Drei Trends in Europa zeigen, dass harmlose Corona-Lage schnell wieder kippen kann

Zahlen, Daten, Fakten zur Covid-19-Pandemie: In den Monaten der Krise hat sich die Corona-Pandemie auch zum Informationsdschungel entwickelt. FOCUS Online will Ihnen dabei Orientierung geben – und zeigt Ihnen jeden Tag die wichtigsten, aktuellen Trends zu Sars-CoV-2.

9. September, 11.00 Uhr: Covid-19-Trends für Deutschland

  • Neuinfektionen: 2113; Gesamt: 252.953
  • Aktive Fälle: -609; Gesamt: 17.147
  • Neue Todesfälle: 4; Gesamt: 9306

Die Gesundheitsämter in Deutschland melden am Dienstag 2113 Neuinfektionen – und damit 845 mehr als am Vortag. Einen besonders hohen Anstieg verzeichnet Nordrhein-Westfalen mit 844 neuen Fällen innerhalb der vergangenen 24 Stunden. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand Bayern (+413) und Baden-Württemberg (+257). Die wenigsten neuen Infektionen zählt erneut Mecklenburg-Vorpommern (+4).

Deutschlandweit haben sich damit seit Beginn der Pandemie 252.953 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. 9306 davon sind bislang an oder mit dem Coronavirus gestorben (4 neue Todesfälle am Dienstag). RKI-Lagebericht 08.09.20 Die Zahl der Neuansteckungen in Deutschland im Überblick

Die Zahl der Genesenen liegt laut Robert Koch-Institut (RKI) bei 226.500. Als akut infiziert gelten derzeit 17.147 Menschen (aktive Fälle) und damit 609 mehr als am Vortag.

Der R-Wert sinkt minimal – von 1,12 auf 1,10. Das bedeutet: 100 Infizierte stecken im Schnitt 110 weitere Personen an. Die Ansteckungszahlen werden deshalb tendenziell weiter anziehen. Die 7-Tages-Inzidenz liegt aktuell bei 10,0 Fällen pro 100.000 Einwohner (Stand: 09.09.20, 8.40 Uhr).

Die Covid-19-Trends für Europa

Doch nicht nur in Deutschland steigen derzeit wieder die Corona-Fallzahlen. Auch viele andere Länder melden vermehrt Ansteckungen. Deutschland steht dabei im Vergleich zu vielen europäischen Nachbarn sogar noch sehr gut da, wie aktuelle Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigen: So zählt sie in ihrem Wochenbericht zuletzt 247.125 neue Fälle auf dem europäischen Kontinent.

Ganz oben auf der Liste der Länder mit den meisten Neuinfektionen: Frankreich mit fast 44.000 und Spanien mit mehr als 40.000 neuen Fällen in nur sieben Tagen. Dahinter rangiert Russland mit im Wochenverlauf gut 35.000 neuerlich nachgewiesenen Infektionen. Die Ukraine und Israel folgen mit deutlichem Abstand.

Die Infektionszahlen der Länder im Überblick:

  • Frankreich: 43.686 neue Fälle in sieben Tagen
  • Spanien: 40.087
  • Russland: 35.179
  • Ukraine: 16.820
  • Israel: 12.390
  • Großbritannien: 11.412
  • Türkei: 11.164
  • Italien: 9485
  • Deutschland: 8214
  • Rumänien: 8031

Gesamtzahl der Neuinfektionen in Europa so hoch wie vor dem Lockdown

Auffällig beim Blick auf Gesamteuropa: Die Infektionszahlen steigen zwar nicht überall gleich stark an, insgesamt kratzen sie aber vor allem wegen der immensen Ansteckungszahlen aus Südeuropa an den Spitzenwerten der ersten Welle des Frühjahrs. Während sich die Zahl der Infektionen zwischenzeitlich fast halbiert hatte, erreicht sie inzwischen wieder das Niveau von März und April. WHO Week Report, Stand: 06.09.20 Die Infektionszahlen für Gesamteuropa im Zeitverlauf

