Welche Nährstoffe und Ernährungsform fördern die Spermienqualität?

Studien zufolge ist die Spermienqualität seit den 70er Jahren weltweit um 50 bis 60 Prozent gesunken. Was vorher ein nicht diskutiertes, persönliches Thema war, entwickelt sich immer mehr zu einem globalen Gesundheitsproblem. Einige wagen Worte wie „Gefährdung der Menschheit“. Das mag reißerischer klingen als es wahrscheinlich ist, dennoch ist es nicht nur für betroffene Männer, sondern auch für Mediziner:innen besorgniserregend. Die Ernährung gilt als eine entscheidende Ursache für den Spermienschwund. Was also können Männer für eine gute Spermienqualität essen und was sollten sie lieber meiden? 

Unfruchtbarkeit betrifft schätzungsweise 15% der männlichen und weiblichen Weltbevölkerung bzw. 60-70 Millionen Paare. Zu 40 bis 50% sind männliche Faktoren dafür verantwortlich, dennoch liegt der Fokus bei infertilen Paaren heutzutage noch immer auf der Frau.

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Dabei weiß man bereits sicher, dass in den letzten 40 Jahren messbare Spermienqualitätsparameter wie die Gesamtanzahl, Konzentration und Vitalität (Anteil lebender Spermien), Motilität sowie Morphologie der Spermien deutlich gesunken sind. Interessanterweise wird diese Reduktion besonders in Industrieländern beobachtet, weshalb bestimmte Lebensstilfaktoren wie eine ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung, psychischer Stress und Umweltschadstoffbelastung als mögliche Ursachen diskutiert werden. 

Zwar steckt die Forschung dahingehend noch in den Kinderschuhen, in einigen Studien konnten dennoch bereits wertvolle Zusammenhänge zwischen bestimmten Ernährungsformen, ausgewählten Nährstoffen und einer verbesserten Spermienqualität festgestellt werden. Ganz untätig muss Mann also nicht bleiben, um die Chancen für einen erfüllten Kinderwunsch zu erhöhen.

Ausgewählte Nährstoffe für bessere Spermienqualität

Für eine optimale Spermienqualität sollten den Samenzellen, insbesondere während des Entwicklungsprozesses im Nebenhoden zu fertigen Spermien, beste Voraussetzungen gewährleistet werden. Während der Reifung verlieren die Spermien den Großteil ihres Cytoplasmas und damit ihre intrazelluläre Abwehr gegen freie Sauerstoffradikale (ROS), wodurch sie besonders anfällig für oxidativen Stress werden. Den Schutz durch die Einnahme bestimmter Antioxidantien als Nahrungsergänzungsmittel zu erhöhen, klingt daher einleuchtend und hat in Studien positive Effekte auf die Spermienqualität gezeigt. Das gilt für Vitamin E und Vitamin C, Zink, Selen und Coenzym Q10.

Zudem ändert sich im Reifungsprozess die Fettsäurezusammensetzung der Spermienmembran zugunsten eines höheren Anteils an langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuren sind nicht nur wichtigster Bestandteil einer intakten Spermienmembran, sie besitzen darüber hinaus antiinflammatorische Eigenschaften. Ebenfalls in außerordentlich hohen Mengen im Nebenhoden vorkommend ist L-Carnitin (2000-fach höhere Konzentration als im Blut), da es für die Energiegewinnung aus Fettsäuren für die Spermien notwendig ist. L-Carnitin vermittelt den Transport langkettiger Fettsäuren in die Mitochondrien, wo sie über die ß-Oxidation zu Energie verbrannt werden.

Die Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren und L-Carnitin hat sich in Studien insbesondere auf die Spermienmotilität positiv ausgewirkt.

In der Apotheke gibt es bereits Nahrungsergänzungsmittel für den Mann, die einige der eben erwähnten Nährstoffe liefern. Welche Nährstoffe in den unterschiedlichen Präparaten enthalten sind, erfahren Sie in der Tabelle.

Nährstoff

Folio® Men

Elevit® for Men

Promotil® men

Orthomol Fertil plus

Vitamine

Vitamin C

Vitamin E

Vitamin B6

Vitamin B9

Vitamin B12

Vitamin D3

Mineralstoffe

Omega-3-Fettsäuren

Eicosapentaensäure (EPA)

Docosahexaensäure (DHA)

Weitere Nährstoffe

Nährstoffe mit antioxidativer Wirkung (kursiv)

Achtung: irreführende Werbesprüche

Werbeaussagen verschiedener Nahrungsergänzungsmittel für den Mann suggerieren oft eine gesteigerte Fertilität bei Einnahme der enthaltenen Nährstoffe. Bislang konnte in wenigen kleinen Studien allerdings nur ein positiver Effekt dieser Nährstoffe auf bestimmte Spermienqualitätsparameter gezeigt werden – und nicht auf die Schwangerschafts- und Geburtenrate. Eine reduzierte Spermienqualität senkt zwar die Empfängniswahrscheinlichkeit, sie ist jedoch selten die alleinige Ursache für eine männliche Unfruchtbarkeit und deswegen ein ungeeigneter Marker für die Fertilität des Mannes.

Ernährungsform und der Effekt auf die Spermienqualität

Wer keine Nahrungsergänzungsmittel einnehmen möchte, kann alle oben genannten Nährstoffe in ausreichenden Mengen auch über die richtige Ernährung aufnehmen und somit seinen Spermien etwas Gutes tun. 

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In einer Meta-Analyse, welche mehrere Beobachtungsstudien hinsichtlich Spermienqualität und Ernährungsform prüfte, konnte ein Zusammenhang zwischen einer gesunden und bewussten Ernährung und einer erhöhten Spermienkonzentration festgestellt werden. Als „gesund und bewusst“ wurde hier eine Ernährung reich an Obst, Gemüse, Fisch, Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten definiert. Am ehesten sei dies über eine WFPB-Diät („Whole Food, Plant-Based“) oder mediterrane Ernährung sowie über die DASH-Diät („Dietary Approaches to Stop Hypertension“) zu erreichen. Einen negativen Effekt auf die Spermienqualität hatte dagegen eine Ernährung mit einem hohen Anteil an gesättigten und trans-Fettsäuren, Vollmilch- und Fleischprodukten und schwermetall- bzw. pestizidbelasteten Nahrungsmitteln.

Zu betonen ist, dass neben der Ernährung weitere Lebensstilfaktoren einen gleichwertig hohen Einfluss auf die Spermienqualität besitzen. Das betrifft vor allem den Zigaretten- und Alkoholkonsum, die körperliche Aktivität und den Gesundheitszustand des Mannes.

Quellen

Swan SH, Colino S. Count Down: How Our Modern World Is Threatening Sperm Counts, Altering Male and Female Reproductive Development, and Imperiling the Future of the Human Race. Scribner, 2021

Nassan FL, Chavarro JE, Tanrikut C. Diet and men’s fertility: does diet affect sperm quality? Fertil. Steril. 2018;110:570–577, doi.org/10.1016/j.fertnstert.2018.05.025

Salas-Huetos A., James ER, Aston KI, Jenkins TG, Carrell DT. Diet and sperm quality: Nutrients, foods and dietary patterns. Reprod. Biol. 2019;19:219–224, doi.org/10.1016/j.repbio.2019.07.005

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