Aggressive Corona-Mutationen: Wie hoch ist das Risiko, dadurch erneut zu erkranken?

Nach überstandener Coronainfektion kann man sich erneut infizieren. Doch eine solche Reinfektion ist unwahrscheinlich, wie zwei groß angelegte Studien zeigen. Aber wie hoch ist das Reinfektionsrisiko durch Mutationen? Und schützt eine Impfung oder eine durchgestandene Infektion besser? Experten antworten.

Kann man sich nach einer überstandenen Infektion mit Covid-19 erneut infizieren? Möglich ist das wohl, wie Berichte über einzelne Reinfektionen bereits zeigten – aber selten. Das haben nun zwei weitere Untersuchungen bestätigt.

Wissenschaftler aus Katar untersuchten mehr als 133.000 Menschen mit einem positiven PCR-Test nach überstandener Erkrankung auf eine Reinfektion. Nur 54 der Probanden erkrankten erneut symptomatisch. Das Risiko, sich nach einer Infektion erneut anzustecken, halten die Studienautoren daher für gering. Sie schätzen es auf 0,02 Prozent. Ihre Ergebnisse haben die Forscher kürzlich in „Clinical Infectious Diseases“ veröffentlicht.

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Risiko für Reinfektion stark reduziert

Eine weitere Untersuchung, die Forscher am 15. Januar auf dem Preprint-Server "Medarxiv" veröffentlichten, ermittelt ein etwas höheres Risiko. Die Siren-Studie aus dem Vereinigten Königreich umfasste 20.000 Krankenhausmitarbeiter.

Das Risiko, sich nach überstandener Infektion erneut mit Sars-CoV-2 zu infizieren, sei um 83 Prozent reduziert. Allerdings gab es viele Probanden, die erneut positive Tests zeigten, aber keine Symptome. Betrachteten die Wissenschaftler nur symptomatische Reinfektionen, hatte sich das Risiko, erneut zu erkranken, sogar um 95 Prozent reduziert.

Wichtig sei in diesem Zusammenhang aber, eine Reinfektion klar von einem Wiederanstieg des Virustiters bei chronisch Infizierten zu unterscheiden, erklärt Virologe Friedemann Weber von der Justus-Liebig-Universität Gießen.

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„Nur wenn man die Viren sequenziert und feststellt, dass sich das zweite Virus vom ersten unterscheidet, kann man zweifelsfrei von einer Reinfektion sprechen." So sei unter anderem bei der Studie aus Katar vorgegangen worden, wohingegen die britische Siren-Studie weniger stringente Kriterien gehabt habe. "Bei der Siren-Studie könnten also auch Fälle von Wiederanstieg des Ursprungsvirus unter den gefundenen Reinfektionen sein, wie sie in Katar auch tatsächlich gefunden wurden", erklärt Weber. Das wiederum könne die höhere Inzidenz in der britischen Studie erklären.

Generell sei es auf jeden Fall beruhigend, dass klinisch relevante Reinfektionen bei Krankenhausmitarbeitern eher selten auftreten und dann auch nur selten schwer symptomatisch sind, meint Julian Schulze zur Wiesch. "Das spricht einerseits dafür, dass nach einer ausgeheilten Sars-CoV-2-Infektion bei den meisten Patienten für Wochen und Monate eine signifikante Immunität aufgebaut wird. Diese Immunität scheint aber nicht steril oder absolut zu sein. Deswegen scheinen Reinfektionen möglich", ist der leitende Oberarzt der Sektion Infektiologie und Leiter des Ambulanzzentrum Virushepatologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) überzeugt.

Das sei nicht unüblich. Auch bei anderen Coronavirus-Stämmen können sich Patienten nach etwa einem Jahr erneut infizieren – auch wenn das Virus keine Mutation aufweise. Daher müsse man sich auch nach überstandener Covid-19-Erkrankung weiter an Hygiene-Regeln halten. Die Hoffnung bestehe, sagt Schulze zur Wiesch, dass Patienten mit einer Zweitinfektion und einem asymptomatischen Verlauf im Schnitt weniger Menschen anstecken. Bisher sei das allerdings nicht gesichert. 

Sind Reinfektionen durch Virusmutationen wahrscheinlich?

Sowohl die Studie aus Katar als auch die britische Untersuchung deuten an, dass eine Reinfektion kurz nach überstandener Covid-19-Infektion zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich ist. Aber wie ist es, wenn sich neue Virusmutationen entwickeln? Sind dann Reinfektionen wahrscheinlicher?

Auch hierzu gibt es bereits erste Berichte aus Brasilien. Dort hatten sich zwei Menschen nach überstandener Covid-19-Erkrankung und trotz nachweisbarer Antikörper erneut mit einer neuen Virusvariante infiziert. Davon berichteten Wissenschaftler in noch nicht von anderen Forschern begutachteten Veröffentlichungen (zu den Preprints geht es hier und hier).

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