Die Masken-Lüge: Warum der Corona-Schutz uns nicht krank macht

„Die Masken machen krank“ behaupten so manche in Facebook-Posts. Dafür gibt es allerdings keinen wissenschaftlichen Beweis. Ganz im Gegenteil. Masken schützen uns und vor allem andere vor dem Coronavirus. Sie schwächen unser Immunsystem nicht.

Es hat eine Weile gedauert, doch inzwischen sind sich Gesundheitsexperten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Centers for Desease Control (CDC) einig: Masken, auch die simplen Stoffvarianten, helfen, das Coronavirus einzudämmen.

Dennoch bezweifeln manche nicht nur den Nutzen, sondern schüren sogar Ängste: Die Masken könnten krank machen, behaupten Facebook-Nutzer in den USA und auch Deutschland.

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Informationen zu Schutzmasken sind irreführend

Inzwischen ist der Facebook-Beitrag von Kaleb Jahnke für alle sichtbar markiert, der Inhalt nicht mehr gleich zu sehen. Denn: „Die Informationen in diesem Beitrag sind teils wahr und teils falsch oder unvollständig. In einigen Fällen sind die Informationen irreführend.“

Zu einem Bild auf Facebook, auf dem steht: „Bakterien, Viren sowie Keime aus der Mundhöhle gelangen durch die Maske in die Lunge und sorgen für Atemwegserkrankungen“ teilte Jahnke die Meinung: „Die Masken machen krank!

Es gibt nichts Besseres für eure Lungen, Körper, Seele, Immunsystem als frische Luft!

Im Moment schwächen wir durch die "Schutzmasken" den Zugang zu Viren, Pilzen, Bakterien und damit töten wir unser Immunsystem. Das ist kein Schutz, das ist eine Schwächung. Das ist gefährlich. Das ist paranoid.

– Dr. Bodo Schiffmann“

Es sind gleich mehrere Faktoren, die dem Faktencheck der Kollegen von „Correctiv“ nicht standhielten.

„Eine Maske wird nicht dazu führen, dass Erreger in die Lunge getragen werden“

Nicht belegt: Bakterien, Viren und Keime aus der Mundhöhle sollen durch die Mund-Nasen-Bedeckung in die Lunge gelangen und sorgen für Atemwegserkrankungen

„Hierfür gibt es keine Hinweise“, schreibt Dominic Dellweg, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), auf die „Correctiv“-Anfrage per E-Mail. Normalerweise atme der Mensch durch die Nase ein. Denn diese filtert die Atemluft und feuchtet sie an. „Eine Maske wird nicht dazu führen, dass Erreger, die bereits in Mund oder Nasenhöhle sind, in die Lunge getragen werden“, erläutert Dellweg.   
 

Was das RKI zu bedenken gibt: „Generell geht eine längere Tragedauer auch mit einer erhöhten Kontaminationsgefahr einher.“

Sprich, es können sich Bakterien an der Maske bilden. Marieke Degen, Pressesprecherin des RKI ergänzte dazu in einer E-Mail an „Correctiv“, dass es zu einer Kontamination der Maske mit der Mund-Rachen-Flora kommen könne. „Systemische und vergleichbare Studien gibt es hierzu bislang aber nicht.“

Genau aus diesem Grund empfehlen Experten auch, die Maske zu wechseln, sobald sie von der Atemluft feucht geworden ist. Sonst züchte man sich sein eigenes Keim-Biotop, erklärte etwa Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg im Gespräch mit FOCUS Online. Er rät: „Tragen Sie die Maske in den Bereichen, in denen es vorgeschrieben ist, wie beim Einkaufen und setzen sie dann wieder ab.“ So lässt sich vermeiden, dass sie durchs Atmen feucht wird. Draußen an der frischen Luft und mit viel Sonnenschein sei die Virenlast ohnehin recht gering.

