COVID-19: Angst vor Erkrankung ist deutlich gestiegen – Heilpraxis

Sorge wegen COVID-19-Erkrankung gestiegen

In einer Online-Befragung hat sich gezeigt, dass die Sorge, an COVID-19 zu erkranken, deutlich gestiegen ist. Zudem ist die Bereitschaft, mit Maske tragen, Abstand halten und Kontaktbeschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie beizutragen, nach wie vor hoch. Doch die Impfbereitschaft ist substantiell gesunken.

Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 hat sich rasant über die gesamte Welt und in unserem Land ausgebreitet. Den meisten Menschen ist bewusst geworden, wie ansteckend der Erreger offensichtlich ist und wie schwer Menschen an der durch das Virus ausgelösten Krankheit COVID-19 erkranken können. Die Angst vor der Erkrankung ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen.

Individuelles Erkrankungsrisiko höher eingeschätzt

Obwohl das individuelle Risiko, sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu infizieren und an COVID-19 zu erkranken, aktuell deutlich höher eingeschätzt wird als dies noch im Sommer der Fall war, ist die Impfbereitschaft weiterhin nicht besonders stark ausgeprägt, berichtet die Universität Heidelberg in einer aktuellen Mitteilung.

Während in einer repräsentativen Erhebung Mitte des Jahres fast 55 Prozent der Befragten angaben, sich wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich impfen zu lassen, lag die Impfbereitschaft Ende November/Anfang Dezember nur noch bei 46 Prozent – und das trotz steigender Infektionszahlen sowie der Aussicht, dass in Kürze ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird.

In einer zweiten Online-Befragung haben Forschende der Universität Heidelberg rund 1.100 Personen zu den Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie und nach ihrem Vertrauen in Staat, Wissenschaft und Medien befragt. Die Ergebnisse sind auf der Webseite des Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg abrufbar.

Gesellschaftliche Regeln missachten

Den Angaben zufolge wurde die Befragung – wiederum in einer repräsentativen Stichprobe – in der Zeit vom 30. November bis zum 11. Dezember durchgeführt. Sie folgt einer ersten Erhebung, bei der Ende Juni/Anfang Juli rund 1.300 Menschen in Deutschland befragt wurden.

Beide Befragungen, deren Teilnehmende nicht identisch waren, sind Teil eines interdisziplinären Projektes am Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg, das sich dem Thema „Gesellschaftliche Selbstermächtigung“ widmet. Dabei geht es um die Bereitschaft, formelle oder informelle gesellschaftliche Regeln zu missachten, da sich die betreffenden Personen aus übergeordneten, insbesondere moralischen Gründen nicht daran gebunden fühlen.

Zu Ausmaß, Gründen, Folgen und Maßnahmen forschen der Psychologe Prof. Dr. Peter Kirsch, der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Hanno Kube sowie der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Reimut Zohlnhöfer.

Maßnahmen als nicht ausreichend betrachtet

Es zeigte sich, dass die Bereitschaft, mit Maske, Abstand und Kontaktbeschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie beizutragen, nach wie vor hoch ist: Im Sommer gaben demnach 82 Prozent der befragten Personen an, sich meistens oder immer an die Corona-Regeln zu halten. Aktuell liegt dieser Wert nach Selbstauskunft der Befragten annähernd gleich bei 83 Prozent.

Die Zufriedenheit mit den Maßnahmen ist allerdings seit dem Sommer deutlich gesunken. Zufrieden oder sehr zufrieden sind damit laut der Befragung nur noch 55 Prozent – gegenüber 68 Prozent in der Zeit Ende Juni/Anfang Juli. Im Gegenzug ist die Unzufriedenheit von 23 Prozent auf knapp 36 Prozent gestiegen.

„Dies scheint in erster Linie damit zusammenzuhängen, dass die Maßnahmen – zumindest vor dem Beschluss eines neuerlichen Lockdowns – von fast der Hälfte der Befragten, nämlich knapp 44 Prozent, als nicht ausreichend betrachtet wurden. Dies war im Sommer nur bei 15 Prozent der von uns befragten Personen der Fall“, so Politikwissenschaftler Reimut Zohlnhöfer.

Erhöhte Verschwörungsmentalität

Die Sorge, selbst zu erkranken, ist deutlich gestiegen. Während dies im Sommer 67 Prozent der – bis dahin nicht infizierten Befragten – für unwahrscheinlich oder sogar sehr unwahrscheinlich hielten, sind es jetzt aktuell fast 49 Prozent, die die Gefahr einer Ansteckung als gering einschätzen.

Trotz dieser Zunahme des subjektiv wahrgenommenen Infektionsrisikos ist die Impfbereitschaft substantiell gesunken, während gleichzeitig die Zahl derjenigen Personen stieg, die einer Impfung eher oder sehr skeptisch gegenüberstehen. Gaben dies Ende Juni/Anfang Juli 24 Prozent der Befragten an, sind es nunmehr 29 Prozent. Die Zahl der Unentschlossenen hingegen ist mit seinerzeit 24 gegenüber nun 22 Prozent nahezu gleichgeblieben.

Die Wissenschaftler sehen hier eine Verbindung zu der Tendenz, Verschwörungsideen zuzustimmen. Während die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, einen signifikanten Zusammenhang zum Vertrauen in die staatlichen Institutionen, die Wissenschaft, die klassischen Medien sowie zur Zufriedenheit mit der bisherigen Corona-Politik aufweist, ist die Ablehnung mit einer erhöhten Verschwörungsmentalität assoziiert.

„Dieser Befund unserer Befragung bedeutet keineswegs, dass alle Impfskeptiker tatsächlich auch Anhänger von Verschwörungstheorien sind. Dennoch ist es beunruhigend zu sehen, dass diese Verbindung zwischen Verschwörungsmentalität und Impfgegnerschaft seit dem Sommer nachweislich zugenommen hat, ebenso wie die Zustimmung zu derartigen Ideen generell“, sagt Peter Kirsch, Professor für Klinische Psychologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.

„Auch wenn wir hier keine kausalen Zusammenhänge untersuchen können, steht doch zu befürchten, dass sich die Bereitschaft, Verschwörungen für möglich zu halten, durch kontroverse Debatten der vergangenen Monate weiter in der Bevölkerung ausbreitet.“

Vertrauen pflegen und fördern

Die Forscher wollen im Rahmen ihres interdisziplinären Forschungsprojektes auch analysieren, wie sich die Bereitschaft der Menschen fördern lässt, sich an wichtige gesellschaftliche Regeln zu halten.

„Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, wie wichtig es ist, das Vertrauen in die staatlichen Institutionen, die Wissenschaft und die Medien zu pflegen und zu fördern“, so Rechtswissenschaftler Hanno Kube.

Die Wissenschaftler werden in den kommenden Wochen und Monaten ihre Daten weiter auswerten, um Ansatzpunkte für solche vertrauensfördernden Maßnahmen zu identifizieren. (ad)

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