Schokolade, Eis, Chips, Pizza und Pommes – viele Frauen kennen das Heißhungergefühl auf süße oder salzige Kaloriensünden, das sich kurz vor der Periode einstellt.
Wie auch andere prämenstruelle Symptome – beispielsweise Stimmungsschwankungen und Brustspannen – wird dieses Phänomen vor allem in Zusammenhang mit den biochemischen Veränderungen während des Monatszyklus gesetzt.
Der Einfluss von Essensreizen auf das Gehirn
Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) haben nun untersucht, ob das weibliche Gehirn kurz vor der Periode besonders sensibel auf Essensreize reagiert.
Dazu führten sie in einem Zeitraum von drei Monaten Tests mit 35 jungen,gesunden Frauen, die nicht hormonell verhüten, durch.
Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden auf auf Wissenschaftsportal ‚Sciencedirect‘.
Die Frauen kamen an mehreren Terminen zu den Untersuchungen ins Labor: in der ersten Zyklushälfte, während des Eisprungs und in der Zeit kurz vor Einsetzen der Menstruation.
Dort wurden die Probandinnen gebeten, verschiedene Bilder von Lebensmitteln mit vielen oder wenigen Kalorien anzuschauen und dann hinsichtlich ihrer Schmackhaftigkeit zu bewerten.
Währenddessen wurden die Hirnströme der Frauen mittels Elektroenzephalogramm (EEG) abgeleitet, um die Aufmerksamkeit und Sensibilität gegenüber den Abbildungen zu messen.
Außerdem maßen die Forschenden die Konzentration des Geschlechtshormons Progesteron.
Zusätzlich berichteten die Studienteilnehmerinnen von ihren Beschwerden und Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit ihrem Zyklus wie zum Beispiel körperliches Unwohlsein sowie Schmerzen, aber auch Spannungen im sozialen Umfeld.
Sensiblere Reaktion auf hochkalorisches Essen
Die Ergebnisse der Studie zeigen eindeutig: Frauen reagieren in der Zeit kurz vor der Menstruation deutlich sensibler auf Bilder von Lebensmitteln mit vielen Kalorien als in anderen Phasen des Zyklus.
Bemerkenswert ist, dass sich dieser Effekt bei den Bildern von niedrigkalorischen Lebensmitteln nicht zeigte.
„Je niedriger die Progesteron-Konzentration und je größer die Beeinträchtigungen, von der die Frauen im Zusammenhang mit ihrer Periode berichteten, umso geringer war die EEG-Reaktion auf Bilder hochkalorischer Lebensmittel“, erklärt die Studienautorin Dr. Jana Strahler.
Keine Unterschiede habe es in der subjektiven Bewertung der Bilder gegeben.
Aufmerksamkeit leichter auf das Essen gelenkt
Die Wissenschafter nehmen daher an, dass Frauen mit einem niedrigen Progesteronspiegeln in der Zeit vor der Periode sowie mit höheren durch die Periode bedingten Beschwerden ihre Aufmerksamkeit leichter auf Essensreize lenken können.
Weitere Studien sollen nun zeigen, ob eine verringerte Sensibilität für Nahrungsmittel mit vielen Kalorien für einen übermäßigen Verzehr dieser ungesunden Lebensmittel anfällig macht oder – im Gegenteil – sogar davor schützt.
Ob eine derart veränderte Reaktion relevant für die Entwicklung von Essstörungen, Übergewicht oder Prämenstruellen Dysphorischen Störungen ist, ist nicht bekannt.
Quellen
- Strahler, J., et al. (2020): Food cue-elicited brain potentials change throughout menstrual cycle: Modulation by eating styles, negative affect, and premenstrual complaints, abgerufen am 13.07.2020 https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0018506X20301379?via%3Dihub
- Justus-Liebig-Universität Gießen (2020): Heißhunger auf Süßes und Salziges kurz vor der Menstruation, abgerufen am 13.07.2020 https://www.uni-giessen.de/ueber-uns/pressestelle/pm/pm105-20Psychologie_Menstruation
Cornelia Bertram
*Der Beitrag „Chips, Schoki, Eis & Co.: Darum haben Frauen vor der Periode oft Heißhunger“ wird veröffentlicht von FitForFun. Kontakt zum Verantwortlichen hier.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen