Herkrankheiten durch erhöhtes Cholesterin: Warum Jüngere besonders gefährdet sind

Ein erhöhter Cholesterin-Wert beschleunigt die Entwicklung von Arteriosklerose, die wiederum zu Verengungen der Herzkranzgefäße, zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann. Gefährlich ist dabei das so genannte Non-HDL-Cholesterin, also alle Cholesterinformen abgesehen vom HDL-Cholesterin, das seinerseits Cholesterin aus Gewebe und Zellwänden zur Leber transportiert und damit eine schützende Wirkung hat.

Erstmals Langzeitraum betrachtet

Ein Team um Fabian Brunner vom Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) hat nun erstmals Risikoberechnungen für einen Zeitraum von 30 Jahren vorgenommen. Bisher wurden Risikokalkulatoren verwendet, die sich auf einen Zehn-Jahres-Zeitraum beziehen.

Bisher galt erhöhtes Cholesterin bei Jüngeren als wenig bedenklich

Bei jüngeren Menschen ohne Vorbelastung besteht auch bei erhöhten Cholesterinwerten nur geringe Gefahr, in diesem Zeitraum einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Anders sieht es nun auf 30 Jahre betrachtet aus, wie die Hamburger Forscher im Fachmagazin "The Lancet" erläutern.

Je höher Cholesterinwert, umso höher Gefahr für Herzkrankheit

Zum einen ergab die Studie, dass sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der folgenden 30 Jahre eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln, bei den Teilnehmern mit den höchsten Cholesterinwerten am größten war: sogar drei- bis viermal so hoch wie in der Gruppe mit den niedrigsten Cholesterinwerten, wie „Spiegel Online“ berichtet. Damit bestätigte sie im Wesentlichen Bekanntes.

Menschen unter 45 Jahre besonders gefährdet

Bisher unerforscht war allerdings, dass auf lange Sicht betrachtet der Cholesterinwert bei Menschen unter 45 Jahren das Krankheitsrisiko am stärksten beeinflusst.

Gut ein Achtel der Studienteilnehmer erkrankte

Die Forscher bedienten sich bei ihren Untersuchungen einer Datensammlung des Multinational Cardiovascular Risk Consortium, die 398.846 Menschen umfasst.Diese wurden über einen Zeitraum von bis zu 43,6 Jahre beobachtet. Bei 54.542 Menschen wurden eine koronare Herzkrankheit oder ein Schlaganfall festgestellt – im Schnitt nach etwa 13 Jahren.

Die Erkrankungszahlen glichen die Forscher mit den Non-HDL-Cholesterinwerten ab und kalkulierten für die verschiedenen Altersgruppen das Risiko, im Laufe des Lebens an Herzerkrankungen zu leiden.

Schon leicht erhöhtes Cholesterin zeigt Folgen

Schon ein leicht erhöhtes Non-HDL-Cholesterin geht bei Frauen mit einem um 10 Prozent erhöhten Langzeitrisiko einher, wie das "aerzteblatt.de" erläutert.

Beispiele für die Altersgruppen unter 45 Jahren:

  • Frauen mit niedrigen Non-HDL-Cholesterinwerten (unter 2,6 mmol/Liter) und mit keinem oder nur einem weiteren Risikofaktor (wie Diabetes, Übergewicht oder Rauchen) haben ein 5,7 prozentiges Risiko, bis zum 75. Geburtstag eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln.
  • Bei Frauen mit hohem Non-HDL-Cholesterin (mindestens 5,7 mmol/l) und mindestens zwei weiteren Risikofaktoren lag das Risiko mit 24,1 Prozent fast viermal so hoch.

Bei Männern verhält es sich ähnlich, nur dass sie unter den gleichen Voraussetzungen von Anfang an ein höheres Risiko haben, bis zu 75. Geburtstag eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln:

  • Unter 45 Jahre, niedriger Non-HDL-Cholesterinwert und kein oder nur ein Risikofaktor: Risiko liegt bei 11,8 Prozent.
  • Im zweiten Fall liegt der Wert mit 43 Prozent ebenfalls fast viermal so hoch.

Akkumulierende Wirkung

Dass jüngere Personen bereits bei leicht erhöhten Cholesterinwerten gefährdet sind, führen die Autoren auf eine über die Jahre akkumulierende Wirkung zurück.

Früh Cholesterinsenker geben?

Sie legen dabei nahe, bereits jüngeren Menschen Cholesterinsenker zu geben, um das spätere Infarkt- und Schlaganfallrisiko zu senken. Beispielsweise könne ein 40-jähriger Mann mit erhöhten Werden durch eine Cholesterinsenkung sein Lebenszeitrisiko auf Herzinfarkt oder Schlaganfall von 19 auf 4 Prozent vermindern – gesetzt, es gibt keine weiteren Risikofaktoren.

Langzeitstudien zu Nebenwirkungen fehlen

Allerdings gibt es keine klinischen Studien mit Patienten, die über Jahrzehnte Cholesterinsenker, so genannte Statine, eingenommen haben.

Züricher Professor sieht Cholesterinsenker kritisch

Wenngleich Statine als insgesamt gut verträglich gelten, sind auch bei kürzerer Einnahme Nebenwirkungen möglich. Dazu gehören Muskelschmerzen, Leberschäden und Diabetes. Bereits die heute gängige Verschreibungspraxis wird von manchen Forschern kritisch gesehen. So warnt etwa Milo Puhan, Professor für Epidemiologie an der Universität Zürich, dass der Nutzen von Statinen oft überschätzt und die Gefahren unterschätzt werde.

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Weitere Studien gefordert

Wenngleich Paul Leeson, Professor für kardiovaskuläre Medizin an der University of Oxford, es für zu früh hält, auf Basis der Daten Therapieempfehlungen zu überarbeiten, hält er die Studie für wichtig: "Was aber zum ersten Mal gezeigt wurde, ist, dass hohe Cholesterinwerte bei Menschen unter 45 Jahren das Risiko für Probleme im weiteren Verlauf des Lebens überproportional steigern", sagte er dem "Science Media Centre".

Nun müssten weitere Studien klären, wie sich die Cholesterinwerte bei jüngeren Menschen senken ließen. Ob die jahrzehntelange Einnahme von Medikamenten sinnvoll sei, müsse mit Blick auf mögliche Nebenwirkungen überprüft werden.

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