Junge beim Händewaschen
SPIEGEL: Ihr Institut hat gemeinsam mit ausländischen Universitäten im April, Juni und September Einstellungen zur Corona-Pandemie repräsentativ abgefragt: bei Deutschen, Briten, Dänen, Niederländern, Franzosen, Portugiesen und Italienern. Was ist das wichtigste Ergebnis?
Jonas Schreyögg, Jahrgang 1976, ist Wissenschaftlicher Direktor am Hamburg Center for Health Economics. Der Professor für Betriebswirtschaft lehrt an der Universität Hamburg unter anderem Management im Gesundheitswesen. Er ist eines von sieben Mitgliedern des renommierten Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen.
Schreyögg: Die Impfbereitschaft ist in allen sieben Ländern im September im Vergleich zum Juni weiter gesunken. Sie liegt zwischen 48 Prozent in Frankreich und 74 Prozent in Dänemark. In Deutschland wären 57 Prozent der Befragten bereit zu einer Impfung. Im April waren es noch 70 Prozent.
SPIEGEL: Weltweit sind also fast eine Million Menschen am Virus gestorben, und zugleich wollen sich immer weniger Europäer impfen lassen?
Schreyögg: Ja, wobei die Impfbereitschaft stark kulturell geprägt ist. Sie ist in Dänemark oder Großbritannien von einem sehr hohen Niveau auf ein immer noch hohes Niveau gesunken sind, in Großbritannien von 79 auf 72 Prozent. Eine Ursache ist der Zweifel an der Sicherheit eines Impfstoffs. Unsere Daten zeigen: Je höher das Vertrauen in staatliche Informationen ist, desto höher ist die Impfbereitschaft. Bei Menschen mit geringem Vertrauen nimmt die Impfbereitschaft dagegen seit Beginn der Pandemie ab. In Deutschland waren im April nur 10 Prozent der Befragten strikt gegen eine Impfung. Jetzt sind es 21 Prozent, in Frankreich sogar 29 Prozent.
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