Blähungen, Stuhlveränderungen und Bauchweh: Diese Beschwerden sind so unspezifisch, dass sie eine Vielzahl von Ursachen haben können. Bei manchen Menschen liegt die Ursache darin, dass ihr Darm bestimmte Bestandteile aus ihrer Ernährung nicht ausreichend verarbeiten kann.
Eine dieser Unverträglichkeiten kann Fruchtzucker, also Fruktose, sein. Achtung: Fruktose ist nicht nur in Obst enthalten, sondern auch in vielen weiteren Lebensmitteln, zum Beispiel in Äpfeln, Honig, Ahornsirup, Bier und auch in Süßigkeiten.
Der Dünndarm kann die Fruktose nicht vollständig verstoffwechseln
„Wenn Menschen Fruktose nicht vertragen, handelt es sich dabei nicht um eine klassische Allergie“, sagt Professor Dr. Thomas Frieling. Er ist Internist, Gastroenterologe und Direktor der Medizinischen Klinik II am Helios Klinikum Krefeld. Bei einer Fruktose-Intoleranz reagiert der Körper nämlich nicht mit dem Immunsystem auf den Fruchtzucker.
Stattdessen ist der Dünndarm nicht dazu in der Lage, die Fruktose aus der Nahrung vollständig aufzunehmen. Deshalb gelangen einige dieser Moleküle in den Dickdarm, der dafür aber gar nicht ausgelegt ist. Dort bauen Bakterien den Fruchtzucker dann ab. „Dabei kommt es zu den typischen Symptomen“, sagt Frieling. Bei der Umwandlung entstehen insbesondere Gase, die sich dann als lästige Blähungen und als Bauchdrücken äußern. (Was gegen Blähungen hilft, lesen Sie hier.)
Die Ursache liegt darin, dass bestimmte Transporter defekt sind
Eigentlich gibt es im Körper bestimmte Transporter, die dafür sorgen, dass der Fruchtzucker seinen Weg aus dem Dünndarm ins Blut oder in die Leber findet – und erst gar nicht im Dickdarm landet. Bei einer Fruktose-Unverträglichkeit sind einige dieser Transporter aber beschädigt, sodass sie ihre Aufgabe nicht erfüllen können.
Das erklärt auch, warum die Schwelle, wie viel Fruktose man verträgt, bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist – sie hängt damit zusammen, wie viele dieser Transporter vorhanden sind. Große Mengen Fruchtzucker überfordern auch ein ansonsten gesundes Transportsystem: Als Faustregel gilt, dass ein gesunder Mensch in der Regel 35 bis 50 Gramm Fruktose verträgt, ohne Symptome zu entwickeln.
Die Unverträglichkeit wird durch einen Atemtest festgestellt
Wenn jemand eine Fruktose-Intoleranz hat, dauert es manchmal, bis die Ursache für seine Beschwerden bekannt ist. „Die Symptome sind sehr unspezifisch, deshalb muss man in ganz verschiedene Richtungen denken“, sagt Frieling. „Ein Anhaltspunkt für eine Unverträglichkeit ist es für mich immer, wenn Menschen berichten, dass es ihnen besser geht, wenn sie einmal einen Teetag einlegen und nicht essen.“
Eine Fruktose-Unverträglichkeit lässt sich durch einen Atemtest feststellen. Die Patienten trinken dabei rund 25 Gramm gelöste Fruktose. Danach wird etwa zwei Stunden lang jede halbe Stunden gemessen, wie hoch der Wasserstoffgehalt in ihrem Atem ist. Der Hintergrund ist, dass Wasserstoff und Methan entstehen, wenn Bakterien den Fruchtzucker aufspalten, der in den Dickdarm gewandert ist. Diese Gase gelangen auch über das Blut und Lunge aus dem Körper.
Wer Fruktose nicht verträgt, kann auch überlegen, sich einmal auf eine Sorbit-Unverträglichkeit testen zu lassen. Sorbit ist ein Zuckeraustauschstoff, der in vielen Lebensmitteln enthalten ist – und eine Unverträglichkeit kommt häufig kombiniert mit einer Fruktose-Intoleranz vor. (Auch interessant: Fruktose sollte man nicht vor dem Joggen essen.)
Viele der Betroffenen vertragen weiterhin Fruchtzucker in kleinen Mengen
Wenn der Atemtest eine Unverträglichkeit auf Fruchtzucker bestätigt, heißt dies aber nicht, dass man nun nie wieder Fruchtzucker zu sich nehmen darf. „Die Schwelle ist individuell verschieden“, sagt Frieling. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen trotzdem Fruchtzucker vertragen, wenn sie nur eine geringe Menge aufnehmen und dies langsam machen.“
Vorsichtig sein sollte man in diesem Fall mit Lebensmitteln, die sehr viel Fruchtzucker enthalten. Dazu gehören Obstsorten wie Äpfel und Birnen, Weintrauben, Mangos und auch Trockenfrüchte. Fruchtsäfte wie Apfelsaft enthalten ebenfalls viel Fruktose. Außerdem setzt sich Haushaltszucker aus Traubenzucker und aus Fruchtzucker zusammen – deshalb sind auch die meisten Süßigkeiten reich an Fruktose.
Die Verträglichkeit immer wieder einmal austesten
Obst wie Bananen, Aprikosen und die meisten Beerensorten vertragen Menschen mit einer Fruchtzucker-Intoleranz hingegen meistens recht gut. Es kann darüber hinaus helfen, Obst nicht pur zu essen, sondern es immer mit einer Mahlzeit zu kombinieren.
Als Faustregel gilt, dass Verträglichkeiten ganz individuell ausgeprägt sind: Bei der Fruktose-Intoleranz gilt immer, dass die Betroffenen das essen dürfen, was sie vertragen. In einigen Fällen kommt es auch vor, dass der Darm sich nach einiger Zeit wieder erholt. Deshalb sollte man sich nicht scheuen, immer wieder einmal zu prüfen, ob man weiterhin mit Blähungen oder Bauchweh auf bestimmte Lebensmittel reagiert. (Ein leckeres gesundes Pancake Rezept, für Fruktose Intoleranz, finden Sie hier.)
Dieser Artikel wurde verfasst von Maria Berentzen
*Der Beitrag „So wird eine Fruktose-Unverträglichkeit festgestellt“ stammt von GQ. Es gibt keine redaktionelle Prüfung durch FOCUS Online. Kontakt zum Verantwortlichen hier.
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