Infektionszahlen in Spanien und Frankreich fünfmal so hoch wie in Deutschland

Damit liegt Deutschland in Sachen Neuinfektionen aktuell auf Platz 9 in Europa. Im Vergleich zu den Spitzenreiter-Ländern bewegen sich die Zahlen hierzulande aber nach wie vor auf einem eher niedrigen Niveau. Spanien und Frankreich melden auf die Woche gerechnet aktuell fünfmal so hohe Zahlen wie Deutschland. Worldofmeters Die Infektionszahlen Frankreichs im Zeitverlauf

Europas Covid-19-Sorgenkinder: Frankreich und Spanien

Mit 8964 neuen Infektionen innerhalb eines Tages ist Spanien dabei derzeit das die Pandemie treibende Land Nummer 1 in Europa. Hatten sich die Zahlen im Juni noch im niedrigen Hunderter-Bereich bewegt, explodieren die Ansteckungszahlen derzeit immer weiter. Worldofmeters Die Infektionszahlen Spaniens im Zeitverlauf

1. Trend: In Spanien steigen die Todesfällen wieder an

Besonders kritisch dabei: Nicht nur die Infektionsfälle, sondern auch die Zahl der Corona-assoziierten Todesfälle steigt in Spanien gerade wieder deutlich an. Dutzende Todesfälle registrieren die Behörden jeden Tag.

Zuletzt waren es an nur einem Tag 184 Menschen, die in Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion verstorben waren. Seit Mai hatte Spanien nicht mehr so viele Tote innerhalb eines Tages gezählt. Worldofmeters Die Todesfälle in Spanien nehmen aktuell wieder zu

Todesfall-Statistik zeigt wichtigen Unterschied zur Situation der ersten Welle

Spanien ist bislang allerdings das einzige Land in Europa, das diesen möglicherweise gefährlichen Trend bei den Todeszahlen zeigt. Insgesamt bleibt die Zahl der Todesfälle in Europa weiterhin konstant gering. Starben zu Hochzeiten der ersten Welle europaweit mehr als 25.000 Menschen in einer Woche, liegt die Zahl der Menschen, die mit oder an Corona verstorben sind, laut WHO-Bericht aktuell bei 3015 und damit auf einem ähnlich geringem Niveau wie seit Juni.

Das verdeutlicht die veränderte Situation im Vergleich zum Beginn der Pandemie: Nicht nur wissen Mediziner mittlerweile mehr über das Virus und seine Eigenschaften sowie seine potenziellen Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Auch die Therapiemöglichkeiten bei schweren Krankheitsverläufen haben sich verbessert. Vor allem aber infizieren sich derzeit verstärkt junge Menschen ohne Vorerkrankungen.

Sie erkranken oft nur mild oder bemerken eine Infektion nicht einmal. „Sollten sich wieder vermehrt ältere Menschen infizieren, muss auch mit einem Wiederanstieg der Hospitalisierungen und Todesfälle gerechnet werden“, führt das RKI aus.

2. Trend: Es stecken sich wieder vermehrt ältere Menschen an

Entsprechend beunruhigend sind Veränderungen in der Altersstruktur von Infizierten, die sich gerade nicht nur in Spanien, sondern in verschiedenen Ländern zu zeigen scheinen: Es stecken sich wieder mehr ältere Menschen mit dem Coronavirus an.

3. Trend: In Region mit zunehmend älteren Infizierten werden Intensivbetten knapp

Erste Konsequenzen dessen werden mancherorts bereits sichtbar; etwa in der Region rund um Marseille in Frankreich: Sie ist aktuell besonders schwer von Coronavirus-Fällen betroffen. Intensivbetten werden für Covid-19-Patienten bereits knapp, wie erste Kliniken melden. Auf Twitter werden ähnliche Verschiebungen in der Altersstruktur bei den positiv Getesteten auch in anderen Regionen bereits diskutiert.