„Eine Schwächung der Immunantwort ist nicht zu erwarten“

Falsch ist auch: Im Moment schwächen wir durch die "Schutzmasken" den Zugang zu Viren, Pilzen, Bakterien und damit töten wir unser Immunsystem

Wäre das der Fall, würden wohl viele Chirurginnen oder Intensivkrankenpfleger nicht mehr unter uns weilen. Es gibt viele Menschen, die auch vor der Corona-Krise bereits Mund-Nasen-Schutz tragen mussten – und das über Stunden und nicht nur für eine halbe Stunde Einkaufen oder eine Bahnfahrt zur Arbeit.

Im Beitrag auf Facebook heißt es, wir „töten“ mit den Masken „unser Immunsystem“, weil wir den „Zugang“ zu Viren, Pilzen und Bakterien schwächen. Die Kollegen von „Correctiv“ schreiben dazu: „Das steht komplett im Widerspruch zur ersten Behauptung und ist zudem nicht korrekt.“ 

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  • Lungenexperte Dominic Dellweg von der DGP gab dazu ebenfalls seine Einschätzung ab: „Durch die Mund-Nasenmaske werden Erreger abgefiltert und erreichen so nicht mehr die oberen und unteren Atemwege.“ Ein Erreger, der nicht in den Körper eindringe, werde zwar keine Immunantwort hervorrufen. Aber: „Eine Schwächung der Immunantwort in dem Sinne, dass das Immunsystem auf ein Antigen schwächer reagiert, ist nicht zu erwarten.“

    Zudem fehlt der Kontakt zu Erregern nicht. Das erklärte auch der US-amerikanische Arzt Mikhail „Mike“ Varshavski zum Social Distancing. Dieses schädige das Immunsystem nicht. In einem seiner beliebten Youtube-Videos erläuterte Varshavski: „Wir gehen immer noch in den Lebensmittelladen, wir gehen mit unseren Hunden spazieren, wir verbringen etwas Zeit im Park – das ist mehr als genug Exposition zu Bakterien, die der Körper braucht, um optimal zu funktionieren.“

    Das stärkt das Immunsystem

    Richtig im Facebook-Beitrag bleibt ein kleiner Teil, nämlich: „Es gibt nichts Besseres für eure Lungen, Körper, Seele, Immunsystem als frische Luft!“ Frische Luft, insbesondere Bewegung draußen, ist ein Faktor für ein intaktes Immunsystem. Und doch ist es nur einer im komplexen Zusammenspiel unserer körperlichen Abwehr von Krankheitserregern.

    Dazu gehört beispielsweise noch unser Darm, der ebenfalls eine große Rolle fürs Immunsystem spielt. Hier sitzen rund 70 Prozent der menschlichen Immunabwehrzellen. Genauer gesagt in der Schleimhaut des Verdauungsorgans. Wer sich also weniger anfällig für Infekte machen möchte, sollte seinen Darmbakterien etwas Gutes tun. Vitamine und Ballaststoffe etwa aus Obst und Gemüse stärken das Immunsystem.

    Einen weiteren Beitrag dazu können folgende Faktoren leisten:

    • Abnehmen: Denn Fettleibigkeit verursacht Entzündungen im Körper und beeinflusst die Immunabwehr negativ.
    • Auf Alkohol und Nikotin verzichten: Die Genussgifte schwächen ebenfalls die körpereigene Abwehr.
    • Sport treiben: Regelmäßige, moderat-intensive körperliche Aktivität verbessert Studien zufolge die Immunüberwachung von Erregern und reduziert sowohl Schwere der Erkrankung als auch die Mortalität einer Vireninfektion und von Atemwegserkrankungen wie gewöhnlicher Erkältung, Lungenentzündung und Grippe.

    Wie alle ihr Immunsystem fitter machen können, lesen Sie hier.

    Fazit: Masken schwächen weder das Immunsystem noch machen sie uns verwundbarer für das Coronavirus. Ganz im Gegenteil. Masken schützen uns und vor allem andere, also uns als Gemeinschaft.

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