Das Coronavirus Sars-CoV-2 breitet sich weiter aus: Mehr als 19.800 registrierte Fälle gibt es in Deutschland bislang, und pro Tag kommen aktuell mehr als Tausend neue Infektionen dazu. Die Fallzahlen sind vor allem im internationalen Vergleich hoch: Deutschland liegt aktuell auf Rang 4 der Länder mit den meisten Infektionen. Mehr bekannte Fälle gibt es bislang nur in China (81.000), Italien (47.000) und Spanien (21.500).
Umgang mit der Krankheit
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Experten glauben den Grund dafür zu kennen: In Deutschland wird vergleichsweise oft auf das neuartige Coronavirus getestet – je mehr Tests erfolgen, desto höher ist auch die Quote der entdeckten Fälle. Gleichzeitig sinkt die Anzahl der nicht erkannten Infektionen – die sogenannte Dunkelziffer. Deutschland habe Kapazitäten für wöchentlich gut 160.000 Tests, hatte RKI-Chef Lothar Wieler erst kürzlich erklärt.
Eine weitere Statistik ist ebenfalls bemerkenswert: Trotz der relativ hohen Fallzahlen sind vergleichsweise wenig Menschen in Deutschland an der Infektion gestorben. Mehr als 65 Todesfälle sind laut US-amerikanischer „Johns Hopkins University“ bislang zu beklagen. Gerade mit Blick in die Nachbarländer fallen diese Zahlen gering aus. Zum Vergleich: In Spanien mit rund 21.500 nachweislich Infizierten sind bereits mehr als 1000 Menschen gestorben. In Italien haben mehr als 4000 Menschen die Infektion nicht überlebt, bei insgesamt 47.000 registrierten Fällen.
Die Zahlen aus Deutschland geben Hoffnung, sollten aber nicht überbewertet werden. Auch hierzulande dürften die Todesfälle in den kommenden Tagen und Wochen steigen – nämlich dann, wenn viele Erkrankte in die kritische Phase der Krankheit übergehen. Angesichts der hochdynamischen Lage könne sich die Situation jederzeit verändern, betonen Experten. Wie tödlich eine Erkrankung oder ein Erreger ist, wird grundsätzlich mit der sogenannten „Case Fatality Rate“ (CFR) angegeben. Sie ist während eines laufenden Ausbruchs nur schwer zu berechnen und kann stark schwanken.
Todesfälle in Deutschland – das ist bekannt
Die dynamische Lage spiegelt sich auch in den Informationen zu den Todesfällen wider. Nicht für alle liegen umfassende Daten vor. So bleibt in Einzelfällen unklar, welches Geschlecht die Opfer hatten oder ob sie an Vorerkrankungen litten. Eine Analyse des Portals „Coronavirus.Jetzt“ liefert einen Einblick in die Statistik. Die Daten basieren auf Angaben von insgesamt 401 Stadt- und Landkreisen in Deutschland. Sie sind damit selbst den Zahlen der „Johns Hopkins University“ einen Schritt voraus, die sich auf die Meldungen der einzelnen Bundesländer beziehen.
Insgesamt 73 Todesfälle werden aufgeführt, was dem Stand vom Vortag (20.3.) entspricht. Der Betreiber des Portals – ein freiberuflicher Journalist – hat die Daten dem stern zur Verfügung gestellt.
Verschiedene Faktoren beeinflussen das Risiko für einen schweren Verlauf: Ältere und chronisch Kranke haben laut Experten ein besonders hohes Risiko. Grundsätzlich steigt die Sterblichkeit mit zunehmendem Alter an, wie auch vorläufige Daten von 44.000 Patienten aus China zeigen. In der Gruppe der über 80-Jährigen ist demnach die höchste Sterblichkeitsrate zu verzeichnen. Sie liegt bei 14,8 Prozent. Diese Erkenntnis spiegelt sich auch in der deutschen Todesfall-Statistik wieder.
Neue Studie über Sterblichkeit in Wuhan
Gute Nachrichten gibt es indes aus der chinesischen Metropole Wuhan – dort könnte die Sterblichkeit deutlich geringer ausfallen als bislang vermutet wurde. Die Sterblichkeit beläuft sich nach einer neuen Schätzung chinesischer Forscher auf 1,4 Prozent aller Infektionsfälle. Die Studie ist im Fachblatt „Nature Medicine“ erschienen und geht von einer deutlich niedrigeren Sterberate als beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation WHO aus. Sie hatte eine Mortalität von 3,4 Prozent angenommen.
Die Autoren um den Epidemiologen Joseph Wu von der University of Hongkong argumentieren, dass sich die bisherige Schätzung nur auf behördlich bestätigte Infektionsfälle beziehe. Die Dunkelziffer sei aber angesichts begrenzter Test-Möglichkeiten in Wuhan mutmaßlich sehr hoch. Die bisherige Rate sei daher zu hoch gegriffen. Ob eine Erkrankung tödlich verlaufe, hänge nach wie vor aber von der Schwere der Symptome ab, betonen die Forscher. Zentral sei dabei das Alter der Erkrankten.
Das grundsätzlich höhere Risiko für ältere und vorerkrankte Patienten bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch jüngere und augenscheinlich gesunde Menschen schwer erkranken können. Es ist wie so oft in der Statistik: Eine allgemeine Risikoabschätzung sagt nichts über den Einzelfall aus.
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