"Covid-Arm" nach Impfung: Dieses Symptom wird es in Hausarztpraxen jetzt häufiger geben

Leichte Schmerzen an der Einstichstelle oder ein Druckgefühl im Oberarm: Solche vorübergehenden Reaktionen treten häufig bei allen Arten von Impfstoffen auf. Bei den bereits zugelassenen mRNA-Corona-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna scheint es zudem eine Besonderheit zu geben. Beide Impfstoffe können bei einigen Patienten zu einem sogenannten "Covid-Arm" führen. Was steckt dahinter?

Gegen Fieber und Schmerzen


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Die harmlosen, aber unangenehmen Beschwerden treten nicht unmittelbar nach der Impfung auf, sondern zeigen sich meist mit einigen Tagen Abstand: Die Haut um die Impfstelle rötet sich, juckt, erwärmt sich oder schwillt an. Eine solche Reaktion spricht nach Ansicht von Experten nicht gegen eine zweite Impfung, auch klingt sie nach einigen Tagen wieder ab.

Ein Medizinerteam um die Virologin Sandra Ciesek berichtet im "Ärzteblatt" über vier Fälle, die im Universitätsklinikum Frankfurt aufgetreten sind. Bei allen beobachteten Fällen handelt es sich um Mitarbeiterinnen des Klinikums im Alter zwischen 29 und 60 Jahren. Die verzögerten Reaktionen "scheinen überwiegend bei weiblichen Patienten aufzutreten", schreiben die Mediziner. Je zwei Frauen hatten den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten, die anderen beiden das Vakzin von Moderna.

Überempfindlichkeitsreaktion der Haut

Das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) berichtete bereits Anfang März über die unerwünschte Reaktion. "Diese verzögerten Lokalreaktionen können etwa eine Woche nach der Impfung auftreten und sind gekennzeichnet durch eine in der Regel gut abgrenzbare Hautrötung und Schwellung am geimpften Arm, in einigen Fällen verbunden mit Schmerzen und/oder Juckreiz", schreibt das PEI in seinem Sicherheitsbericht. 

Die genaue Ursache der Beschwerden ist demnach unklar. Aufgrund des zeitlichen Abstands zur Impfung geht das PEI jedoch von einer Überempfindlichkeitsreaktion der Haut im Zusammenhang mit dem Aufbau des körpereigenen Immunsystems aus. Die Reaktion sei nicht gesundheitsschädlich und verschwinde nach einigen Tagen wieder, betont das PEI. Demnach gebe es auch keinen Grund bei Betroffenen die zweite Impfdosis auszusetzen oder zu verzögern. 

Auch in der klinischen Phase III des Moderna-Impfstoffs wurde die Reaktion beobachtet. Sie betraf 0,8 Prozent der Probanden nach der ersten Impfung und 0,2 Prozent nach der zweiten Impfung. Betroffene berichteten über eine Rötung, Verhärtung und ein Spannungsgefühl ab Tag acht nach der Impfung. Die Beschwerden hielten etwa vier bis fünf Tage an.

In den USA werden mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus verstärkt verwendet – entsprechend häufiger wurde die Reaktion bereits beobachtet. US-amerikanische Medien bezeichnen sie gerne als "Covid-Arm", auch wenn der Begriff an sich irreführend ist. In den Impfstoffen ist lediglich der Bauplan für das Spike-Protein des Virus enthalten, nicht etwa das Virus selbst. Der Impfstoff kann daher auch zu keiner Covid-Erkrankung führen oder Nebenwirkungen verursachen, die auf eine Covid-Erkrankung zurückzuführen sind.

Kürzlich erschien im Fachblatt "New England Journal of Medicine" eine Untersuchung mit zwölf Patienten, die den "Covid-Arm" nach der ersten Moderna-Impfung entwickelten. Alle zwölf Patienten erhielten demnach auch die zweite Impfung. Bei der Hälfte der Patienten traten nach der zweiten Impfung keine großen lokalen Reaktionen mehr auf. Drei weitere Patienten entwickelten ähnliche Beschwerden wie nach der ersten Impfung. Bei den übrigen drei Personen zeigten sich zwar erneut Beschwerden, diese waren allerdings leichter ausgeprägt als nach der Anfangsdosis.

Kühlen und Juckreiz lindern

Die Betroffenen wurden meist symptomatisch mit Antihistaminika, Glucocorticoiden und durch Kühlung der betroffenen Stelle behandelt, schreiben die Autoren um Kimberly Blumenthal vom Massachusetts General Hospital in Boston. Es sei wichtig, die verspätete Reaktion zu kennen, um Patienten und Patientinnen Ängste zu nehmen und sie zur zweiten Impfung zu ermuntern, betonen die Mediziner. 

Von besonderer Bedeutung wird das nun für die Hausärzte in Deutschland sein. Sie dürfen seit vergangenem Mittwoch gegen Covid-19 impfen. Die Beteiligung der Hausarztpraxen hat zu einem großen Schub beim Impffortschritt geführt: Bereits am ersten Tag stieg die Anzahl der verabreichten Impfdosen von 372.506 (Dienstag) auf 668.799 (Mittwoch). Das entspricht einem Plus von knapp 300.000 Impfdosen.

Quelle:Deutsches Ärzteblatt / Paul-Ehrlich-Institut (PEI) / New England Journal of Medicine

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