Vom Leben mit der Ausgangssperre in der Corona-Krise

Die Corona-Krise führte in vielen Ländern zu Einschränkungen des öffentlichen und sozialen Lebens. In manchen Ländern gibt es strenge Ausgangssperren. Wie das Leben mit Ausgangssperre sein kann, berichtet eine Betroffene.

  • Autor: Zentrum der Gesundheit
  • Aktualisiert: 25. März 2020

So ist das Leben mit Ausgangssperre dank Corona

Ich habe Angst, das Haus zu verlassen. Und wenn ich es tu, um mit dem Hund Gassi zu gehen, tu ich es mit Beklemmungen. Agoraphobie? So nennt man die Angst, das Haus zu verlassen. Weit gefehlt, denn wie gerne würde ich hinaus, darf es aber nicht. Denn es herrscht Ausgangssperre!


Ausgangssperre, weil ein Virus angeblich sein Unwesen treibt. Das Coronavirus SARS-CoV-2. Ausgangssperre, damit meine Mitmenschen und ich nicht krank werden, zumindest nicht sofort. Denn das würde das Gesundheitssystem überfordern – so wird uns erklärt.

Spazierengehen verboten!

Ich freue mich, wenn ich Erfahrungsberichte wie diesen von der Ausgangssperre in Belgien lese (1). Die Autorin hatte zunächst grosse Angst vor dem Eingesperrtsein, findet jetzt aber die Ausgangssperre überhaupt nicht mehr schlimm. Das ist auch kein Wunder, denn in Belgien gibt es keine echte Ausgangssperre. Man darf hinaus und spazierengehen, ja es wird sogar empfohlen (wenn man Abstand zu anderen Menschen einhält), da man offenbar erkannt hat, wie gesund Spazierengehen an der frischen Luft ist. Augen auf bei der Wohnortwahl, kann man da nur raten!

Denn im Land, wo ich lebe, ist auch Spazierengehen strengstens untersagt. Tut man es doch, wird man verwarnt oder gleich bestraft. Kann man die Strafe nicht bezahlen, wandert man in den Knast.

Gassi gehen nur um den Block

Eine kleine Ausnahme gibt es. Man darf Gassi gehen, aber nur mit dem Hund. Andere Tiere dürfen nicht ausgeführt werden. Kürzlich wurde amüsiert ein Artikel geteilt, in dem von Menschen berichtet wird, die ihre Ziege oder ihr Hausschwein ausführten, einer sogar einen Plüschhund. Das aber ist kein bisschen amüsant. Denn die Menschen sind verzweifelt und suchen einen Ausweg, um ein bisschen an die frische Luft zu kommen.

Und selbst mit dem Hund darf man nur in unmittelbarer Nähe des Hauses unterwegs sein. Man darf also auch mit dem Hund nicht Spazierengehen! Schliesslich sind Parks, Wälder, Berge sowieso „geschlossen“, der Zutritt ist verboten. Es ist lediglich erlaubt, kurz um den Block zu gehen, damit der Hund sein Geschäft verrichten kann. Entfernt man sich zu weit vom Haus und wird erwischt, wird man bestraft – Hund hin oder her.

Menschen werden misstrauisch

Nun kann man sagen, dass ja nicht überall kontrolliert werden kann. Nein, das nicht. Aber Menschen ohne Hund dürfen oft gar nicht mehr hinaus – und beobachten akribisch, wer am Haus vorbei läuft und ob man denjenigen nicht anzeigen könnte, weil er sich ein paar Meter zu weit über die magische Grenze entfernt hat oder auch weil sie tatsächlich Angst haben, das Virus werde auf diese Weise verbreitet.

Was ist die magische Grenze? Ich weiss es nicht. Und so huschen die Menschen ängstlich mit ihren Hunden an der Leine durch die Gassen, grüssen sich kaum noch, die meisten tragen ohnehin bereits Atemschutzmasken und die obligatorischen Gummihandschuhe. Bleibt man stehen, um kurz ein Schwätzchen zu halten, winken etliche bereits von weitem ab – aus Angst, entweder vor Ansteckung oder vor der Polizei.

Leute mit Hunden wiederum fühlen sich teilweise wie die Elite. Denn sie dürfen sich wenigstens die Beine vertreten und frische Luft schnappen. Begegnen sie einem Menschen ohne Hund, wird dieser misstrauisch beäugt, vor allem wenn dieser weder Einkaufstasche trägt noch eine Richtung wählt, in der ein Supermarkt vorhanden ist. Denn er ist höchstwahrscheinlich illegal unterwegs!

Kein Schritt ohne Beleg!

Das harmonische Miteinander, wie es so oft in den Medien verbreitet wird, das gemeinsame Singen auf den Balkonen, das Vernünftigsein, all das mag es geben. Es gibt jedoch auch die andere Seite, von der nicht berichtet wird.

