Krebs FAQ – Die sieben wichtigsten Fragen und Antworten

Etwa vier Millionen Deutsche sind in ihrem Leben bereits einmal an Krebs erkrankt (Stand 2017). Für 2018 schätzte der Krebsinformationsdienst (KID) die Zahl der Neuerkrankungen auf knapp 500.000. Krebs ist eine der gefürchtetsten Krankheiten des 20. und 21. Jahrhunderts und weltweit eine der häufigsten Todesursachen. Vielleicht kursieren genau deshalb so viele Märchen und Halbwahrheiten über die tückischen Tumore. Der stern möchte den Weltkrebstag am 4. Februar dazu nutzen, die wichtigsten Fragen zum Thema zu beantworten, mit Halbwahrheiten aufzuräumen und Betroffenen sowie ihren Angehörigen Mut zu machen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

1. Was ist Krebs eigentlich?

Vereinfacht gesagt, ist Krebs eine Erkrankung, bei der sich zunächst eine körpereigene Zelle entartet und in der Folge unkontrolliert vermehrt. Ausgangspunkt der meisten Krebskrankheiten sind die inneren und äußeren Körperoberflächen. Die so genannten Tumorzellen zerstören in der Folge gesundes Gewebe. Gesunde Zellen besitzen eine Art innere Uhr, die unter anderem den Zeitpunkt der Teilung, das Wachstum, die Ausreifung und letztlich auch das Sterben der Zelle regelt. Diese Uhr kontrolliert und steuert die Lebensphasen einer Zelle, den sogenannten Zellzyklus. In einer Krebs- bzw. Tumorzelle ist genau dieser Regelmechanismus gestört.

Wichtig: Man unterscheidet zwischen gutartigen und bösartigen Tumorzellen. Letztere gelangen häufig über die Blut- und Lymphbahnen ins Gewebe anderer Organe, siedeln sich dort an und bilden letztlich Tochtergeschwülste des ursprünglichen Tumors, so genannte Metastasen. Gutartige Tumoren können zwar sehr groß werden, wachsen aber in der Regel nicht über ihre Entstehungsschicht hinaus. Sie bilden also keine Metastasen.

2. Woher stammt die Bezeichnung „Krebs“?

Die Krankheit „verdankt“ ihren Namen tatsächlich dem gleichnamigen Krustentier. Der griechische Arzt Hippokrates soll der Erste gewesen sein, der die Geschwülste als „Karkinos“ bezeichnete – und das bereits im 5. Jahrhundert vor Christus. Wörtlich übersetzt bedeutet das so viel wie „seitwärts laufender Krebs“. Die oberflächlichen Wucherungen in der weiblichen Brust sollen Hippokrates an die Form des Tieres erinnert haben. Ähnliche Aufzeichnungen gibt es von Claudius Galenus, Arzt und Philosoph des 2. Jahrhunderts nach Christus. Er beschrieb seine Beobachtungen wie folgt: „… und an der Brust sahen wir häufig Tumoren, die der Gestalt eines Krebses sehr ähnlich waren. So wie die Beine des Tieres an beiden Seiten des Körpers liegen, so verlassen die Venen den Tumor, der seiner Form nach dem Krebskörper gleicht.“

3. Wie entsteht Krebs?

Gesunde Zellen folgen einem von der Natur für die Gesundheit vorgegebenen Mechanismus. Sie teilen sich, reifen, erlernen ihre spezifischen Aufgaben, altern und sterben, wenn der Organismus es erfordert. Krebs entsteht genau dann, wenn dieses System, die innere Uhr, aus dem Takt gerät. Die Folge: Die Zellen wachsen und vermehren sich unkontrolliert, differenzieren sich unzureichend oder gar nicht, also erlernen ihre Aufgaben nicht – auch der natürliche Zelltod bleibt aus.

Doch warum entarten Zellen überhaupt? Wo liegen die Ursachen für diese Fehlregulationen? Der Schlüssel liegt in unseren Erbanlagen, genauer gesagt daran, dass sich Gene verändern bzw. mutieren. In seltenen Fällen werden Gendefekte oder Mutationen vererbt, die das Risiko erhöhen, bereits im Kindesalter an Krebs zu erkranken.

Es gibt oft nicht den einen Krebsauslöser, auf den die Krankheit zurückgeführt werden kann. Allerdings existieren zahlreiche Faktoren, die das Risiko erhöhen, an Krebs zu erkranken – darunter Lebensstil- und Umweltfaktoren, aber auch Krankheitserreger und eine familiäre Vorbelastung.

