Geschlossene Geschäfte, Kontaktverbote und Maskenpflicht in der Öffentlichkeit – all das sind Maßnahmen, die die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen und damit die Reproduktionszahl verringern sollen.
Sie beschreibt, wie viele weitere Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt.
Zu Beginn der Pandemie lag die Reproduktionszahl zwischen zwei und drei, doch die Gegenmaßnahmen konnten den Wert in der Zwischenzeit auf unter eins senken, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtet.
Das Infektionsrisiko ist entscheidend für den weiteren Verlauf der Pandemie und möglichen Lockerungen der Gegenmaßnahmen – daher untersuchen Wissenschaftler, unter welchen Bedingungen das Risiko für eine Ansteckung mit dem neuartigen Virus besonders hoch ist.
Dabei zeigte sich: Besonders enger Kontakt im eigenen Haushalt oder Verkehrsmitteln birgt das höchste Ansteckungsrisiko.
Infektion mit dem Coronavirus durch engen Körperkontakt
Ob mit Freunden oder Familienmitgliedern – während eines Treffens findet meist ein enger Kontakt statt.
Amerikanische Wissenschaftler untersuchten deshalb Familien, die miteinander in Kontakt traten. Ein Mitglied trug das Coronavirus in sich, zeigte leichte Atembeschwerden.
Auf einer Beerdigung steckte die infizierte Person alle Personen an, mit denen sie sich mehr als zwei Stunden in einem Raum aufhielt oder sie umarmte. Bereits nach kurzer Zeit zeigten die Betroffenen erste Symptome.
Wenige Tage später befand sich die infizierte Person mit ihren Familienmitgliedern über mehrere Stunden hinweg in einem Haushalt und veranstaltete ein gemeinsames Essen.
Von neun Familienmitgliedern infizierten sich sieben Personen, von denen zwei an den Folgen der Covid-19-Erkrankung verstarben.
Anhand dieser Ergebnisse schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass geschlossene Räume, die Dauer und die Intensität des Kontakts das Infektionsrisiko stark erhöhen.
Höchstes Infektionsrisiko im Haushalt
Zusammenlebende Menschen sind dem größten Risiko ausgesetzt, sich mit dem Coronavirus anzustecken – zu diesem Ergebnis kommen chinesische Wissenschaftler in einer weiteren Studie, die ebenfalls die Infektionsrate im engen Kontakt untersuchte.
Insgesamt verfolgten die Wissenschaftler 2147 neue Infektionsfälle, indem sie sich auf die vorherigen, engen Kontakte der Infizierten fokussierten.
Sie untersuchten, unter welchen Bedingungen die erkrankten Personen ihre Mitmenschen ansteckten. Die Gesamtinfektionsrate lag dabei bei rund 6 Prozent.
Im medizinischen Kontakt mit infizierten Menschen konnten die Forscher hingegen keine Ansteckungen oder Risiken feststellen, da in diesem Bereich die Hygienemaßnahmen deutlich stärker ausgeprägt sind als im herkömmlichen Haushalt.
Das Infektionsrisiko liegt in einem Mehrpersonenhaushalt demnach bei rund 13 Prozent, dicht gefolgt von Verkehrsmitteln (12 Prozent).
Das Risiko ist besonders in geschlossenen Räumen gegeben, in denen sich die Menschen über mehrere Stunden hinweg aufhalten. Während einer kurzen Unterhaltung liegt das Risiko einer Ansteckung lediglich bei 7 Prozent.
Familienmitglieder sind besonders gefährdet
Sowohl Eltern als auch Kinder sind in einem gemeinsamen Haushalt dem Risiko einer Infektion ausgesetzt. Allerdings ist das Risiko für einen Erwachsenen deutlich höher als für ein Kind, wie chinesische Wissenschaftler berichten.
Hiefür untersuchten sie 105 infizierte Patienten, die trotz Infektion mit ihrer Familie zusammenlebten. Alle Testpersonen wurden mittels eines Covid-19-Test untersucht und die häuslichen Gegebenheiten detailliert analysiert.
Insgesamt registrierten die Forscher 392 Haushaltskontakte.
Nach der möglichen Inkubationszeit zeigten die Untersuchungen, dass das Risiko einer Ansteckung für einen Erwachsenen bei 17,1 Prozent liegt.
Besonders bei Ehepartnern oder Menschen, die sich ein gemeinsames Bett teilen, rechnen die Wissenschaftler mit einem Infektionsrisiko von knapp 28 Prozent. Für Kinder hingegen gilt ein Risiko von 4 Prozent.
Häusliche Quarantäne senkt das Corona-Risiko
Wie sinnvoll ist also eine Quarantäne im eigenen Haushalt, wenn eine Person infiziert ist? Die Untersuchungen der chinesischen Wissenschaftler zeigen, dass eine räumliche Trennung im eigenen Haushalt erheblichen Einfluss auf das Infektionsrisiko haben kann.
In einem Haushalt, in dem sich die Infizierten nicht in Quarantäne begeben hatten, lag das Ansteckungsrisiko bei rund 16 Prozent. Durch eine direkte Quarantäne nach dem Ausbruch erster Symptome konnten die Forscher keinerlei Ansteckungen registrieren.
Sie empfehlen daher auch eine räumliche Quarantäne im eigenen Haushalt, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
Geringe Ansteckungsgefahr bei kurzem Kontakt
Doch trotz der sozialen Isolation kann es im Alltag passieren, dass man an einer infizierten Person vorbeiläuft oder kommuniziert. Doch ein kurzer Kontakt muss nicht zwingend zu einer Infektion führen.
Laut dem RKI besteht bei einem Kontakt, der weniger als fünfzehn Minuten andauert, ein relativ geringes Risiko einer Ansteckung.
Besonders geschlossene und schlecht gelüftete Räume können das Risiko jedoch erhöhen. Daher empfiehlt das RKI, zur eigenen Sicherheit in der Öffentlichkeit eine Maske zu nutzen.
Quellen
- Ghinai, I. et al. (2020): „Community Transmission of SARS-CoV-2 at Two Family Gatherings“, abgerufen am 19.05.2020 https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/69/wr/mm6915e1.htm
- Chen, Y. et al (2020): „The epidemiological characteristics of infection in close contacts of COVID-19 in Ningbo city“, abgerufen am 19.05.2020 http://html.rhhz.net/zhlxbx/028.htm
- Wei, L. et al. (2020): „The characteristics of household transmission of COVID-19“, abgerufen am 19.05.2020 https://academic.oup.com/cid/advance-article/doi/10.1093/cid/ciaa450/5821281
- Robert-Koch-Institut (2020): „Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2 / Krankheit COVID-19“, abgerufen am 19.05.2020 https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/gesamt.html
Wichtiger Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel enthalten lediglich allgemeine Hinweise. Zur Abklärung eines gesundheitlichen Problems empfehlen wir den Besuch bei ausgebildeten und anerkannten Ärzten.
Michelle Steinmetz
*Der Beitrag „Coronavirus: Hier ist die Ansteckungsgefahr am größten“ wird veröffentlicht von FitForFun. Kontakt zum Verantwortlichen hier.
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