Bis zu zehn Wochenstunden Mehrarbeit durch Lieferengpässe

Die Lieferengpässe, mit denen Apotheken schon seit geraumerZeit kämpfen, haben es in diesem Sommer in zahlreiche Medien geschafft.Fast jeden Tag berichtet eine Lokalzeitungüber die Sorgen einer Apotheke in ihrer Region. Selbst die Tagesschau hat sich des Themasangenommen. Nun machen auch dieBayerische Apothekerkammer und der Bayerische Apothekerverband in einergemeinsamen Mittelung deutlich, was für ein Ärgernis dieandauernden Engpässe sind – und stellen Forderungen an die Politik.

Wer in einer Apotheke am HV-Tisch steht, weiß Bescheid: Immer wieder muss  Kunden erklärt werden,dass das verschriebene Arzneimittel nicht lieferbar ist. Teilweise um die 300 Defekte sind für viele Apotheken Alltag. Verschärft wird die Situation derzeit durch den neuenRahmenvertrag, der es nicht einfacher macht, geeignete Alternativen zu finden,die auch noch den Wirtschaftlichkeitsansprüchen der Kassen genügen. „Lieferengpässesind eines der größten Ärgernisse im Arbeitsalltag“, berichtet auch Dr.Volker Schmitt, Pressesprecher der Apotheker in Bayern. „Das Problem verschärftsich tendenziell seit Jahren.“

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Die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK) und der Bayerische Apothekerverband e. V. (BAV) sehen nun die Bundesregierung in Zugzwang. „DiePolitik muss die Arzneimittelhersteller dazu verpflichten, jederzeitMedikamente in der benötigten Menge bereitzustellen“, fordert KammerpräsidentThomas Benkert. Der BAV-Vorsitzende Dr.Hans-Peter Hubmann ergänzt: „Außerdemist die Fachkompetenz der Apotheker anzuerkennen und zu erweitern.“ Alexandervon Waldenfels, der die bayerischen Apotheker am Runden Tisch vertritt, den dasBayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege zum Thema Engpässe ins Lebengerufen hat, konkretisiert: „Viele Probleme können Vor-Ort-Apotheken lösen,indem sie beispielsweise das Produkt eines anderen Herstellers oder eine eigenshergestellte Rezeptur abgeben.“ Manche Arzneimittel – zum Beispiel Antiepileptikamit dem Wirkstoff Carbamazepin – dürfen Pharmazeuten aber nicht einfach soaustauschen. Dann helfe oft nur die Rücksprache des Apothekers mit dem Arzt.Manchmal sei dann aber ein neues Rezept nötig – zum Verdruss des Patienten. 

Informationspflicht und Mehrfachvergaben

Konkret fordern Kammer und Verband eine frühzeitigeInformationspflicht: Arzneimittelhersteller sollten zur Meldung vonLieferengpässen oder Lieferausfällen für alle Arzneimittel gesetzlichverpflichtet sein, sobald diese absehbar sind. Zudem müssten die Krankenkassen Rabattverträgemit mindestens drei unterschiedlichen Herstellern abschließen müssen. So könnten die Apotheken bei einem Lieferengpass leichter auf Präparate anderer Firmenausweichen.

Bis zu zehn Wochenstunden unbezahlter Mehraufwand

BLAK und BAV beziffern den durchLieferengpässe verursachten Mehraufwand in einer Apotheke auf im Durchschnittfünf Stunden pro Woche – nicht selten erreiche er auch das Doppelte. DieseErgebnisse brachte eine Umfrage unter BAV-Beiratsmitgliedern vom Mai diesesJahres zutage. Schmitt betont: „Diesen Aufwand an Zeit und Personal erbringenwir ohne zusätzliche Vergütung.“ Er kann die Forderungen von BLAK und BAV dahernur unterstützen.

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