Zu den Krebsrisikofaktoren zählen etwa Zigarettenrauch, Alkohol, Übergewicht, eine ungesunde Ernährungsweise, Bewegungsmangel und UV-Strahlung. Raucher und Menschen, die sich häufig ungeschützt der Sonne aussetzen, haben beispielsweise ein höheres Krebsrisiko als Menschen, die diese Risikofaktoren konsequent meiden. Rund die Hälfte aller Krebserkrankungen, so schätzen Experten, ließe sich durch Änderungen im Lebensstil vermeiden.

Daneben gibt es weitere krebsauslösende Stoffe – sogenannte Karzinogene – auf die man als Einzelner nur wenig bis kaum Einfluss hat. Dazu zählen vor allem giftige Stoffe wie Asbest, manche Chemikalien und Umweltgifte und die natürliche Strahlung. Auch Krankheitserreger wie HP-Viren können Krebs auslösen. Fachleute empfehlen für bestimmte Risikogruppen daher eine vorbeugende Impfung gegen die Viren.

In manchen Familien kommt es häufiger zu Krebserkrankungen. Das liegt daran, dass ein erhöhtes Krankheitsrisiko vererbt werden kann – nicht jedoch die Krankheit selbst. Nicht jeder Mensch mit einem erhöhten Risiko muss auch zwangsläufig an Krebs erkranken. Das liegt vor allem an äußeren Einflüssen, die das Krebsrisiko trotz Veranlagung beeinflussen können. Laut Deutschem Krebsforschungszentrum entstehen etwa 5 bis 10 von 100 Krebserkrankungen aufgrund einer erblichen Veranlagung.

Wichtig dabei: Nicht jede beschädigte Zelle entwickelt sich automatisch zu Krebs. Das Immunsystem bekämpft geschädigte Zellen gezielt und kann sie in der Regel zerstören. Schafft es eine Zelle dennoch, sich trotz Schaden weiter zu teilen, kann Krebs entstehen.

4. Welche sind die häufigsten Krebsarten?

In der Wissenschaft sind derzeit mehr als 300 Krebsarten bekannt, die sich in Auftreten, Häufigkeit und ihren Auswirkungen teils stark voneinander unterscheiden. Zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland gehören Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs und Hautkrebs. Mehr als die Hälfte der jährlichen Neuerkrankungen, rund 270.000, entfallen auf diese fünf Arten.

a) Brustkrebs 

Knapp 60.000 Frauen erkranken nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) in Deutschland jährlich neu an Brustkrebs. Etwa 17.000 sterben daran. Bei Frauen ist Brustkrebs damit die mit Abstand häufigste Krebserkrankung. Wie bei den meisten anderen Krebsarten auch steigt das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken mit dem Alter. Mediziner sprechen hier auch vom allgemeinen Altersrisiko. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 63 Jahren.

b) Prostatakrebs

Das Prostatakarzinom steht mit 26 Prozent an erster Stelle der Tumorerkrankungen bei Männern, die tödlich enden. Fast 65.000 Männer erkranken in Deutschland jedes Jahr an Prostatakrebs. Das mittlere Erkrankungsalter wird hier mit etwa 70 Jahren angegeben. Die Besonderheit ist, dass man zwischen dem bösartigen Tumor und der gutartigen Vergrößerung der Prostata unterscheidet. Letzteres verursacht zwar Probleme beim Wasserlassen, breitet sich aber nicht über die Drüse hinaus in den Zellen aus.

c) Darmkrebs 

Im Ranking der jährlichen Neuerkrankungen liegt Darmkrebs bei Frauen und Männern auf dem zweiten Platz. 73.000 Menschen erhalten laut RKI pro Jahr diese Diagnose. Jeder dritte Patient überlebt den Tumor nicht. Am häufigsten tritt Darmkrebs im Enddarm auf. Aber auch Dick- und Mastdarm sowie der Darmausgang können betroffen sein. Wird der Krebs rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt, ist er heute heilbar. 

d) Lungenkrebs

In mehr als 90 Prozent der Krankheitsfälle sind die Karzinome in der Lunge bösartig. Rund 50.000 Menschen, darunter 15.200 Frauen, erkranken laut RKI jährlich an Lungenkrebs. Wobei die Zahl der Neuerkrankungen bei Frauen stetig steigt. In neun von zehn Fällen können Ärzte Lungenkrebs aufs Rauchen zurückführen. Zigarettenrauch enthält zahlreiche krebserregende Substanzen. Nur selten ist Lungenkrebs heilbar. Exakt beziffern lassen sich die Heilungschancen nicht. Fest steht aber, dass Lungenkrebs mit knapp 30.000 Verstorbenen pro Jahr bei Männern derzeit die häufigste Todesursache aller Krebsarten ist.

e) Hautkrebs

An den Folgen des sogenannten schwarzen Hautkrebses (Malignes Melanom) sterben jährlich etwa 3000 Menschen. 24.000 erkranken neu daran. Früh erkannt, ist der Krebs aber gut zu behandeln. Übermäßige Sonnenbestrahlung ist einer der wichtigsten Risikofaktoren – sowohl für den weißen (195.000 Neuerkrankungen pro Jahr) als auch für den schwarzen Hautkrebs.

