Inder beschmieren sich mit Kuhdung gegen Covid – Ärzte warnen davor

Indien ist momentan stark von der Corona-Pandemie getroffen. Für Sonntag meldete das Gesundheitsministerium des Landes am Montag 366.161 neue Fälle – allerdings wurde nach Angaben von Experten am Wochenende auch weniger getestet. Die Zahl der Todesfälle blieb im selben Zeitraum von 24 Stunden mit 3754 unter den mehr als 4000, die an den beiden Vortagen gemeldet worden waren. Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen suchen verzweifelt nach freien Krankenhausbetten, Sauerstoff und Medikamenten.

Manche Inder haben im Kampf gegen das Coronavirus und die dadurch verursachte Krankheit Covid-19 eine sehr ungewöhnliche Methode: Sie beschmieren ihren ganzen Körper mit Kuhdung. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. 

Corona-Krise


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Kuh in Indien ein heiliges Symbol

Im west-indischen Bundesstaat Gujarat würden manche Inder ein Mal die Woche in Kuhställe gehen, um sich mit Kuhdung und -urin einzureiben. Die Hoffnung sei, dass diese Prozedur die Menschen vor dem Coronavirus schützt oder sie bei der Heilung von Covid-19 unterstützt.

Im Hinduismus – der in Indien am weitverbreitetsten Religion – ist die Kuh ein heiliges Symbol für Leben und Erde. Seit Jahrhunderten verwenden Hindus Kuhdung für Gebetsrituale oder um ihre Häuser zu reinigen. Sie glauben, dass die Fäkalien therapeutische und antiseptische Eigenschaften haben.

Selbst Ärzte würden für diese Art der Behandlung kommen, sagte Gautam Manilal Borisa, Manager eines Pharmaunternehmens, der Nachrichtenagentur. "Sie glauben, dass diese Therapie ihre Immunität verbessert und sie sich ohne Angst um Patienten kümmern können." Ihm selbst habe der Kuhdung im letzten Jahr geholfen, von einer Covid-Erkrankung zu genesen.

Ärzte warnen: „keine wissenschaftlichen Beweise“

Während die Teilnehmer der Kuhdung-Behandlung darauf warten, dass die Mischung aus Mist und Urin auf ihrem Körper trocknet, umarmen oder ehren sie die Kühe im Stall und praktizieren Yoga, um das Energieniveau zu steigern, wie Reuters weiter berichtet. Der getrocknete Dung würden dann mit Milch oder Buttermilch abgewaschen.

Doch obwohl angeblich auch Ärzte sich dieser Prozedur unterziehen, so warnen Mediziner:innen und Wissenschaftler:innen in Indien und weltweit vor solchen angeblichen alternativen Heilmitteln gegen das Coronavirus und Covid-19. Diese könnten zu einem falschen Gefühl der Sicherheit und gesundheitliche Probleme komplizierter machen. 

"Es gibt keine konkreten wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Kuhdung oder Urin die Immunität gegen Covid-19 stärken", so Dr. JA Jayalal, Präsident der Indian Medical Association. "Es gibt auch Gesundheitsrisiken, wenn diese Produkte verschmiert oder konsumiert werden – andere Krankheiten können vom Tier auf den Menschen übertragen werden."

Darüber hinaus gibt es Befürchtungen, dass diese Praxis auch zur Verbreitung des Virus beiträgt, da sich Menschen für die Kuhdung-Behandlungen in Gruppen versammeln. So gab es Mitte April in einem Dorf im Bundesstaat Andhra Pradesh größere religiöse Feierlichkeiten, bei denen sich die Teilnehmer:innen mit Kuhdung bewarfen, wie das indische Nachrichtenportal "The Wire" berichtete. Es seien keine Masken getragen worden und die Menschen hätten sich dicht zusammengedrängt.

Weitere Quelle: Nachrichtenagentur DPA

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