Neuköllner Amtsarzt warnt vor Kontrollverlust: „Was wir erleben, sind nur Vorboten“

Seit Wochen führen Berliner Stadtteile die Listen mit den höchsten 7-Tage-Inzidenzen an. Allen voran steht derzeit Berlin-Neukölln: Mehr als 170 Menschen pro 100.000 Einwohner haben sich dort in den vergangenen sieben Tagen mit Sars-CoV-2 infiziert. Nun meldet sich der Amtsarzt des Bezirks zu Wort.

Laut dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales gibt es nirgendwo in Deutschland derzeit eine höhere 7-Tage-Inzidenz von Corona-Fällen als im Berliner Stadtteil Neukölln: Mit Stand 14. Oktober zählt er 173,1 Fälle pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche.

Das ist fast fünfmal so viel wie der gestern neu beschlossene erste kritische Wert von 35 Neuinfektionen, ab dem beispielsweise eine verschärfte Maskenpflicht gilt. Ab einer 7-Tage-Inzidenz von mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern drohen einer Region sehr strenge Maßnahmen, wie Kontakt- oder Ausgangsbeschränkungen.

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Nichtsdestotrotz klettern die Zahlen in Berlin seit geraumer Zeit immer weiter nach oben – und das am stärksten im Stadtteil Neukölln. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) handelt es sich bei dem dortigen Ausbruchsgeschehen um ein „diffuses“, das vor allem auf Partygänger und Familienfeiern zurückzuführen sei.

Neuköllner Amtsarzt: Lage erreicht unkontrollierbare Ausmaße

Nun meldete sich aber auch der amtierende Neuköllner Amtsarzt Nicolai Savaskan zu Wort. Im Interview mit dem „Tagesspiegel“ sagt er: Familienfeiern und Ausbrüche in Bars sind für ihn und seine Kollegen das geringste Problem – schließlich konnte man sie gut eindämmen, sobald sie bekannt wurden.

Er vermutet vielmehr, dass es wochenlang ein „asymptomatisches Infektionsgeschehen“ gegeben habe, das im Verborgenen gelaufen sei. Und dass der Moment, in dem man die Ausbreitung des Virus durch „Abriegeln“ hätte stoppen können, längst vorbei sei. Dem „Tagesspiegel“ sagt er: „Stellen Sie sich einen Waldbrand vor: Wir haben nicht mehr einen Brandherd, sondern multiple Glutnester – nicht Dutzende, sondern Hunderte. Die Analyse der Fälle zeigt keine regelhafte Verteilung mehr, keine Cluster.“

Bei 70 Prozent der Fälle könne man in Neukölln demnach den Infektionsherd nicht mehr ausfindig machen, das Virus verbreitet sich unkontrolliert. Deshalb gelte es jetzt besonders, Alte und Kranke vor einer Ansteckung zu schützen. Und er warnt: „Was wir jetzt schon in Neukölln erleben, sind nur die Vorboten von dem, was wir wahrscheinlich in allen Metropolen des Landes erleben werden.“

Bewusstsein der Menschen hat nachgelassen – weil sie verunsichert sind

Savaskan bemängelt zudem, dass das Bewusstsein der Menschen für Corona und die nötigen Maßnahmen, um das Virus einzudämmen, nachgelassen habe. Sogar Entscheidungsträger von Behörden und Unternehmen wüssten nicht ausreichend Bescheid: „Die Regeln des Robert-Koch-Instituts sind kaum noch präsent, das erschwert unsere Arbeit sehr, weil es den Beratungsaufwand pro Fall enorm erhöht. Wir fangen gerade wieder bei Null an.“

Zurückzuführen sei dies wiederum auf eine zunehmende Verunsicherung der Menschen, ausgelöst durch die ständig wechselnden Verordnungen, zum Beispiel für Reiserückkehrer oder dem Beherbergungsverbot.

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