5. Wie kann man sich vor Krebs schützen?

Es gibt vermutlich keine Krankheit, die intensiver erforscht wird wie Krebs. Auch deshalb weiß man inzwischen, wie bestimmte Krebsarten verhindert werden können. In einem sind sich die Krebsforscher auf der ganzen Welt einig: Ein angemessener Lebensstil kann das Risiko, an Krebs zu erkranken, wesentlich reduzieren. Ein Patentrezept für ein Leben ohne Krebs gibt es nicht. Wissenschaftler vermuten aber, dass allein ein Umdenken in Sachen Ernährungsgewohnheiten die Krebshäufigkeit um bis zu 40 Prozent senken könnte. Um jedem die Chance zu geben, sein Krebsrisiko so gering wie möglich zu halten, haben Krebsexperten aus ganz Europa den so genannten Europäischen Kodex zur Krebsprävention erstellt. Er enthält zwölf einfache Regeln zur Prävention und Früherkennung.

6. Wie wird Krebs behandelt?

Weil es „den Krebs“ nicht gibt, ist das Spektrum von Therapien, um Tumore zu behandeln, breit gefächert. Jede Tumorart ist anders – der Krankheitsverlauf ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Wichtig ist deshalb, dass Behandlungen immer auf die individuelle Situation des Patienten zugeschnitten sind – Ärzte sprechen hier auch von personalisierter Krebsmedizin. Drei wichtige Säulen der Therapie haben sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten durchgesetzt. Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie. Auch die so genannte Immuntherapie, bei der mit verschiedenen Methoden das körpereigene Immunsystem genutzt wird, um Krebs zu bekämpfen, spielte in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle. Dazu kommen Stammzelltransplantation, Hyperthermie-Behandlung und komplementäre Medizin mit pflanzlichen Arzneimitteln, die vor allem als Ergänzung zur Krebstherapie beliebt ist.

Ist das Tumorleiden so weit fortgeschritten, dass der Patient den Krebs nicht überleben wird, setzt die Palliativmedizin ein. Hier geht es insbesondere darum, die Lebensqualität für die verbleibenden Wochen oder Monate zu erhalten, sowie Schmerzen zu lindern und dem Patienten Zuwendung und Nähe zu schenken.

2016 stellte der US-Biomediziner Leroy Hood sein Konzept der so genannten P4-Medizin vor. Auch er zielt auf das Prinzip der maßgeschneiderten Krebstherapie ab. Das Konzept gilt als eine der möglichen Therapien der Zukunft. Die Schlagwörter präventiv, personalisiert, partizipativ und präzise geben ihm seinen Namen.

7. Warum ist Krebs so schwer heilbar?

Eine schwierige Frage. „Jeder Krebs ist biologisch einzigartig“, sagt Krebsforscher Michael Baumann in einem Interview mit „VDI Nachrichten“. Deshalb spreche auch jeder Tumor unterschiedlich auf bestimmte Therapieansätze an. „Das macht ihn so schwer zu behandeln.“ Bösartige Tumore können in alle Gewebe, Organe und Organbestandteile wuchern und streuen. Jede Zelle kann entarten. Das macht die Krankheit so unberechenbar. Die Ursachen für den eigenwilligen Verlauf jeder einzelnen Erkrankung haben Krebsforscher bis heute nicht vollständig verstanden. Richtig ist aber auch, dass die Heilungschancen über alle Krebsarten aktuell bei ca. 50 Prozent liegen. Das sah vor 20 Jahren noch ganz anders aus. Viele Tumorarten sind mittlerweile gut behandelbar. Und die Krebsforscher in aller Welt tüfteln weiter an Methoden und Therapien, die die Heilungschancen – auch bei derzeit noch schwer zu kontrollierenden Krebsarten – weiter verbessern.

Zum Weiterlesen:

Quellen: 

Deutsches Krebsforschungszentrum DKFZ / kinderkrebsinfo.de / Deutsche Krebsgesellschaft DKG / Der Krebsratgeber / Zentrum für Krebsregisterdaten des Robert-Koch-Instituts / VDI Nachrichten

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