Wut, Angst oder Trauer: Warum weinen wir eigentlich?

Ein rührender Liebesfilm, eine schreckliche Nachricht oder die Wut, die in einem hochkocht: Es gibt viele Gründe, warum uns die Tränen kommen. Weinen liegt uns im Blut – es ist genauso wie Lachen ein angeborener Reflex. Schätzungen zufolge vergießen wir im Laufe unseres Lebens zwischen 70 und 100 Litern Tränenflüssigkeit, das wiederum entspricht vier bis fünf Millionen Tränen.

Wir weinen also eine ganze Menge – und als einzige Spezies auch aus emotionalen Gründen. Aber was bringt uns eigentlich genau dazu, auf die Tränendrüse zu drücken? Psychologen der Universitäten Ulm und Sussex (Großbritannien) teilen im Fachjournal "Motivation and Emotion" die menschlichen Tränenflüsse in fünf Kategorien ein: Einsamkeit, Machtlosigkeit, Überforderung, Harmonie und Medienkonsum.ä

Die Stunde Null


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Warum der Mensch weint: Forscher finden fünf Kategorien

Der Einteilung in diese Kategorien liege die Überlegung zugrunde, dass emotionale Tränen immer dann auftreten, wenn psychologische Grundbedürfnisse entweder nicht erfüllt oder aber sehr intensiv befriedigt würden, erklärten die Forscher. So verweisen die Psychologen etwa darauf, dass Einsamkeit durch ein nicht erfülltes Bedürfnis nach Nähe zustande kommt – und so zu Tränen führen könne. Zu dieser Kategorie zählen sie auch Tränen aufgrund von Liebeskummer oder Heimweh. 

Freudentränen dagegen treten laut den Forschern nach der intensiven Befriedigung des Bedürfnisses nach Harmonie auf – etwa auf einer Hochzeit. Als Beispiel für Tränen aufgrund von Machtlosigkeit nennen sie etwa die Reaktion auf eine Todesnachricht.

Der Unterschied zwischen emotionalen und basalen Tränen

Um das menschliche Weinen zu ergründen, hatten die Forscher in zwei Online-Umfragen Menschen zu Gründen für emotionale Tränen befragt. In einem weiteren Versuch sollten Versuchspersonen dann täglich Tagebuch führen. Dabei zeigte sich etwa, dass jüngere Menschen häufiger als ältere aufgrund von Überforderung weinten. 

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Übrigens: Neben den emotionalen Tränen gibt es noch die  basalen und die reflektorischen Tränen. Während basale Tränen das Auge befeuchten, entstehen reflektorische Tränen durch äußere Reize wie Wind oder Zwiebeln. Beide Tränenarten ließen die Forscher bei ihrer Studie allerdings außen vor. 

Die Psychologen sehen die Studie als Grundlage für weitere Forschung zum Phänomen emotionaler Tränen. Bislang fehlten etwa Erkenntnisse darüber, welchen Einfluss Tränen darauf haben, ob ein Mensch einen anderen unterstützt, teilte Ko-Autor Johannes Keller mit, Leiter der Abteilung Sozialpsychologie der Universität Ulm. Die Identifikation der fünf häufigsten Gründe des Weinens könne dabei helfen, diese Fragen in Zukunft zu beantworten.

Tränen als Zeichen von Traurigkeit

Psychologie


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Der niederländische Psychologe Ad Vingerhoets hat bereits im letzten Jahr gemeinsam mit einem Forscherteam in einer Metaanalyse der bisherigen Studien über emotionales Weinen herausgefunden, dass wir uns in diesem Gebiet noch im Anfangsstadium der Empirie befinden.

Die Ursache dafür laut dem Hautautoren der Studie: "Tränen werden oft nur als Kennzeichen von Traurigkeit gesehen." Vingerhoets forscht bereits seit mehr als 20 Jahren zum Thema Weinen ­und weiß, dass Weinen eine eigene Kommunikationsform ist. Er ist sich sicher: Unsere Tränen enthalten nicht nur viele Informationen über unseren derzeitigen Zustand, sondern auch über uns als Person.

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Quelle: Studie von Ad Vingerhoets

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