“, fragen die Patientinnen und Patienten mich in dieser Situation häufig. Michael Böhm
Über den Experten
Michael Böhm ist Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Seit über 35 Jahren versorgt er täglich Patientinnen und Patienten mit akuten und chronischen Herzerkrankungen. Zudem forscht er intensiv auf den Gebieten Herzinsuffizienz, Bluthochdruck und Atherosklerose.
1. Regel: Hören Sie mit dem Rauchen auf
An allererster Stelle steht dabei: nicht rauchen! Die allermeisten Raucher wissen natürlich, wie schädlich der Nikotinkonsum für den Körper ist – nicht nur für das Herz. Dass der Rauchverzicht dennoch sehr schwerfällt, ist uns Ärztinnen und Ärzten bewusst, weswegen es zahlreiche Unterstützungsangebote gibt, die dabei helfen können. Ich kann nur jedem raten, auf dem Weg zu einem rauchfreien Leben nicht aufzugeben, auch wenn es nicht direkt beim ersten Versuch klappt.
2. Regel: Integrieren Sie Mini-Bewegungen in Ihren Alltag
Ausreichende Bewegung ist der nächste Schritt in Richtung gesundes Leben. Im Beruf als Arzt bewegt man sich im Vergleich zu Menschen mit einem reinen Schreibtischjob schon relativ viel, man sollte aber dennoch darauf achten, im Alltag noch aktiver zu werden. Das kann auch durch aktive Alltagstätigkeiten leicht erreicht werden: Einfach mal die Treppe nutzen statt den Aufzug zu nehmen oder bei einem längeren Telefonat nicht auf dem Schreibtischstuhl sitzen zu bleiben, sondern dabei im Raum umherzugehen, kann schon sehr helfen.
3. Regel: Bewegen Sie sich zwei Mal 15 Minuten pro Tag flott
Aus Studien wissen wir, wie ungesund gerade langes Sitzen für Herz und Gefäße ist. Es geht daher darum, immer wieder kleine Bewegungsinseln im Arbeitstag zu schaffen. Regelmäßige Sporteinheiten sollten natürlich eingeschoben werden. Und dabei ist es nicht einmal nötig, Hochleistungssport zu betreiben oder jeden Tag über die persönlichen Grenzen hinauszugehen.
Schon zwei Mal 15 Minuten flotte Bewegung pro Tag senken das kardiovaskuläre Risiko um 15 Prozent. Ein intensiver Spaziergang, eine kleine Runde mit dem Fahrrad oder eine Einheit auf dem Heimtrainer reichen schon. Häufig lassen sich solche Aktivitäten gut in die Mittagspause einbinden und zeigen dann noch den angenehmen Effekt, dass man nach der Pause frisch, mit Freude und erholt wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrt.
4. Regel: Ernähren Sie sich ausgewogen, dann ist auch mal Fast Food erlaubt
Für viele Patientinnen und Patienten ist die Ernährung das heikelste Thema, wenn es um kardiovaskuläre Prävention geht. Nie wieder Steak, Schokolade oder Burger? Doch, natürlich! Niemand muss sich kasteien, um sein Herz zu schützen. Jeder – auch Präventionsmediziner – geht gern einmal ins Restaurant und genießt ein oder zwei Gläser Wein zum Essen. Solche Gelegenheiten sind auch nicht das Problem.
Das Stichwort lautet Ausgewogenheit. Wer täglich Fast Food oder eine ganze Tüte Chips isst und dazu zuckerhaltige Limonaden oder Kakao trinkt, tut seinem Herzen selbstverständlich nichts Gutes. Wer sich aber im Allgemeinen an einer ausgewogenen Ernährung mit viel Obst und Gemüse, gesunden Fetten (am besten Olivenöl), viel Fisch und Vollkornprodukten orientiert und dafür zu viel rotes Fleisch, verarbeitete Fette und die meist fett- und zuckerreichen Fertigprodukte weglässt, wird nicht herzkrank, nur weil er sich einmal einen Burger gegönnt hat.
Wer sich an das Prinzip der Ausgewogenheit hält und mit seinem Body-Mass-Index in einem normalen Bereich bleibt, macht schon vieles richtig.
5. Regel: Checken Sie regelmäßig Ihre Cholesterin- und Blutdruckwerte
Was ich für ganz besonders wichtig halte, sind Vorsorgeuntersuchungen. Ab einem Alter von 35 steht jedem Menschen in Deutschland alle zwei Jahre ein Check-up beim Hausarzt zu. Ich rate immer dringend dazu, das wahrzunehmen, und spreche das auch im Familien- und Freundeskreis häufig an.
Durch Vorsorgeuntersuchungen lassen sich frühzeitig erhöhte Cholesterin- oder Blutdruckwerte erkennen. Das tückische an Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten ist, dass Patientinnen und Patienten nicht darunter leiden. Im Gegenteil: Menschen mit Bluthochdruck fühlen sich meist sogar fit. Es passiert eher, dass zu Beginn einer blutdrucksenkenden Therapie das Wohlbefinden etwas abnimmt und Betroffene sich abgeschlagen fühlen, bis der Körper sich auf die neuen, gesünderen Werte eingestellt hat.
Sowohl das Management von Bluthochdruck als auch das von Lipiden ist ganz entscheidend, um die Entstehung von Herzkrankheiten zu vermeiden. Glücklicherweise stehen uns eine Vielzahl von Medikamenten zur Verfügung, um diese Vorerkrankungen positiv zu beeinflussen.
Diese Säule der Prävention ist für mich die ganz entscheidende. Mit 15 Minuten beim Hausarzt kann so jeder einen essenziellen Beitrag zu seiner eigenen Herzgesundheit leisten!
Zusammengefasst ist zu sagen: Mit wenigen, ausgewogenen Maßnahmen und wenig Aufwand kann jeder trotz eines aktiven und arbeitsintensiven Alltags das Herz und das Gefäßsystem effektiv schützen!
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