Den Sommer nutzen: Die Stiko empfiehlt jetzt, alle Kinder zwischen fünf und elf Jahren gegen Covid-19 zu impfen
Es sei ein »sehr ernst gemeintes und verantwortungsvoll ausgesprochenes Angebot, die Fünf-bis Elfjährigen noch besser zu schützen«, sagt der Kinder- und Jugendarzt Martin Terhardt. »Bitte prüfen und bestenfalls auch annehmen«, so die Aufforderung des Mitglieds der Ständigen Impfkommission (Stiko) an die Eltern.
In seiner inzwischen 20. Aktualisierung der Covid-19-Impfempfehlung rät das Gremium erstmals, alle Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren gegen Sars-CoV-2 zu impfen – am besten mit dem Präparat Comirnaty von Biontech, alternativ mit Spikevax von Moderna. Aktuell sind rund 22 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe einmalig oder doppelt geimpft.
Jetzt rät die Stiko Folgendes:
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Kinder dieser Altersgruppe, die noch nicht geimpft wurden und bei denen keine Risikofaktoren vorliegen, sollten eine einzelne Dosis erhalten.
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Fünf- bis elfjährige Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen werden weiterhin die zwei Impfungen plus eine Boosterimpfung empfohlen.
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Kindern mit Risikopersonen im direkten Umfeld wird zu zwei Impfungen geraten.
Das Ziel der Empfehlung sei, jetzt bei allen Fünf-bis Elfjährigen eine gute Basisimmunität als Grundlage für weitere Infektionswellen zu schaffen, so Terhardt. Studien aus anderen Altersgruppen zeigten, dass die beste Immunität entstehe, wenn jemand zwei, drei Kontakte mit dem Antigen in Form von Impfungen und Infektionen hat. Dieser Basisschutz sollte laut Stiko jetzt im Sommer aufgebaut werden.
Die Stiko geht davon aus, dass ein Großteil der Fünf- bis Elfjährigen bereits eine Coronainfektion hinter sich hat. Bei 48,8 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe sei im Verlauf der Pandemie eine solche Infektion per PCR bestätigt worden, schreibt das Gremium. Dazu komme eine Dunkelziffer, weshalb wohl schon 70 bis nahezu 100 Prozent der Kinder infiziert gewesen seien, sagte Terhardt in einem Pressetermin des Science Media Center zum Thema.
Am besten im Abstand von drei Monaten
Die einzelne Impfdosis kann also bei der Mehrheit der Kinder den bereits durch eine Infektion entstandenen Immunschutz verbessern und verbreitern, sodass sie bei einem erneuten Viruskontakt noch besser gewappnet sind und ihr Risiko sinkt, schwer zu erkranken. Ist der Zeitpunkt der überstandenen Coronainfektion bekannt, sollte am besten erst in einem Abstand von drei Monaten geimpft werden.
Eine Impfung in einem kürzeren Abstand berge kein Risiko, sagte Reinhard Berner, externer Sachverständiger der Stiko zu Covid-19-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen. Es könne nur sein, dass der »Boostereffekt dann weniger stark ausfalle«, dass also die Immunantwort dann durch die Impfung weniger stark verbessert werde. Berner, der ebenfalls Kinder- und Jugendarzt ist, betont zudem, dass auch Kinder ohne schon durchgemachte Sars-CoV-2 von der Impfung profitieren.
Falls es durch neue Varianten nötig werden würde, könnte die Stiko im kommenden Herbst oder Winter auch eine weitere Impfung für diese Altersgruppe empfehlen. Aktuell sieht die Stiko in einer zweiten Impfung für die gesamte Altersgruppe nur einen geringen Zusatzvorteil.
Terhardt äußerte sich auch zur Nutzen-Risiko-Abwägung durch die Kommission: Allen Fünf- bis Elfjährigen eine Impfung zu empfehlen, sei zuvor schwierig gewesen, weil die Krankheitslast im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen so niedrig sei, sagte der Mediziner. Inzwischen zeigen Daten aus mehreren Ländern, dass das Risiko von Herzmuskelentzündungen nach einer Comirnaty-Dosis in dieser Altersgruppe wesentlich niedriger ist als bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, schreibt die Stiko.
Für die Kinder- und Jugendarztpraxen sei die Impfung oranisatorisch aus Sicht der Stiko weiterhin herausfordernd, weil der Impfstoff von Biontech in Ampullen zu je zehn Dosen geliefert werde – es müssten also immer mehrere Impftermine gebündelt werden.
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