"Long Covid": Studie zeigt, wie vielfältig die Beschwerden sein können

Von Covid-19 genesen heißt nicht immer gesund. Zwar erholen sich die meisten Infizierten vollständig, einige Betroffene berichten allerdings auch Wochen oder Monate nach der Akutphase der Infektion von anhaltenden oder neuen Beschwerden. Das Phänomen bezeichnen Mediziner als "Long Covid" oder "Post-Covid-Syndrom". Die Bandbreite der Beschwerden ist grundsätzlich groß: Betroffene klagen etwa über Müdigkeit, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Erschöpfung und eine verminderte Leistungsfähigkeit (Fatigue). Das Leiden ist recht häufig. Schätzungsweise mindestens einer von zehn ehemals Infizierten entwickelt "Long Covid".

"Long Covid"


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Eine große US-Studie zeigt nun, wie vielseitig das Beschwerdebild sein kann. Gleichzeitig wird deutlich, dass auch Menschen mit einem leichten oder gar asymptomatischen Verlauf betroffen sein können. In die Untersuchung sind Daten von knapp zwei Millionen Patientinnen und Patienten eingeflossen, die sich im Jahr 2020 mit dem Coronavirus infiziert hatten. Durchgeführt wurde die Studie von "Fair Health", einer Nonprofit-Organisation, die Daten zu privaten Krankenversicherungen in den USA sammelt und auswertet.

„Post Covid“-Patienten berichten über unterschiedlichste Symptome

Fast jeder vierte Genesene (23,2 Prozent) berichtete rund einen Monat nach der Infektion oder später über ein gesundheitliches Problem, das zuvor nicht in Erscheinung getreten war. Der zeitliche Zusammenhang legt nahe, dass die Symptome auf die vorherige Corona-Erkrankung zurückzuführen sind. 

Mit am häufigsten wurden Schmerzen genannt, etwa Nerven- oder Muskelschmerzen, Beschwerden beim Atmen, ein hoher Cholesterinspiegel, Unwohlsein und Müdigkeit sowie Bluthochdruck. In anderen Fällen erzählten Betroffene von Magen-Darm-Beschwerden, Migräne-Attacken, Hautproblemen, Herzbeschwerden, Schlafstörungen sowie psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen.

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Menschen, die wegen ihrer Covid-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten, berichteten zwar am häufigsten über spätere medizinische Probleme. Dies war rund bei jedem zweiten Betroffenen der Fall. Doch auch Menschen, die zunächst nur leichte (27,5 Prozent) oder gar keine Covid-Symptome (19 Prozent) gezeigt hatten, klagten über neue gesundheitliche Beschwerden. 

Der hohe Prozentsatz unter den asymptomatischen Patienten sei "überraschend" gewesen, wird Studienautorin Robin Gelburd von der "New York Times" zitiert. Gleichzeitig betonte sie, wie wichtig es sei, dass Patienten und Mediziner von diesem Umstand wüssten. Bei neu auftretenden gesundheitlichen Beschwerden, die nicht so recht in die Krankenakte des Patienten passen, könne es sich demnach um Nachwirkungen einer Corona-Infektion handeln. Unter Umständen wisse der Patient oder die Patientin gar nichts von der vorherigen Infektion. 

Schwächen der Studie

Die Studie liefert wichtige Einblicke, allein aufgrund ihrer Größe. Allerdings wurden nur Daten von Patientinnen und Patienten ausgewertet, die privat versichert sind. Menschen, die sozial schlechter gestellt sind und sich beispielsweise keine Krankenversicherung leisten können, schließt die Studie nicht mit ein. Möglicherweise sind bestimmte Leiden damit untererfasst. 

Auch kann die Studie letztlich nicht nachweisen, dass die genannten Beschwerden auf die Corona-Infektion zurückzuführen sind. Sie weist lediglich einen zeitlichen Zusammenhang nach. Denkbar wäre damit auch, dass einige Patientinnen und Patienten bereits vor der Infektion Probleme mit dem Bluthochdruck oder dem Cholesterinspiegel hatten, diese aber erst nach der Infektion diagnostiziert wurden. Eine unabhängige Prüfung der Studie, ein sogenanntes Peer-Review, steht zudem noch aus.

Erst kürzlich hatte eine US-Studie gezeigt, wie stark eine Corona-Infektion die Gesundheit Betroffener langfristig beeinträchtigen kann. Untersucht wurde, wie es 73.000 ehemaligen Corona-Patientinnen und -Patienten in den Monaten nach ihrer akuten Erkrankung erging. Die Personen hatten milde bis moderate Symptome gezeigt und waren nicht auf eine Behandlung im Krankenhaus angewiesen.

Ein Vorteil dieser Studie war, dass es eine Vergleichsgruppe gab und damit nachgewiesen werden konnte, dass die gesundheitlichen Beschwerden unter Genesenen häufiger auftraten, als in der übrigen Bevölkerung zu erwarten gewesen wäre.

Beobachtet wurden unter anderem neurologische wie auch Herz-Kreislauf-Symptome. Auch das Risiko für psychische Beschwerden, darunter Angst- und Schlafstörungen, war unter den Covid-19-Genesenen erhöht. 

Quelle: New York Times / Fair Health

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