Südkorea scheint das Coronavirus im Griff zu haben. Das Land vermeldet nur noch wenige Neuinfektionen pro Tag. Bereits am Mittwoch wurden die Kontaktbeschränkungen gelockert. Das öffentliche Leben soll schrittweise wieder hochgefahren werden. Im Leben nach der ersten Corona-Welle ist dennoch vieles nicht, wie es vorher war.
Die Zahl der Neuinfektionen ist in Südkorea so niedrig, wie in kaum einem anderen Land. Am Dienstag vermeldete das Zentrum für Seuchenkontrolle (KZSK) lediglich drei Corona-Neuinfektionen – am Mittwoch sogar nur zwei. Gemessen an der Einwohnerzahl, Südkorea hat rund 52 Millionen Einwohner, sind das erstaunlich niedrige Werte. Insgesamt wurden in dem Land seit Beginn der Corona-Krise keine 11.000 Fälle gemeldet.
Bis zuletzt galten in Südkorea Abstandsregeln. Zahlreiche Großveranstaltungen wie Konzerte und Sportevents wurden abgesagt. Strikte Ausgangssperren gab es allerdings nicht. Dabei war Südkorea noch zu Beginn der Pandemie das nach China am zweitstärksten von dem Virus betroffene Land weltweit. Was also ist das Erfolgsrezept Südkoreas?
Südkorea setzt auf rigorose Nachverfolgung
Im Kampf gegen Corona setzt Südkorea vor allem auf den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik. Mit ihr sollen Infektionsketten nachverfolgt, Bewegungsprofile infizierter Menschen erstellt und Kontaktpersonen gewarnt werden. imago images/Xinhua Anders als viele andere Länder hat Südkorea keine Ausgangssperren eingeführt.
Neben erhöhten Testkapazitäten setzten die nationalen Gesundheitsbehörden etwa schon im frühen Stadium der Pandemie Rückverfolgungs-Apps ein. Das Prinzip: Jeder, der ein Smartphone besitzt, wird automatisch über einen „Notfallhinweis“ alarmiert, wenn er oder sie in die Nähe eine Ortes kommt, der in Zusammenhang mit einem erfassten Infektionsfall steht.
Im Zweifel werden auch Kreditkartendaten ausgewertet
Die Gesundheitsbehörden unterteilen das sogenannte Kontakt-Tracing in vier Stufen: nachforschen, das Infektionsrisiko bewerten, die Kontakte klassifizieren und diese kontrollieren. Während der Nachforschung werden Basisinformationen wie die Aufenthaltsorte der Patienten in einer bestimmten Zeitperiode zunächst im Gespräch abgefragt.
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Werden mehr Informationen benötigt, werden auch medizinische Aufzeichnungen, GPS-Daten, Kreditkarten-Transaktionen und Aufnahmen von Überwachungskameras herangezogen.
Auf der Grundlage der Daten werden die Kontaktpersonen unter häusliche Quarantäne gestellt. Morgens und abends müssen sie über eine App darüber informieren, ob sie Symptome wie Fieber oder Husten haben. Bleibt der Eintrag aus, ruft ein Beamter an. Über GPS wird jede Bewegung kontrolliert.
Maßnahmen gelten auch nach den Lockerungen weiter
Obwohl die Regierung in Südkorea die Corona-Regeln lockert, ändert sich an der rigorosen Nachverfolgung nichts. Wie der US-Nachrichtensender "NBC" berichtet, werten die Gesundheitsbehörden weiterhin Handydaten, Kontobewegungen und Bilder von Straßenkameras aus, um im Ernstfall Infizierte sowie deren Kontaktpersonen binnen Minuten aufspüren und isolieren zu können. imago images/Xinhua Ein Mann sitzt in einem Park in Seoul.
Die Kontrolle durch GPS und andere Technologien in Zeiten der Pandemie ist auch in Südkorea nicht unumstritten, wird aber in dem technikaffinen Land weitestgehend akzeptiert – auch weil auf Ausgangssperren bisher verzichtet wurde.
"Jeder Einzelne von uns übernimmt Verantwortung"
Außerdem setzt das Land auch nach Aufhebung der Kontraktbeschränkungen auf Kontrollen an öffentlichen Plätzen. So werden laut "NBC" etwa an Vergnügungsparks weiterhin Thermoscanner eingesetzt. In Geschäften ist das Tragen einer Maske nach wie vor Pflicht.
"Jeder Einzelne von uns übernimmt die Verantwortung für seine eigene Infektionsprävention", mahnte Südkoreas Vizegesundheitsminister Kim Kang Lip gegenüber dem Sender. Und er fügte hinzu, dass jegliche Anzeichen für eine Rückkehr des Virus zur Folge hätten, dass die Kontaktbeschränkungen wieder eingeführt werden.
Dabei wird deutlich, dass Südkorea auch von seinen Bürgern viel Disziplin abverlangt. Vizegesundheitsminister Kim sprach gegenüber "NBC" gar vom "Aufbau neuer sozialer Normen und einer Kultur, die auf der Ausübung sozialer Distanzierung beruht." Und so ist auch Südkorea im Leben nach Corona vieles nicht, wie es vorher einmal war.
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