Für Christian Drosten sind es volle Tage: Ein „Gehetze“ habe er hinter sich, mit dem Fahrrad von Termin zu Termin bei Ministerien und Senatsverwaltungen in Berlin, sagte der Virologe vergangene Woche dem Sender NDR. Da bleibe selbst die Lektüre neuester Studien etwas auf der Strecke. Die Expertise des großen, hageren Mannes mit dem Lockenkopf ist dennoch gefragt wie nie angesichts der Covid-19-Pandemie: Als Spezialist für neu auftretende Infektionskrankheiten ist er zu einem der präsentesten Köpfe in der Coronavirus-Krise geworden.
Bei Pressekonferenzen sitzt er auf dem Podium mit Jens Spahn, dem Bundesgesundheitsminister. Er ist Gast in Talkshows. Spricht mit Zeitungen, twittert und äußert sich seit Ende Februar ausführlich jeden Werktag im Podcast „Coronavirus-Update“ im NDR. Dabei geht der Virologe geduldig auf neueste Entwicklungen und Fragen aus dem Alltag ein. Der Vater eines zweieinhalb Jahre alten Sohnes erklärt laienverständlich und unaufgeregt, aber er beschönigt auch nichts. Vieles ist zu komplex für zwei Sätze, das Format gibt ihm die Zeit auszuholen. Und an die Vernunft zu appellieren.
Das Magazin „Der Spiegel“ nannte Drosten kürzlich „Spitzenmann unter den Seuchendetektiven“, der „Tagesspiegel“ sprach vom „einflussreichsten Arzt“ im Land. Es gibt Nutzer in sozialen Medien, die ihn gerade als ihren „Helden“ bezeichnen.
Christian Drosten forscht seit Jahren auf diesem Gebiet
Tatsächlich weiß Drosten im Moment wohl so gut wie kaum ein anderer Wissenschaftler in Deutschland, wovon er spricht. Er war 2003, damals am Bernhard Nocht Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg, einer der Mit-Entdecker des Sars-Coronavirus – eines engen Verwandten des aktuell pandemischen Erregers Sars-CoV-2. Auch ein schnelles diagnostisches Testsystem dafür entwickelte Drosten mit. Für diese Leistungen gab es 2005 – im Alter von 32 Jahren – das Bundesverdienstkreuz. Unter Drostens Leitung entstanden später laut Charité auch Tests für Zika und Mers. Diesen Januar legte seine Arbeitsgruppe den ersten Test für das neuartige Coronavirus vor.
Virologe
Der Aufklärer: So wurde Christian Drosten zum wichtigsten Mann Deutschlands
Das Coronavirus hat den Virologen Christian Drosten zum gefragtesten Mann der Republik gemacht. Und zum Star. Wer ist dieser Mann? Und was macht ihn so besonders?
Für Drosten scheint aus seinem Wissen und aus seiner unabhängigen Position an der Charité heraus eine Verantwortung zu erwachsen, das Feld in der nun ernsten Lage nicht selbst ernannten Experten zu überlassen. Auch wenn das bedeutet, viel in den Schlagzeilen zu sein, Hasskommentare zu bekommen und persönliche Details preiszugeben.
Es prägt sich eben ein, wenn Drosten erzählt, dass er zum Beispiel in Kneipen wegen womöglich schlecht gespülter Gläser – Viren! – seit Jahren nur zu Flaschenbier greife. Oder dass sein Vater und dessen Kollegen im ländlichen Raum das Risiko für sich noch nicht erkannt hätten – sie sollten aber besser nicht zum Schützenfest gehen.
Drosten wuchs auf einem Bauernhof im Emsland auf. Medizin studierte er in Frankfurt am Main. Nach seiner Zeit am BNITM wurde er 2007 Leiter des Instituts für Virologie der Universität Bonn, seit 2017 ist er an der Charité. Die renommierte Berliner Uniklinik sei „sicher kein sanftes Ruhekissen, sondern ein Ort, wo man etwas bewegen muss – aber auch kann und darf“, sagte er einmal in einem Interview. Da ahnte der Virologe wohl noch nicht, in welchem Ausmaß.
Neu in Gesundheit
Coronavirus-Pandemie
So breitet sich das Coronavirus aus – in Deutschland und weltweit
stern Reisewelten
Westeuropa Kreuzfahrt ab Hamburg mit All Inclusive ab 499 Euro
Die Diagnose
Eine Frau hat einen entzündeten Bauchnabel – und die Ursache überrascht selbst die Ärztin
Corona-Folgen
Streifzug durch Hamburg: Der Kiez leert sich – doch einige Unbelehrbare gibt es noch
Covid-19
Touristen dürfen ab Mittwoch nicht mehr nach Schleswig-Holstein
Tierschutzbund informiert
Corona und Haustiere: Was Besitzer von Hunden, Katzen und Co. jetzt wissen sollten
Corona-Folgen in Frankreich
Leere auf den "Champs-Elysees": Passanten schildern gespenstische Situation
Pandemie
Italien: Experten rechnen mit Corona-Höhepunkt in den nächsten Tagen – was wir daraus lernen können
Corona-Vorbereitung in Kliniken
Bundesweite Datenbank startet: Wo gibt es freie Beatmungsplätze auf Intensivstationen?
Lange Tradition
Coronavirus: Fledermäuse unter Verdacht – Dorfbewohner sammeln weiter Tierkot
Zahlen aus Südkorea
Statistik zeigt: Die jungen Leute verbreiten das Virus, die alten sterben daran
Reaktionen auf Corona-Maßnahmen
#ShutdownGermany: "Ja, sie sind alle gestorben. Aber hast du gesehen, wie schön ihre Frisuren waren?"
"Stachelige" Oberfläche
Ein näherer Blick: So sieht das Coronavirus aus
Corona-Krise
Bundesregierung stellt 50 Millionen Euro für Urlauber-Rückholaktion bereit
Klinischer Test in den USA
Erste freiwillige Testperson erhält möglichen Coronavirus-Impfstoff
Soziale Netzwerke
"Ich kann nicht mehr": Ärzte und Pfleger flehen Menschen an, zu Hause zu bleiben
Bayerns Ministerpräsident
Söder: Deutschland ist im Kampf gegen Corona zu langsam – Wissenschaftler geben ihm recht
Debatte um Entzündungshemmer
WHO: Bei Coronavirus-Verdacht ohne ärztlichen Rat kein Ibuprofen einnehmen
Covid-19-Pandemie
9000 bestätigten Corona-Infektionen – auch Spanien schließt Grenzen
Auf Instagram
"Keinen Bock auf Sterben": Aktivist teilt dringenden Appell der Corona-Risikogruppe
Covid-19-Pandemie
Coronavirus: Robert-Koch-Institut setzt Gefährdungslage auf "hoch"
Quelle: Den ganzen Artikel lesen