Wer Wurst und Steaks liebt, muss bei Ernährungsempfehlungen seit vielen Jahren tapfer weghören. 600 Gramm Fleisch und Wurst soll ein Erwachsener pro Woche höchstens essen, rät etwa die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Versehen mit dem Hinweis: „Wer viel rotes Fleisch und Wurst isst, hat ein höheres Risiko für Darmkrebs.“
Wurst wurde im Jahr 2015 von der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC als krebserregend eingestuft, rotes Fleisch, also das von Rind, Schwein und Lamm, als wahrscheinlich krebserregend.
Lieber Müsli statt Mettbrötchen?
Auch fürs Herz-Kreislauf-System gilt insbesondere Wurst schon lange als Risikofaktor. Diese Erkenntnis fußt im Wesentlichen auf großen Beobachtungsstudien, in denen Menschen über viele Jahre regelmäßig gefragt werden, wie sie sich ernähren und ebenso erhoben wird, ob sie erkranken oder während des Untersuchungszeitraums gar sterben. Allerdings deuten nicht alle Beobachtungsstudien in dieselbe Richtung.
Wie groß das Risiko tatsächlich ist, wenn man den Morgen lieber mit Mettbrötchen statt Müsli beginnt, ist also gar nicht so klar, wie mancher denkt.
Ein internationales Forschungsteam legt nun im Fachblatt „Annals of Internal Medicine“ gleich mehrere sogenannte Meta-Analysen vor, in denen die Studien zu einer bestimmten Fragestellung zusammengefasst werden. Zusätzlich präsentieren sie eine Ernährungsempfehlung in Bezug auf rotes Fleisch und Wurst.
Diese Empfehlung lautet, kurz zusammengefasst: Erwachsene sollen einfach rotes Fleisch und Wurst in der Menge weiter essen, wie sie dies bisher getan haben. Die Wissenschaftler räumen aber selbst ein: Die Empfehlung ist schwach – denn die wissenschaftliche Beweislage ist dürftig.
Der aktuelle Rat beruht auf den eben genannten Meta-Analysen, die zusammengefasst zum Ergebnis kommen: Ob jemand viel oder wenig Wurst und rotes Fleisch isst, beeinflusst entweder kaum oder gar nicht sein Risiko, Krebs zu bekommen oder am Herzen zu erkranken.
Mit der Einschränkung, dass dies letztendlich Schätzungen auf Basis einer unklaren Datenlage sind, präsentiert das Team einige Zahlen dazu, was passieren würde, wenn Menschen drei Portionen weniger Wurst beziehungsweise rotes Fleisch pro Woche essen würden. Dies führt möglicherweise, wenn sich tausend Menschen über knapp elf Jahre daran halten, zu einer Handvoll weniger Diabetes-Erkrankungen und Todesfällen durch Herzkreislaufleiden.
Gleichzeitig weist die Forschergruppe selbst auf einen wichtigen Punkt hin: Menschen, die viel Fleisch essen, tun dies schlicht und einfach gern. Es erhöht ihr Wohlbefinden. Erzwungener Verzicht würde dies stören – und auch das mag ja langfristig der Gesundheit schaden.
Die meisten Menschen entscheiden sich ohnehin dafür, ihre Essgewohnheiten nicht aufgrund von Ernährungstipps umzukrempeln. Was erklären könnte, warum auch die Deutschen – trotz langjähriger Warnungen – weiterhin mehr Fleisch essen als empfohlen.
Allerdings kann es auch aus Sicht der Gesundheitsforscher ganz andere, gute Argumente geben, den Fleischkonsum zu senken: Ethische Gründe ebenso wie die Auswirkungen der Viehhaltung auf die Umwelt.
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