Die meisten Babys in Deutschland werden in Einwegwindeln gewickelt. Eltern gehen zu Recht davon aus, dass diese nicht nur praktisch sind, sondern gesundheitlich völlig unbedenklich. Ein aktueller Bericht der französischen Umweltschutzbehörde Anses widerspricht dieser Annahme.
Die Behörde stützt sich auf Analysen aus den Jahren 2016 und 2018, bei denen zahlreiche Windeln getestet wurden, die in Frankreich auf dem Markt sind. Dem Bericht zufolge entdeckte Anses zahlreiche gefährliche Chemikalien in den Windeln. Die Sorge: Die Stoffe könnten etwa durch Urin aus der Windel gelöst werden, dann mit der Haut des Babys in Kontakt kommen und Schaden anrichten.
Problematisches Parfum
Einige der als problematisch betrachteten Substanzen fügen die Hersteller absichtlich zu: Duftstoffe wie etwa das sogenannte Lilial. Die nach Maiglöckchen riechende Substanz kann unter anderem Allergien auslösen, die Haut reizen und möglicherweise die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Andere stammen wohl aus den genutzten Rohstoffen, wie in den Windeln nachgewiesene Pflanzenschutzmittel, darunter auch Glyphosat. Weitere werden wohl im Herstellungsprozess eingesetzt und sollten idealerweise nicht mehr im Endprodukt vorhanden sein.
Zumindest bei einigen Stoffen seien die nachgewiesenen Mengen so hoch, dass ein Gesundheitsrisiko nicht auszuschließen sei, teilt die Behörde mit.
Das gilt laut Anses für
- zwei Duftstoffe (Lilial und Lyral),
- einige polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK,
- sowie die Summe der nachgewiesenen Dioxine und dioxinähnlichen PCB.
Bei anderen Substanzen, etwa bei Formaldehyd, weiteren Duftstoffen, Glyphosat und anderen Pestiziden, überschritten die Mengen dagegen nicht die Grenzwerte.
Was die Behörde jetzt vorschlägt
Anses kommt zum Fazit: Wenn sich gefährliche Chemikalien in Windeln nachweisen lassen, reichen die aktuellen Regelungen zur Herstellung nicht aus. Sie fordert neue, strengere Regularien.
- Duftstoffe sollten die Hersteller künftig gänzlich meiden – insbesondere jene, die Allergien auslösen können.
- Die Produzenten sollten zudem Schritte in der Herstellung ändern, also beispielsweise bestimmte Chemikalien zum Bleichen durch andere ersetzen.
- Rohstoffe sollten besser kontrolliert werden, um Verunreinigungen auszuschließen.
- Für einige der nachgewiesenen Substanzen, etwa die dioxinähnlichen PCB, schlagen sie als Grenzwert in Windeln die technisch mögliche Nachweisgrenze vor. Was anders formuliert bedeutet: Sie sollten eigentlich gar nicht in Windeln vorkommen.
- Beim Entwickeln von Grenzwerten geben sie zudem zu bedenken, dass Babys einige der Substanzen auch über die Nahrung aufnehmen – und Grenzwerte für Windeln deshalb entsprechend niedriger gesetzt werden müssen.
Welche Fragen noch offenbleiben
Der vorliegende Report kann allerdings einige Fragen nicht beantworten. In welchem Ausmaß in der Windel vorhandene Schadstoffe tatsächlich mit der Haut in Kontakt kommen und dann Probleme bereiten, ist noch nicht ausreichend erforscht und damit aktuell nicht eindeutig zu klären. Hier seien Studien nötig, schreibt die französische Behörde.
Was der Bericht für den deutschen Markt bedeutet, lässt sich aktuell nicht sagen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) will sich zu dem Report noch nicht äußern, weil ihm die Daten bislang nicht vorliegen.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen