Schon in kleinen Mengen kann Lakritze die Gesundheit gefährden

Lakritze kann den Blutdruck wegen der darin enthaltenen Glycyrrhizinsäure in die Höhe treiben. Deshalb sollte man nicht zu viel davon konsumieren. Eine neue Studie zeigt nun, dass oft schon fünf Gramm der Süßigkeit deutlich mehr dieser Säure enthalten als Verbraucher ahnen.

Schwarz, klebrig und bittersüß – Lakritze ist eine beliebte Süßigkeit, die mittlerweile in vielen Produkten wie Bonbons, Pastillen, Schokoladenerzeugnisse und Tees verarbeitet wird. Auch die Arnzeimittelindustrie verwendet den Extrakt aus der Süßholzwurzel zur Behandlung von Magenbeschwerden und Erkältungskrankheiten beispielsweise in Form von Tees und Hustensäften.

Bluthochdruck etc. – Lakritze kann Mineralstoffwechsel stören

Schon seit langem ist aber bekannt, dass die in Lakritze enthaltene Glycyrrhizinsäure (GA) sich negativ auf die Gesundheit auswirkt. Größere Mengen davon greifen in den Mineralstoffwechsel ein und führen zu Natriumanreicherungen sowie Kaliumverlusten. Dadurch kann es zu

  • einer Erhöhung des Blutdrucks,
  • Wassereinlagerungen im Gewebe,
  • und Muskelschwäche

kommen.

Gerade für Menschen, die ohnehin schon an Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes leiden sowie für Schwangere kann dies unter Umständen lebensgefährlich werden. Deshalb gilt in der Europäischen Union auch ein Grenzwert für Glycyrrhizinsäure von 100 Milligram pro Tag.

Gesundheitliche Folgen schon ab 100 Gramm Lakritze pro Tag

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) führen 200 Milligramm Glycyrrhizinsäure bereits zu den genannten gesundheitlichen Beschwerden. Das entspricht 100 Gramm Lakritze.

Deshalb rät auch das BfR dazu, nicht mehr als 100 Milligramm pro Tag Glycyrrhizin aufzunehmen. Dies wiederum entspricht einer Menge von

  • 50 Gramm Lakritze pro Tag

 die Konsumenten nicht überschreiten sollten.

Dänische Studie zeigt hohen Gehalt an Glycyrrhizinsäure

Eine dänische Studie hat nun aber über 200 Lakritzprodukte untersucht und festgestellt, dass Glycyrrhizinsäure darin in so hohen Mengen enthalten ist, dass Grenzwerte schon bei geringen Lakritzmengen überschritten werden. Es handelte sich dabei um Süßwaren wie Bonbons, reine Lakritze und mit Schokolade überzogene Laktritze sowie Eiscreme und Tees, die Lakritze enthielten. Sie stammten aus lokalen Geschäften, Supermärkten sowie von Importeuren. Um welche Produkte es sich genau handelt, ist nicht bekannt.

„Wir waren überrascht, dass man bei vielen Produkten nicht mehr als vier bis fünf Gramm Lakritz essen muss, um so viel Glycyrrhizinsäure zu erhalten, dass man den EU-Grenzwert überschreitet“, sagte Nicolai Zederkopff Ballin, Chemiker bei der dänischen Lebensmittelbehörde und Erstautor der Studie. Bei Lakritz-Tee genügten demnach bereits 83 Milliliter, um über den Grenzwert zu gelangen.

Trotz Kennzeichnung wenig Aufklärung über Lakritzgehalt von Produkten

In der EU besteht laut Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) eine Kennzeichnungspflicht für Lakritzprodukte, die mindestens 400 Milligramm Glycyrrhizinsäure pro 100 Gramm enthalten. Diese Produkte müssen den Vermerk „Enthält Süßholz – Menschen, die an Bluthochdruck leiden, sollten übermäßigen Konsum vermeiden“ tragen.

Den dänischen Studienautoren ist diese Kennzeichnung aber zu vage. Denn Verbraucher hätten „keine Chance, den tatsächlichen Glycyrrhizinsäure-Gehalt in ihren bevorzugten Lakritzprodukten zu bestimmen“.

Dieser könne auch von Land zu Land erheblich variieren, heißt es in der Studie weiter. Die Autoren fordern daher, dass auch andere Länder Untersuchungen bei Lakritzprodukten durchführen und zu mehr Aufklärung diesbezüglich beitragen. „Wir bezweifeln, dass die Verbraucher im Allgemeinen gut über die möglichen gesundheitsschädlichen Folgen des Lakritzkonsums informiert sind“, so die Autoren.

Kennzeichnung von Starklakritz in der Bundesrepublik

Laut Bundesverband der Süßwarenindustrie in Deutschland liegt der Gehalt bei handelsüblichen Lakritzen hierzulande überwiegend unter 100 Milligramm pro 100 Gramm Fertigerzeugnis. Liegt der Glycyrrhizinsäure-Gehalt aber über 200 Milligramm müsse das Produkt als „Starklakritz“ gekennzeichnet werden.

Wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gegenüber Focus online mitteilt, wurden vom LGL 2020 bis 2022 stichprobenartig 41 Süßwarenproben auf ihren Glycyrrhizingehalt untersucht. Der Median aller untersuchten Proben lag zwar bei 80,5 Milligramm pro 100 Gramm, also unterhalb des Grenzwertes, aber dennoch wurden eine Lakritzerzeugnisee wegen Kennzeichnungsmängeln hinsichtlich der Bezeichnung, der Nährwerttabelle oder der fehlenden mengenmäßigen Angabe des Süßholzextraktes beanstandet, heißt es auf Anfrage von Focus online.

Da es sich bei den Untersuchungen nur um kleine Stichproben handelt, müssen Verbraucher davon ausgehen, dass auch bei uns Lakritzprodukte im Handel sind, die höhere Mengen an Glycyrrhizin enthalten. Deshalb sollten Verbraucher, vor allem diejenigen mit hohem Blutdruck, beim Konsum von Lakritze und Lakritzprodukten generell vorsichtig sein.

Gesundheitliche Probleme bei Erwachsenenlakritz

Salziges Lakritz enthält außerdem noch einen weiteren problematischen Inhaltsstoff, der für den salzig-scharfen Geschmack sorgt: Ammoniumchlorid, auch Salmiak genannt. Laut BfR führt Ammoniumchlorid in höheren Dosen zu einer Übersäuerung des Blutes (metabolischer Azidose) sowie zu einer Beeinträchtigung des normalen Ionenhaushalts. Dies kann

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • und neurologischen Störungen

zur Folge haben.

Deshalb muss salzige Lakritze den Vermerk „Erwachsenenlakritz – kein Kinderlakritz“ tragen, wenn ihr Salmiakgehalt bei mindestens 400 Milligramm pro 100 Gramm liegt.

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