Grosseltern, die mit ihren Enkeln nicht im selben Haushalt leben, diese aber abholen und tagsüber betreuen, weil sonst die Eltern nicht arbeiten könnten, handeln illegal. Schweissgebadet sitzen sie im Auto, wenn sie das Kind holen oder zurückbringen, vor Angst, erwischt zu werden und dann ihre Enkelkinder nicht mehr sehen zu dürfen und gleichzeitig den Eltern die Möglichkeit zu nehmen, arbeiten zu gehen.


Ja, manche dürfen auch arbeiten, Bauarbeiter etwa, Installateure, Gärtner und natürlich Alten- und Krankenpfleger. Auch zum Einkaufen von Lebensmitteln darf man das Haus verlassen oder wenn man zum Arzt oder Tierarzt muss. Allerdings all das nur mit einem Beleg in der Tasche. Dieser Beleg kann ein Arbeitsvertrag sein, ein Einkaufszettel, auf dem Rückweg dann der Kassenzettel oder der schriftlich bestätigte Termin vom Arzt bzw. Tierarzt.

Natürlich muss der direkte Weg gewählt werden. Gehen Sie nicht über Los, ziehen Sie nicht 4.000 Euro ein. Wie oft muss ich in letzter Zeit an diese Ereigniskarte von Monopoly denken, die einen geradewegs ins Gefängnis schickt und einem die Möglichkeit nimmt, am gewohnten Leben teilzunehmen!

Häusliche Gewalt und Alkoholismus

Manch einer hat einen Garten, kann sich sich dort unter einen Baum setzen, an einer Blüte schnuppern, die Sonne geniessen. Was aber tun Menschen, die in den Städten in einer Wohnung leben? Man verbietet ihnen über Wochen hinweg, in die Natur zu gehen, obwohl sie doch dort am wenigsten eine Ansteckung befürchten müssten. 

Stattdessen sitzen die Familien in kleinen Wohnungen gedrängt – ohne nennenswerte Bewegung, ohne Beschäftigung, ohne Arbeit. Das Ergebnis? Die Menschen lassen sich den ganzen Tag von den Medien berieseln, essen zu viel, trinken zu viel Alkohol und streiten. 

Experten warnen, dass die Ausgangssperre für viele Frauen und Kinder der Horror ist, nicht allein wegen des Eingesperrtseins an sich, sondern weil sie Opfer häuslicher Gewalt sind und nun fast 24 Stunden am Tag mit ihrem Peiniger auf engstem Raum ausharren müssen (2). 

Ein weiteres Problem ist, dass Alkoholiker leichter rückfällig werden, nicht zuletzt, da die Meetings der Anonymen Alkoholiker kaum noch stattfinden, der gewohnte Tagesrhythmus mit den entsprechenden Ablenkungen und Beschäftigungen fehlt, die Arbeit wegfällt und Existenzängste dazu kommen.

Ausgangssperre ohne Corona

In meinem gesamten Bekannten- und Freundeskreis ist niemand krank – und das, wo ich doch in einem Land mit den höchsten Infektionszahlen lebe. Der eine oder andere hat mal einen Schnupfen oder einen Husten – wie immer halt. Einer lag auch mal im Bett.

Er hatte Fieber und bekam verständlicherweise Angst, er werde jetzt Opfer der Pandemie. Er rief beim Corona-Notdienst-Telefon an, einmal, zweimal, dreimal. Niemand nahm ab oder es war belegt. Am nächsten Tag versuchte er es erneut, am dritten noch einmal. Niemand nahm ab oder es war belegt. Schliesslich entschied sich die betreffende Familie, die Polizei einzuschalten, sollte es dem Kranken schlechter gehen. Nach einer Woche war er wieder auf den Beinen – wie immer halt, wenn man einen grippalen Infekt hat.

In den örtlichen Altenheimen geht es den Menschen gut, sie werden versorgt und sind guter Dinge. Ja, manchmal stirbt dort jemand – vermutlich weil auch in Altenheimen ab und zu gestorben wird.

Wenn Landsleute im Ausland waren und nun wieder zurückkehren (müssen), erzählen sie von der entsetzlichen Berichterstattung im Ausland. Gäbe es kein Skype, Handy und Co. und hätten sie sich allein auf die Medien verlassen müssen, sagen sie, hätten sie gedacht, bei ihrer Rückkehr nur noch Leichen oder zumindest katastrophale Zustände vorzufinden. Stattdessen ist alles beim Alten, allen geht es gut – noch. Denn die Ausgangssperre macht die Menschen krank!

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Quellen

(1)Schlüter N, Eine Ausgangssperre muss kein Horrorszenario sein, jetzt.de, 20.3.2020

(2)Godin M, As Cities Around the World Go on Lockdown, Victims of Domestic Violence Look for a Way Out, Time, 18.3.2020

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