In Deutschland zeigt sich dieser Trend bisher nicht: Bislang zählt das RKI die meisten Infektionen weiterhin bei den 15- bis 34-Jährigen sowie bei den 5- bis 14-Jährigen. Dahinter folgt dem aktuellen Lagebericht nach die Gruppe der 35- bis 59-Jährigen. RKI-Lagebericht 08.09.20 Neue Corona-Fälle in den einzelnen Altersgruppen

Dementsprechend niedrig ist die Zahl der Todesfälle. Setzt sich der Trend fort, dass wieder zunehmend ältere Menschen und damit tendenziell Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf durch Covid-19 erkranken, könnte das jedoch die Corona-Situation auch in Deutschland wieder verschärfen.

8. September, 11:30 Uhr: Covid-19-Trends für Deutschland

  • Neuinfektionen: 1268; Gesamt: 250.840
  • Aktive Fälle: -56; Gesamt: 16.538
  • Neue Todesfälle: 4; Gesamt: 9302

Die Gesundheitsämter der Bundesländer meldeten am Montag insgesamt 1268 neue Corona-Infektionen, am Vortag waren es lediglich 569. Der starke Anstieg könnte aber auch den Meldeverzögerungen vom Wochenende geschuldet sein, von Sonntag auf Montag hatten sieben Bundesländer keine neuen Zahlen gemeldet.

Der R-Wert ist von Sonntag auf Montag leicht angestiegen und liegt laut Robert Koch-Institut (RKI) bei 1,12 (Vortag 1,1). Damit liegt die 7-Tages-Inzidenz nun bei 9,6 Fällen pro 100.000 Einwohner (Stand 08.09., 08:30 Uhr).

Bayern meldet über 500 Neuinfektionen an einem Tag

In seiner aktuellen Tagesstatistik meldet das Robert-Koch-Institut am Dienstag 1499 Neuinfektionen. Davon gehen allein 506 auf Bayern zurück – fast doppelt so viele wie auf Baden-Württemberg, das mit 269 Neuinfektionen an zweiter Stelle steht. RKI Für Bayern meldete das RKI am Dienstag 506 Neuinfektionen. (Verzug auf Grafik noch nicht sichtbar)

Auch in den vergangenen Tagen gab es in Bayern täglich hunderte Neuinfektionen. Die Zahl der neuen Coronafälle bewegte sich im Verlauf der vergangenen Woche zwischen 230 und 379. Damit liegen die Fallzahlen deutlich über dem mittleren Niveau der Monate Mai, Juni und Juli, im August machte sich wieder ein deutlicherer Anstieg bemerkbar.

Die 7-Tages-Inzidenz gibt an, wie viele von 100.000 Personen sich in einer bestimmten Region im Verlauf einer Woche infiziert haben. Der Wert ermöglicht es, das Infektionsgeschehen verschiedener Landkreise besser miteinander zu vergleichen. Als entscheidende Ziffer gilt hier 50: Übersteigt die 7-Tages-Inzidenz diesen Wert, gilt die Lage in diesem Landkreis als kritisch und die Stadt sollte Maßnahmen ergreifen.

Im Verlauf der Pandemie hatten einzelne Bundesländer wie auch Bayern den Wert auf 35 oder 30 heruntergesetzt und als Frühwarnsystem eingesetzt, um bereits bei diesem Wert stufenweise Lockerungen zurückzufahren.

Damit steigt auch die 7-Tages-Inzidenz in Deutschlands größtem Bundesland: Von 14,5 auf 16,3 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner. Dabei handelt es sich um den höchsten Wert in ganz Deutschland. Es folgen Baden-Württemberg mit einem Wert von 14,0 und Berlin mit einem Wert von 12,1. Zum Vergleich: Der bundesweite 7-Tages-Wert lag am Dienstag bei 9,6, am Vortag noch bei 9,2.

RKI Bayerns 7-Tages-Inzidenz liegt über dem deutschlandweiten Durchschnitt.  

