Böhmermann liefert sich mit Virologe Streeck auf Twitter einen Schlagabtausch: "Das ist super unseriös! Aufhören!"

Virologe Hendrik Streeck, bekannt geworden durch die Heinsberg-Studie, sitzt als Experte in vielen Talkshows. Er gehört zu den bekanntesten und auch lautesten Virologen des Landes. Aber er muss auch Kritik einstecken. Das liegt vor allem daran, dass der Wissenschaftler der Uni Bonn mit seinen Einschätzungen immer wieder gehörig falsch lag. Ein Bericht von "Übermedien" formulierte es jüngst drastischer. Demnach sei das Problem: "Dass Streeck mit den allermeisten Einschätzungen daneben lag – so sehr, dass er mehrfach eigenen Aussagen später widersprechen musste". Trotzdem wird Streeck nach wie vor gern als Experte vor die Kamera geholt. Am Dienstagabend strahlte das ZDF die Doku "Corona-Pandemie ohne Ende? Fakten mit Hendrik Streeck" aus. Einem stieß das besonders bitter auf: Satiriker Jan Böhmermann.

Die Vorankündigung zur Sendung hatte Böhmermann auf seinem Twitter-Account geteilt, überschrieben mit den Worten: "Ich kann einfach nicht mehr". Daraufhin entsponn sich ein nächtlicher verbaler Schlagabtausch zwischen Streeck und dem Satiriker, der schnell die Runde machte. Denn der durchaus uneindeutige Kommentar Böhmermanns ließ Streeck zunächst nicht etwa denken, dass es sich dabei um Kritik an seiner Person handelte, sondern um die Corona-Pandemie allgemein. Er antwortete unter dem Post sodann: "Sie sprechen uns allen aus dem Herzen". 

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Böhmermann geht Streeck an

Eine Steilvorlage für Böhmermann, der die Gelegenheit nutzte, um den Virologen harsch anzugehen. Grund zur Aufregung: eine Aussage Streecks in der Talkshow von Maybrit Illner Anfang des Monats. So schrieb Böhmermann: "Herr Streeck! Bereits am 5.3. haben Sie bei Illner vom möglichen Rückruf von Astrazeneca geraunt. Sie sind im Beirat von Janssen Pharmaceutica, das zu Johnson & Johnson gehört und einen Impfstoff entwickelt hat, den Sie hingegen gestern bei @ntvde enthusiastisch anpriesen! Warum?"

Eine Kritik, mit der Böhmermann nicht allein ist. So verwies er auf einen Post des Philosophen Michael Oberst. In dem hatte der Philosoph bereits am vergangenen Freitag auf die Verbindungen des Virologen zu dem Pharmaunternehmen aufmerksam gemacht. Seiner Meinung nach habe "Streecks Verhalten ein Geschmäckle". Demnach habe Streeck selbst seine Tätigkeit bei Janssen Pharmaceutica als möglichen Interessenskonflikt angegeben, als er an den Leitlinien der Deutschen Aids-Gesellschaft mitwirkte. Oberst schrieb: "Vor einer Woche brachte Streeck wie aus dem Nichts, ohne erkennbaren Anlass, die Möglichkeit ins Spiel, dass 'alle Astrazeneca-Impfstoffe zurückgerufen werden müssten. Das kann mal passieren sowas – hoffentlich nicht.' Wieso sagt er das? Es wird interessant."

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„Das ist super unseriös! Aufhören“

Interessant fand das auch Böhmermann, der die Gelegenheit, Streeck virtuell an der Angel zu haben, nicht verstreichen lassen wollte, ohne nachzulegen. Er fragte ihn direkt: "Wir Nicht-Wissenschaftler nennen so was mindestens 'merkwürdig'. Und Sie?" Damit aber nicht genug, denn der Entertainer war in Stänkerlaune und teilte Kommentar um Kommentar weiter gegen den Virologen aus. "Und wenn ich einmal wirklich 'uns allen' aus dem Herzen sprechen darf: Sie vermischen seit Monaten Expertise mit Ihren persönlichen Interessen, PR und politischen Erwägungen Dritter und verkaufen das der Öffentlichkeit als 'neutrale Wissenschaft'. Das ist super unseriös! Aufhören!"

Tatsächlich hatte Streeck mit seinen Theorien und Einschätzungen zu Covid-19, Covid-Maßnahmen und Pandemiegeschehen seit Beginn der Corona-Krise immer wieder für Irritationen gesorgt. Eine zweite Corona-Welle? Die hielt Streeck im vergangenen Jahr für unwahrscheinlich. Dafür setzte er sich im letzten Sommer für Lockerungen ein, sprach damit vielen, die sich nach mehr Freiheiten sehnten, aus der Seele. Im Winter dann die Kehrtwende, plötzlich äußerte sich der Virologe kritisch darüber, dass es eben keinen harten Lockdown gegeben hatte.

Von Verschwörungstheorie und Fakten

Jeder könne sich irren, meinen auch die Autoren von "Übermedien". Aber wenn ein Forscher, der für sich in Anspruch nehme, fundierte Aussagen zu treffen, um Menschen über eine laufende Pandemie zu informieren und damit politische Entscheidungen zu beeinflussen, mit seinen Einschätzungen so konsequent danebenliege, sich so häufig selbst widerspreche, und zwar aus politischen Motiven statt auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse, "wenn jemand das so oft tut wie Streeck, muss man als Redaktion in Frage stellen, ob man diesem Forscher ein Millionenpublikum bieten sollte". 

Dem verbalen Bombardement Böhmermanns auf Twitter konnte oder wollte Streeck nicht wirklich etwas entgegen setzen. Er konterte: "Verschwörungstheorie ist doch nicht Ihr Niveau?". Den Oberst-Post, auf den der Satiriker verlinkt hatte, wies Streeck als "faktisch einfach falsch" von sich. Dass Böhmermann das Schaffen des Virologen "unseriös" nannte, wollte der allerdings nicht stehen lassen. Für solche Aussagen, kommentierte er, sei die Lage zu ernst.

Dem Satiriker genügte das nicht. Er fasste nach: "Sie versuchen nachts um halb eins an einem Werktag, mit Comedians bei Twitter rumzukumpeln. So ernst kann die Lage nicht sein". Das war's. Schweigen im Twitter-Walde.


Quellen: Übermedien, RND, FR, Twitter

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