Chemikalie aus Lebensmittelverpackungen schädlicher als gedacht – so schützt du dich

Die Chemikalie Bisphenol A findet sich nach wie vor in unserem Essen. Aus Lebensmittelverpackungen und Konserven geht sie in die Nahrung über. Laut einem neuen Gutachten sind schon viel kleinere Mengen schädlich als bisher festgelegt. Was am stärksten belastet ist – und wie Sie sich schützen.

Plastik-Geschirr, Brotzeitdosen, Trinkflaschen, Besteck, Verpackungen, Spielzeug – Bisphenol A (BPA) wird zur Herstellung des Kunststoffs Polycarbonat verwendet und ist in vielen Alltagsgegenständen enthalten. Leider auch in vielen Lebensmittelverpackungen.

Geht von der Verpackung in Lebensmittel über

Das Schlimme daran: Die Chemikalie geht auch in die damit verpackten Lebensmittel über. Zwar ist laut „Ökotest“ die Belastung durch Bisphenol A in Lebensmitteln in den letzten Jahren gesunken, aber es gibt immer wieder ernüchternde Testergebnisse.

Erst im Juni 2023 stellten die Tester in einer Untersuchung von 20 Konserven mit geschälten Tomaten Erschreckendes fest: 18 Konserven enthielten die Chemikalie in „stark erhöhtem Maße“. Nur in den beiden Konserven aus Glas konnte das Verbraucher-Magazin die Chemikalie nicht nachweisen. Obwohl die Deckel von Glasbehältern häufig auch damit beschichtet sind.

Im Jahr 2021 gaben laut Untersuchungen noch 90 Prozent aller geprüften Konserven mehr als

  • 2,5 Mikrogramm pro Kilogramm

ins Füllgut ab. Denn Konservendosen sind Innen mit Epoxidharz beschichtet, das ebenfalls mit Bispenhol-A hergestellt wird.

Besonders negativ fiel dabei Kokosmilch auf, die mit einer durchschnittlichen Belastung von

  • 82 Mikrogramm pro Kilogramm zur problematischten Dosenware überhaupt wurde.

Warum Bisphenol A so gefährlich ist

Dass Bisphenol A nicht gesund ist, ist schon lange bekannt. Es gilt als Hormongift. Es wirkt sich negativ auf unser Hormonsystem aus und kann zu Unfruchtbarkeit führen. Deshalb wurde es von der Europäischen Kommission schon im Jahr 2016 als „reproduktionstoxisch“ eingestuft. Die Chemikalie kann auch das ungeborene Kind im Mutterleib schädigen. Zudem wird BPA unter anderem mit

  • einem erhöhten Krebsrisiko
  • neurologischen Schäden bei Kindern
  • Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern
  • und Kreidezähnen bei Kindern (geschädigter Zahnschmelz)

in Verbindung gebracht.

Bereits seit 2011 in der EU in Babyflaschen verboten

Wegen der Gesundheitsgefahren wurde BPA in der EU bereits 2011 in Babyfläschchen und -behältern verboten. 2020 folgte sogar das Verbot des Stoffes zur Herstellung von Kassenbons, über die ebenfalls ein Risiko der erhöhten Aufnahme über die Haut bestand.

Warum allerdings BPA nach wie vor bei uns zur Herstellung von Lebensmittelverpackungen verwendet werden darf, ist fraglich. Denn einige europäische Länder wie beispielsweise Frankreich haben die Chemikalie schon vor Jahren zur Herstellung von Konserven verboten.

EFSA reduziert Wert der täglichen Aufnahmemenge um das 20.000-fache

Laut einem neuen Bericht der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist Bisphenol-A wohl schon in viel geringeren Mengen schädlich als bisher angenommen. Basierend auf einer Untersuchung von mehr als 800 Studien, die seit 2013 veröffentlicht wurden, hat die EFSA ihre Bewertung aus 2015, was die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI: Daily Tolerable Intake) von BPA angeht, deshalb angepasst.

Dieser lag bis dato bei

  • 4 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Der neue Wert dagegen liegt 20.000 Mal niedriger bei

  •  0,2 Nanogramm (0,2 Milliardstel eines Gramms) pro Kilogramm Körpergewicht.

Wie viel macht das aus?

  • Ein 60 Kilogramm schwerer Mensch könnte nach dem neuen Grenzwert 12 Nanogramm beziehungsweise 0,012 Mikrogramm pro Tag zu sich nehmen.
  • Ein 90 Kilogramm schwerer Mensch könnte nach dem neuen Grenzwert 12 Nanogramm beziehungsweise 0,018 Mikrogramm pro Tag zu sich nehmen.

Die Experten der EFSA gehen davon aus, dass der angepasste Wert von vielen Verbrauchern überschritten wird, was gesundheitlich bedenklich sei. Das allgemeine Gesundheitsrisiko durch BPA werde aber auch durch andere Faktoren wie Stress, Genetik und Ernährung beeinflusst. Laut der Behörde soll der Bericht als Grundlage für die EU-Gesetzgeber gelten, um den Einsatz von BPA zum Schutze der Verbraucher strenger zu regulieren.

Bisphenol-A schädigt Immunsystem

Neben den bekannten gesundheitlichen Gefahren hat die EFSA-Untersuchung zudem gezeigt, dass sich Bisphenol-A auch negativ auf das Immunsystem auswirkt. Denn in den Studien wurde beobachtet, dass es durch die Chemikalie zu einem Anstieg der weißen Blutkörperchen, genauer gesagt der T-Helferzellen in der Milz kam. Diese Erhöhung spielt bei Immunmechanismen eine Rolle und könnte zur Entwicklung von

  • allergischen Lungenentzündungen und
  • Autoimmunerkrankungen

führen, heißt es im Bericht. Die ernährungsbedingte Exposition gegenüber Bisphenol A sei daher ein Gesundheitsrisiko für alle Verbraucher jeglichen Alters.

So schützen Sie sich vor Bisphenol A

Ganz vermeiden lässt sich die Aufnahme von Bisphenol A wohl nicht, aber Verbraucher können eine Menge tun, um die Aufnahme so weit wie möglich zu reduzieren. Vor allem Schwangere und Kinder sollten sich schützen, da sie besonders empfindlich auf die Chemikalie reagieren. Hier die wichtigsten Tipps:

  • Kaufen Sie keine konservierten Lebensmittel in Dosen, sondern wenn überhaupt nur in Glasbehältern.
  • Verpacken Sie Ihre Lebensmittel nicht in Plastik-Boxen aus Polycarbonat und nutzen Sie auch keine Trinkflaschen aus Plastik. Auch hier ist Glas die bessere Wahl.
  • Ökotest rät außerdem dazu, kein warmes Leitungswasser zu trinken. Alte Wasserleitungen sind häufig mit Epoxidharzen saniert worden. Bisphenol-A geht vor allem leicht in warmes Wasser über, aber kaum in kaltes.

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