Bayerns Hot-Spots: Drei Städte über dem Grenzwert

Besonders betroffen von Neuinfektionen sind in Bayern drei Landkreise:

  • Landshut Stadt (+53,9)
  • Rosenheim (+64,7)
  • und Memmingen (+70,7) überschreiten den kritischen Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner über einen Zeitraum von sieben Tagen.

RKI In Memmingen, Rosenheim und Landshut gibt es in Bayern die meisten Corona-Fälle.  

7-Tages-Inzidenz bei über 30: Hier könnte es brenzlig werden

Alle weiteren 398 Stadt- und Landkreis befinden sich derzeit noch unter Hot-Spot-Niveau. Brenzlig könnte es jedoch auch in weiteren Regionen werden. Die 7-Tages-Inzidenz liegt

  • in Welden in der Oberpfalz bei 37,6
  • in München (Stadt) bei 35,1
  • in Ulm bei 33,2
  • und in Würzburg bei 32,1.

RKI Auch in Welden in der Oberpfalz, in München, Ulm und Würzburg liegt die 7-Tages-Inzidenz bei über 30.

In allen weiteren Landkreisen liegt die Inzidenz der vergangenen sieben Tage bei unter 30.

Covid-19-Pandemie: Darum gibt es so viele Neuinfektionen

Mit insgesamt 457,3 Covid-19-Fällen pro 100.000 Einwohnern gilt Bayern als das am stärksten vom Coronavirus betroffene Bundesland.

Für den starken Anstieg der Fälle, etwa im Hotspot Landshut, macht das Robert Koch-Institut größtenteils die Reiserückkehrer verantwortlich. Die Stadtverwaltung reagierte darauf, indem sie am 3. September einen Maßnahmenkatalog verabschiedete. Demnach müssen sich Reiserückkehrer künftig zweimal testen lassen.

Außerdem treten dem RKI zufolge viele Neuinfektionen im Zuge von Feiern im Familien- und Freundeskreis auf. Auch dagegen geht die Stadtverwaltung künftig vor: Der Aufenthalt im öffentlichem Raum sowie in der Gastronomie ist nur noch in Gruppen bis zu fünf Personen erlaubt.

Weitere Ausbrüche vermerkt das Institut in Alten- und Pflegeheimen, Einrichtungen für Asylbewerber und Geflüchtete, Gemeinschaftseinrichtungen, verschiedenen beruflichen Settings sowie in Zusammenhang mit religiösen Veranstaltungen.

So reagieren die Hotspot-Städte

Verschärft werden diese am Donnerstag verabschiedeten Maßnahmen in Landshut vorerst nicht. Mit dem heutigen Schulbeginn gilt dort aber ab sofort eine Maskenpflicht für Grundschüler, dies galt bislang nur für weitergehende Schulen. Außerdem setzt die Stadt zusätzliche Busse auf den Schulwegen ein.

In Rosenheim sollen die bereits am 25. August in Kraft getretenen Beschränkungen nach Angaben eines Sprechers unverändert gelten, bis der Wert der Neuinfektionen unter die erste Warnstufe von 35 fällt. In der Stadt gibt es auch eine Beschränkung auf maximal 50 Teilnehmer bei privaten Veranstaltungen in Räumen.

In Memmingen soll es trotz der deutlichen Zunahme der Infektionszahlen binnen weniger Tage keine allgemeinen Beschränkungen geben. Bei den Infizierten handele es sich ausschließlich um Reiserückkehrer aus Risikogebieten, darunter mehrere Familien, die im Urlaub miteinander in Kontakt standen, betonte die Verwaltung. "Da alle Infizierten in häuslicher Quarantäne sind und keine Kontaktpersonen in Memmingen hatten, sind keine Einschränkungen für die Allgemeinheit notwendig", sagte Oberbürgermeister Manfred Schilder (CSU).

Mehr Informationen zu diesem Thema erfahren Sie auf der zweiten Seite.

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