Paracetamol erhöht vermutlich nicht das Asthmarisiko des ungeborenen Kindes. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie. Zwar erkranken Kinder häufiger an Asthma, wenn ihre Mütter in der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen haben. Das erhöhte Risiko besteht jedoch auch nach der Einnahme anderer Schmerzmittel, die völlig anders wirkten, berichten Forscher um Seif Shaheen von der Queen Mary University of London. Sie gehen deshalb davon aus, dass es bisher unbekannte Ursachen für den Zusammenhang zwischen Schmerzmitteln und Asthma gibt.
Shaheen war der erste Wissenschaftler, der eine Wechselbeziehung zwischen der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und einem erhöhten Asthmarisiko beim Nachwuchs entdeckte. „Dieser Zusammenhang wurde inzwischen in einer Reihe von Studien in verschiedenen Ländern aufgezeigt“, erklärt Shaheen. Bisher sei jedoch nur sehr wenig über die Verwendung anderer Schmerzmittel während der Schwangerschaft und nachfolgende Asthmaerkrankungen der Kinder geforscht worden.
Zusammen mit Catarina Almqvist vom Karolinska-Institut in Stockholm und ihren Kolleginnen griff Shaheen auf umfangreiche Daten aus Schweden zurück. Aus verschiedenen Registern trugen sie Informationen von fast 500.000 Schwangeren sowie den Vätern und Kindern zusammen. Dann suchten die Forscher mögliche Einflussfaktoren für das Asthmarisiko, wie sie im „European Respiratory Journal“ berichten.
Schmerzmitteleinnahme des Vaters hat keinen Einfluss
Keinen statistischen Zusammenhang fanden die Mediziner zwischen der Einnahme von Schmerzmitteln durch den Vater und Asthmaerkrankungen der Kinder. Das macht es unwahrscheinlich, dass sich das erhöhte Asthmarisiko durch genetische, ökologische, sozioökonomische oder Lebensstilfaktoren erklären lässt, die Mutter und Vater teilen.
Stattdessen registrierten die Wissenschaftler einen Zusammenhang mit verschiedenen Schmerzmitteln, die Mütter in der Schwangerschaft einnahmen. Bis zum Alter von fünf Jahren stieg das Asthmarisiko der Kinder
- 50 Prozent bei Paracetamol,
- 42 Prozent bei opiumähnlichen Schmerzmitteln und
- 48 Prozent bei Migränemedikamenten.
Weil diese Medikamente auf sehr unterschiedlichen Wegen im Körper wirken, vermuten die Forscher, dass sich die Beobachtungen nicht mit den Wirkstoffen selbst erklären lassen. „Zum Beispiel leiden Frauen, die verschriebene Schmerzmittel einnehmen, wahrscheinlich an chronischen Schmerzen“, sagt Shaheen. Der damit verbundene körperliche Stress bei der Schwangeren könne sich möglicherweise auf die Kinder auswirken.
Paracetamol sei das am häufigsten verwendete Schmerzmittel in der Schwangerschaft, sagt Tobias Welte von der Universität Hannover, der Präsident der European Respiratory Society ist und nicht an der Studie beteiligt war. Laut Umfragen schlucken bist zu 73 Prozent der Frauen, die ein Kind erwarten, das Medikament.
„Daher ist es wichtig zu wissen, ob es eine Ursache für Asthma bei Kindern sein kann“, sagt Welte. Die umfangreiche Analyse lege nahe, dass es keine einfache Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Paracetamol und Asthma gibt. „Dies bedeutet, dass schwangeren Frauen, die dies benötigen, Paracetamol verschrieben werden sollte.“
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